Bank J. Safra Sarasin:

Woche der Zentralbankentscheidungen –

oder doch nur des erstmaligen Handels

von Bitcoin-Futures?

von Karsten Junius, Chefökonom

Basel (12.12.17) – Mit der amerikanischen Notenbank, der EZB, SNB, Bank of England und der Norges Bank stehen diese Woche besonders viele Zentralbanktreffen an. Es mag symptomatisch sein, dass die anstehenden Zinsentscheide von dem Handelsbeginn der Bitcoin-Futures an den Rand des öffentlichen Interesses gedrängt werden. Statt Schlagzeilen zu kreieren, werden die wichtigen Zentralbanken vor allem kleine Korrekturen in ihrer Kommunikationspolitik vornehmen. Diese werden für grössere Kursausschläge anders als bei Bitcoin wohl kaum ausreichen. Genau das ist aber auch einer der Vorteile traditioneller Währungen – sie dienen als Recheneinheiten, auch weil ihr Wert keine so extremen Schwankungen aufweist.

 

Bitcoin dominiert traditionelle Währungen – zumindest was das Medieninteresse diese Woche angeht. Der Beginn des Futures-Handels für Bitcoin verdrängt die sonst im Fokus stehenden Treffen der grossen Notenbanken Fed, EZB, Bank of England, SNB. Eine Schlacht um die Aufmerksamkeit der Börsenberichterstatter hätte Bitcoin sicherlich gewonnen. Vielleicht zu Recht, denn schliesslich bedeutet die Aufnahme des Futures-Handel einen wichtigen Schritt für Bitcoin – raus aus der Technologie-Nische, rein in das Herz der Finanzmärkte – hin auf eine Handelsplattform, die sich im regulierten Bereich der Finanzwelt befindet. Mit der Auflage von Futures verbunden ist die Möglichkeit long bzw short zu gehen, und zwar über gehebelte Produkte. Es lassen sich so bestehende Bitcoin-Positionen absichern, aber auch Leerverkäufe tätigen. Das heisst erstmals kann man nicht nur mit Eigenkapital in Bitcoin investieren, sondern auch mit Fremdkapital. Die Kursschwankungen machen aber klar, wie riskant es gewesen wäre, Kredite in Bitcoin aufgenommen zu haben und dass es als Recheneinheit bislang nicht geeignet ist – eine Eigenschaft, die für die mittelfristige Akzeptanz von Währungen unabdingbar ist.

 

Damit wird auch klar, was Bitcoin derzeit fehlt. Es ist letztlich die Instanz, die den Wert eines Bitcoins stabil hält und ihn als Wertaufbewahrungsmittel, als Transaktionsmedium und als Recheneinheit verteidigt. Bei herkömmlichen Währungen sind das die Zentralbanken. Mittels ihrer Kommunikationspolitik, ihren Analysen und Prognosen, ihren Interventionen an den Märkten versuchen sie auch Kursschwankungen an den Märkten gering zu halten. Es mag wie diese Woche mühsam sein, die teils verschlüsselten Botschaften der Zentralbanken daraufhin zu untersuchen, ob sie etwas mehr oder etwas weniger dazu neigen, in Zukunft ihre Geldpolitik stärker zu verändern als dies bislang am Markt eingepreist ist. Dieses graduelle Vorgehen sichert aber die Funktion offizieller Währungen als Recheneinheit, da es Kursschwankungen begrenzt. So spektakulär die Kursentwicklung einiger Kryptowährungen ist, ihre Schwankungen sollten eher dazu führen, dass sie wie seltene Rohstoffe behandelt und gehandelt werden, als dass sie herkömmliche Währungen verdrängen. Schliesslich erscheinen ihre Transaktionen auch als zu teuer, zu langsam und zu kompliziert, dass sie traditionelle Währungen in Zukunft verdrängen könnten. Und wenn sie diese Nachteile nicht hätten, dann würden Kryptowährungen in Zukunft vielleicht auch von den normalen Zentralbanken herausgegeben werden. Wir werden daher diese Woche doch wieder genauer hinhören, welche direkten und indirekten Botschaften von der Fed, der EZB und der SNB gesendet werden.