DVFA: Anleger gehen im aktuellen Zyklus eher höhere Risiken ein, als auf Rendite zu verzichten

Frankfurt/Main (31.1.19) – Im Rahmen einer umfangreichen Markteinschätzung hat die DVFA Kommission Immobilien Fragen zum aktuellen Zyklusstand und der weiteren Entwicklung im Rückgriff auf die moderne Verhaltensökonomie analysiert. Die Autoren der Studie sind Dr. Thomas Beyerle, Catella Property Valuation GmbH, Timo Tschammler MSc FRICS, Jones Lang LaSalle SE, und Markus Fehrenbacher MRICS, Jones Lang LaSalle SE.

Die gegenwärtige Marktphase stellt (Immobilien-)Investoren vor eine schwierige Ausgangslage: steigende Immobilienpreise auf Rekordniveau auf der einen Seite, ambitionierte Renditeanforderungen und Anlagedruck der Eigenkapitalgeber auf der anderen Seite. Wie verhalten sich die Investoren in diesem Spannungsfeld?

Die geänderten Marktbedingungen zwingen die Investoren zu einer Anpassung ihrer Investitionsstrategien. So ist beispielsweise, unterstützt durch die positive Entwicklung der letzten Jahre, eine erhöhte Bereitschaft zur Spekulation auf weitere Mietsteigerungspotentiale zu beobachten. Andere Strategien zielen auf die Investition in sekundäre Lagen, teilweise zu Einstiegspreisen wie sie vor einigen Jahren noch für Toplagen üblich waren.

Die klassische Wirtschaftswissenschaft beschreibt Marktteilnehmer als stets rational handelnden „homo oeconomicus“, die genannten Entwicklungen ergeben sich demnach also rein aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Die Analyse der DVFA belegt jedoch, dass Entscheidungen nicht immer rein rational getroffen werden. Die moderne Verhaltensökonomie bietet Erklärungsmuster für dieses Verhalten – es werden unterschiedliche Ansätze in der Studie näher vorgestellt. Exemplarisch neigen Individuen bei länger anhaltenden positiven Trends zu einer abnehmenden Risikosensitivität, ergo: Sie werden unvorsichtiger, gewichten Chancen zu Unrecht höher als potenzielle Gefahrenpotenziale.

Die Autoren zeigen, dass Investoren im aktuellen Zyklus tatsächlich höhere Risiken eingehen, um bestehende Renditeziele auch bei verändertem Markumfeld zu halten zu können.

Dieses vermehrte Eingehen von Risiken steht jedoch im klaren Gegensatz zu vielen Branchen-Befragungen: Die überwiegende Anzahl der Marktteilnehmer gibt hierbei stets an, risikoavers zu sein und lieber auf Rendite zu verzichten als größere Risiken einzugehen.

Die Betrachtung einer langen Zeitreihe der Spitzenkapitalwerte in den Big 7-Büromärkten belegt eindrucksvoll die zyklische Entwicklung auf den Immobilienmärkten. Das vorausgesetzte Szenario impliziert für das Jahr 2020 den Höhepunkt der derzeitigen Zyklusphase. Es bleibt abzuwarten, wie lange die Investoren ihre Strategien vor diesem Hintergrund noch beibehalten und welche weiteren Marktanpassungen einen Einfluss auf das Verhalten der Investoren in der späten Phase des Zyklus nehmen werden.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Sven Bienert MRICS REV, IRE|BS Institut für Immobilienwirtschaft beschäftigt sich die DVFA Kommission Immobilien mit Investmentthemen im Immobilienbereich.

Zur Markteinschätzung:

Markteinschätzung der DVFA Kommission Immobilien

DVFA Kommission Immobilien: Unter Leitung von Professor Dr. Sven Bienert MRICS REV befasst sich ein Kreis von fast 40 renommierten Experten und Führungskräften in der DVFA Kommission Immobilien mit Investmentthemen rund um den Immobilienbereich.

Weitere Informationen und Veröffentlichungen unter: http://www.dvfa.de/verband/gremien/immobilien.html

DVFA e.V.: Die Standesorganisation der Investment Professionals in den deutschen Finanz- und Kapitalmärkten mit 1.400 Mitgliedern. Der Verband engagiert sich für die Professionalisierung des Investment-Berufsstandes, erarbeitet Standards und fördert den Finance-Nachwuchs. Der Verband ist international verankert. Er ist Mitglied von EFFAS – European Federation of Financial Analysts Societies mit über 17.000 Investment Professionals europaweit und auch Mitglied bei der ACIIA – Association of Certified International Investment Analysts, einem Netzwerk mit 100.000 Investment Professionals weltweit.

IRE|BS International Real Estate Business School: Die IRE|BS International Real Estate Business School ist Teil der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Regensburg und umfasst das IRE|BS Institut für Immobilienwirtschaft und die IRE|BS Immobilienakademie. Das IRE|BS Institut für Immobilienwirtschaft besteht aus den Lehrstühlen Immobilienwirtschaft, Immobilienmanagement, Immobilienfinanzierung, Immobilienökonomie, Regionalökonomie, Immobilienrecht (Öffentliches Recht), Öffentliches Recht (Bauordnungsrecht und Bauplanungsrecht), Immobilienrecht (Immobilien-Privatrecht), Nachhaltigkeit sowie zehn weiteren Honorar- und Gastprofessuren.