Jupiter AM: Fraglicher Ausblick für Chinas Wirtschaft

von Jason Pidcock, Fondsmanager des Jupiter Asia Pacific Income SICAV

London (7.2.19) – Erst jüngst läutete das chinesische Neujahrsfest das Jahr des Erde-Schweins für 2019 ein. Doch die Aussichten für Chinas Wirtschaft sind nicht allzu rosig. Auf der einen Seite kämpft China mit unzähligen Konjunkturmaßnahmen gegen das sich verlangsamende Wirtschaftswachstum an. Auf der anderen Seite jedoch rufen die Eindämmungspolitik der USA, die zunehmenden konkurrierenden, kostengünstigeren Produktionsstandorte und ein schwindender Leistungsbilanzüberschuss zur Vorsicht auf. In diesem Umfeld schränke ich mein Engagement in China ein. Statt auf Exporteure setze ich lieber auf inländische verbrauchsorientierte Unternehmen mit guter Liquidität und auf Privatunternehmen mit soliden Bilanzen, um schnell auf Ereignisse reagieren zu können.

China ist an sich ein schwieriger Fall. Die im letzten Jahr erfolgten Konjunkturmaßnahmen zur Senkung der Zinssätze, Ankurbelung der Kreditvergabe, Stimulierung der Infrastrukturausgaben und Steigerung des Binnenkonsums haben sich bislang kaum positiv im Wachstum niedergeschlagen. Chinas Wirtschaft wuchs 2018 um 6,6 Prozent. Auch wenn diese Zahl über dem jährlichen Wachstumsziel der Regierung von 6,5 Prozent liegt, ist es doch ein Rückgang gegenüber 2017, in dem ein Wachstum von 6,8 Prozent verzeichnet wurde. Weitere Konjunkturmaßnahmen zur Wachstumsankurbelung dürften dieses Muster kaum durchbrechen. Sei es auch nur aufgrund des eingeschränkten Handlungsspielraums der chinesischen Regierung.

 

Vorbei sind die Zeiten rekordverdächtiger Leistungsbilanzüberschüsse, die dabei geholfen haben, den wirtschaftlichen Wohlstand des Landes zu finanzieren. China verzeichnete in den ersten sechs Monaten des Jahres 2018 sein erstes Leistungsbilanzdefizit seit 20 Jahren. Das bedeutet, dass die chinesische Regierung ihre Infrastrukturausgaben nicht mehr so weit erhöhen kann, wie sie es bisher getan hat. Denn das würde zu ansteigenden Rohstoffimporten führen, die wiederum zu einem Zeitpunkt bezahlt werden müssten, an dem das Geld in der Staatskasse zunehmend knapp wird.

 

Angesichts dieser Schwierigkeiten kursieren Gerüchte über eine mögliche Währungsabwertung in China, mit der Exporte und die Leistungsbilanz gestützt werden sollen. Auch wenn ich nicht davon ausgehe, dass der Renminbi in nächster Zeit abgewertet wird, so rechne ich doch damit, dass es innerhalb der nächsten drei Jahre dazu kommen wird. Eine zeitnahe Abwertung wäre ein Schritt, den die USA als höchst kontraproduktiv auffassen würde. Gerade vor dem Hintergrund, dass sie derzeit versuchen, ihre Handelsbeziehung zu China wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Dennoch würde eine Abwertung meiner Ansicht nach den Druck auf das chinesische Finanzsystem etwas mildern und die Wettbewerbsfähigkeit ankurbeln. Seit einiger Zeit tritt China nun schon seinen Platz als präferierten Outsourcing-Standort für weltweite Produzenten an Länder wie Vietnam und Mexiko ab. Eine Mischung aus attraktivem Lohnniveau und der Nähe zu wichtigen Märkten wie den USA haben Mexiko besonders attraktiv gemacht.

 

Das chinesische Wachstum wieder auf Kurs zu bringen, wird weiter erschwert durch die strategischen Bestrebungen der USA, die Entwicklung Chinas einzuschränken. Auch wenn die Trump-Regierung hinter diesem neuen Vorgehen im Umgang mit China steckt, traf dieses meiner Meinung nach parteiübergreifend auf breite Zustimmung. Der Konsens hat sich darauf eingeschworen, China als Wettbewerber und strategischen Feind zu betrachten – eine Denkweise, die man ablegen sollte. Dies dürfte eine Zeit zunehmender Spannungen zwischen beiden Ländern einläuten. Lang her scheinen die Tage, als die USA Chinas Beitrittsantrag in die Welthandelsorganisation im Jahr 2001 bereitwillig unterstützten. Auch die chinesische Innenpolitik wird hier nicht unbedingt hilfreich sein. Unter Präsident Xi Jinping hat die kommunistische Partei sicherlich eine autoritärere Gangart angenommen. Es bestehen weniger Mechanismen, um die Partei zu kontrollieren, was nach der abgeschafften Beschränkung für amtierende Präsidenten auf zwei Amtszeiten vom letzten März kaum verwunderlich erscheint.

 

Alle diese Faktoren führen dazu, dass wir unser direktes Engagement in China einschränken. Ich bin in vier Unternehmen investiert, die etwa 11 Prozent des Jupiter Asia Pacific Income Fonds ausmachen: Ping An Insurance, Tencent International, China Mobile und Hengan International. Alle vier erwirtschaften den Großteil ihres Umsatzes auf dem chinesischen Festland. Keines dieser Unternehmen ist ein wesentlicher Exporteur und, noch wichtiger, ihre Geschäftsfelder überschneiden sich nicht. Sie alle profitieren vom stärkeren Konsumwachstum, da das verfügbare Einkommen der Chinesen weiterhin zunimmt. Als Unternehmen bieten sie zudem solide Bilanzen und liquide Aktien, was es einfach macht, Positionen aufzubauen oder zu reduzieren. Bei der Verwaltung eines Income-Fonds ist die Dividendenrendite entscheidend, wobei drei der vier Unternehmen aus meiner Sicht sehr gute Renditen bieten. Tencent ist hier die Ausnahme. Die Dividendenrendite ist zwar gering, jedoch besteht künftig die Aussicht auf ein solides Dividendenwachstum. Das Unternehmen verfügt über eine Netto-Cash-Position in seiner Bilanz und ich gehe von einem stetigen Ertragswachstum aus.

 

Ein eingeschränktes, direktes Engagement in China kann das übrige Portfolio jedoch nicht gegen die Veränderungen in der chinesischen Wirtschaft absichern. Die Volkswirtschaften der asiatischen Nachbarländer können die Auswirkungen eines Konjunkturrückgangs in China schnell zu spüren bekommen. Als Anleger in dieser Region ist es besonders wichtig, mögliche Nebeneffekte einer schwächelnden chinesischen Wirtschaft auf andere asiatische Länder weiterhin wachsam im Auge zu behalten.