Insolvenzen in Deutschland im Jahr 2017 –

Niedrigster Stand der Unternehmensinsolvenzen seit 23 Jahren

Neuss (12.12.17) – In Deutschland geht die Zahl der Insolvenzen weiter zurück. Im Jahr 2017 wurden von Creditreform insgesamt 116.000 Insolvenzfälle registriert (2016: 122.590). Die Zahl der Insolvenzen verringerte sich das siebte Jahr in Folge und erreichte den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2003.

 

Rückgänge gab es sowohl bei den Unternehmensinsolvenzen

(minus 6,3 Prozent) als auch bei den Verbraucherinsolvenzen

(minus 6,7 Prozent). So hatten im Jahresverlauf

insgesamt 72.100 Verbraucher Insolvenz angemeldet

(2016: 77.260). Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen

ging von 21.560 auf 20.200 zurück. Eine geringere

Zahl an Unternehmensinsolvenzen wurde zuletzt im Jahr

1994 registriert (18.820) – damals noch unter der alten

Konkursordnung. Im Vergleich zum bisherigen Höchststand

der Unternehmensinsolvenzen (2003: 39.470) haben

sich die Fallzahlen aktuell fast halbiert.

Fast 1 Mio. Euro Schaden je Insolvenzfall

Der Grund für die rückläufige Entwicklung der Insolvenzzahlen

waren die günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen

für Verbraucher und für Unternehmen. Die Arbeitslosenzahl

ging zurück und die Einkommen stiegen

tendenziell. Zudem waren die finanziellen Belastungen für

Kreditnehmer durch preiswerte Finanzierungen und Umschuldungen

geringer als in den Vorjahren. Die Unternehmen

profitieren von allem von der kräftigen Binnennachfrage

und melden in der Breite guten Wirtschaftsdaten.

Die Insolvenzschäden bei Unternehmensinsolvenzen lagen

mit geschätzt 26,6 Mrd. Euro knapp unter dem Vorjahreswert

(27,5 Mrd. Euro). Auf fast 1 Mio. Euro beläuft sich

die mittlere Schadenssumme je Insolvenzfall allein für die

privaten Insolvenzgläubiger. In den insolventen Unternehmen

sind rund 198.000 Arbeitsplätze weggefallen bzw.

bedroht (Vorjahr: 221.000).

Weniger junge Unternehmen pleite

Die Veränderungen in der deutschen Unternehmensstruktur

spiegeln sich in den Insolvenzen wider. Das schwache

Gründungsgeschehen in den letzten Jahren führt dazu,

dass der Anteil älterer Unternehmen zunimmt. Aktuell machen

Unternehmen im Alter von über zehn Jahren 44,2

Prozent aller Insolvenzen aus (Vorjahr: 41,3 Prozent). Einen

Anstieg der Fälle gab es vor allem bei 13 bis 14 Jahre

alten Unternehmen sowie bei über 20 Jahre alten Betrieben.

Die Insolvenzen von jungen Unternehmen nahmen

dagegen ab.

Rückgänge auch im Mittelstand

Im Jahr 2017 bestätigte sich der Trend hin zu immer kleineren

Insolvenzen – auch wenn die mediale Aufmerksamkeit

den Großinsolvenzen gehört, wie in diesem Jahr Air

Berlin, SolarWorld oder ALNO Küchen. Erneut fiel wieder

das Gros der Insolvenzen in die kleinste Größenklasse:

82,7 Prozent der insolventen Unternehmen hatten maximal

fünf Beschäftigte (Vorjahr: 81,9 Prozent). Unterteilt nach

dem Jahresumsatz finden sich Rückgänge vor allem im

Mittelstand (Umsatzgrößenklassen 5,0 bis 25,0 Mio. Euro

und 25,0 bis 50,0 Mio. Euro), während es bei Großunternehmen

mit mehr als 50,0 Mio. Euro Jahresumsatz mehr

Insolvenzen gab.

Handel und Dienstleister dominieren das Insolvenzgeschehen

Überdurchschnittlich ausgeprägt war der Rückgang der

Insolvenzen im Verarbeitenden Gewerbe (minus 13,9 Prozent;

1.490 Fälle) und im Bausektor (minus 11,7 Prozent;

3.010 Fälle). Mittlerweile stammen 77,8 Prozent und damit

der überwiegende Anteil aller Insolvenzen aus dem Handel

oder dem Dienstleitungsgewerbe (Vorjahr: 76,1 Prozent).

Aber auch im Handel (minus 4,7 Prozent) und im Dienstleistungsgewerbe

(minus 4,3 Prozent) gingen die Insolvenzzahlen

absolut gesehen aber zurück. Gesamtwirtschaftlich

kommen auf 10.000 Bestandsunternehmen 62

Insolvenzen (Insolvenzquote). Am geringsten ist die Insolvenzquote

im Verarbeitenden Gewerbe (2017: 35), am

höchsten im Baugewerbe (2017: 83).