DVFA: Umfrage unter Mitgliedern zu Umgang mit politischer Unsicherheit

Frankfurt/Main (8.5.17) – In den letzten Monaten standen die Kapitalmärkte weltweit stark unter dem Einfluss politischer Entwicklungen; die Rallye vor der Wahlentscheidung in Frankreich ist dafür nur das jüngste von vielen Beispielen. Dabei lautet eine alte Börsenweisheit: „Politische Börsen haben kurze Beine“. Von seinen Mitgliedern wollte der DVFA e.V, der Verband der Investment Professionals, wissen, ob sie diese Faustregel noch für gültig halten: Mit einer Zustimmungsquote von 63 Prozent wird sie zwar immer noch von der Mehrheit der am Kapitalmarkt tätigen Verbandsmitglieder geteilt. Aber immerhin 29 Prozent kommen zu einer anderen Einschätzung.

Dass Politik generell einen stärkeren Einfluss auf die Kapitalmärkte hat als zuvor – dieser Aussage stimmen 59 Prozent der Befragten zu. Bei vielen hat sich diese Erkenntnis auch ganz konkret auf ihre Arbeit ausgewirkt: Mehr als die Hälfte der Analysten, Fondsmanager und Banker geben zu Protokoll, dass der Einfluss politischer Entwicklungen auf ihre Investmententscheidungen größer geworden ist. Schließlich gehe es in der politischen Debatte um extremere Positionen und damit auch um möglicherweise gravierendere Veränderungen (56 Prozent).

Den stärkeren Einfluss der Politik auf die Kapitalmärkte begründen die Befragten auch mit dem „asymmetrischen Risiko“. Ereignisse, die zwar relativ unwahrscheinlich sind, aber dramatische Folgen hätten, könnten von den Kapitalmärkten nur schwer bewertet werden (44 Prozent). Dass durch populistische Strömungen die politische „Mitte“ verloren gehe und damit der politische Prozess unberechenbarer werde, sehen ebenfalls 44 Prozent als Grund.

Die Angst vor populistischen Strömungen ist unter den Investment Professionals weit verbreitet. 80 Prozent sehen die Gefahr, dass sie für „Disruption“ in Europa sorgen. Dabei wird das Risiko, dass die EU aus€einanderbrechen könnten, von 51 als das größte bewertet. Auch die Beschränkung des Freihandels macht Sorge – 45 Prozent sehen sie als größtes Risiko. Nur 13 Prozent hingegen halten den Konflikt zwischen den USA und Nordkorea für das größte Risiko.

DVFA-Vorstandsvorsitzender Stefan Bielmeier: „Selbst wenn der Wahlsieg Macrons die Kapitalmärkte erst einmal aufatmen lässt – die politischen Risiken in Europa sind nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Langfristig orientierte Anleger müssen sich darauf einstellen, dass gemäßigte politische Kräfte weiterhin unter starkem Druck stehen und grundsätzliche Kursänderungen à la Brexit und Trump jederzeit möglich sind und die Kapitalmärkte beeinflussen können. Szenarioanalysen werden für Investoren immer wichtiger.“