Frankfurter Lagen: Der Eschersheimer Speckgürtel beginnt mit einem Weißen Stein

Frankfurt/Main (1.1.16)/PK – Es gab eine Riesenparty. Damals, Ende der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, als in Frankfurt die ersten U-Bahn-Strecken eröffnet wurden und die ziemlich weit draußen gelegene Nordwest-Stadt dank der neuen Untergrund-Strecken mit der Frankfurter City im Minutentakt verbunden wurde. Die 1968 mit großem Pomp in Betrieb genommenen U-Bahnstrecken der Linien U1, U2 und U3 kürzten den Weg aus dem Nord-Westen der Stadt an die im Zentrum gelegene Frankfurter Hauptwache drastisch ab. Nutznießer waren nicht nur die Nordweststädler, sondern natürlich auch alle Anrainer entlang der U-Bahn-Strecke. Also auch die Villen-Viertel-Bewohner zwischen den U-Bahn-Stationen „Weißer Stein“ und „Hügelstraße“ beiderseits der Eschersheimer Landstraße. Über Nacht rückten die freistehenden Einfamilien-Villen mit ihren eindrucksvollen eingewachsenen Grundstücken rings um Willibrachstraße-Am Kirchberg- Schwager-Lindenring-Höllberg- und Haeberlinstraße viel näher an die City.

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Ihre im Prinzip ruhige Lage in der Nähe des Niddatals blieb ihnen logischerweise erhalten. Wenn ich einschränkend von „im Prinzip ruhiger Lage“ spreche, deute ich bereits an, dass es einen grundlegenden Mangel dieses Viertels gibt. Und dieser Mangel erwächst eben aus der Nähe zum romantischen Niddatal. Dort rattern über Tag immer wieder Güterzüge entlang der viel befahrenen Bahnstrecke nach Bad Vilbel-Friedberg. Von den dort fahrenden S-Bahn-Zügen rede ich nicht. Sie sirren nahezu lautlos ihrem Ziel entgegen. Aber der von Güterzügen erzeugte Lärm nervt, weil er mehrmals täglich das gesamte Niddatal und damit auch das „Willibach-Haeberlin“-Viertel beschallt.

Und es könnte noch schlimmer werden. Denn die Bahn will die Niddatalstrecke ausbauen und noch mehr Gleise verlegen, wodurch über kurz oder lang noch mehr Güterzüge durchs Niddatal rattern und lärmen werden.  Dagegen protestieren viele Leidtragende. Doch,  wie’s aussieht,  ohne Erfolg.

Dem gelegentlichen Güterzuglärm stehen freilich eine Menge Standortvorteile gegenüber. Wie etwa die Nähe zum Niddatal, das nicht von der Bahnstrecke, sondern von seinen  Wiesen und Feldern geprägt wird und als gezähmte Auenlandschaft viel Erholung und noch mehr frische Luft aus dem Vordertaunus liefert. Kontrast zum Niddatal, wo man frei atmen kann, bietet die stark befahrene Eschersheimer Landstraße. Sie grenzt das Höllberg-Quartier dramatisch ab. Wer hier wohnt, hat verloren. Doch ein paar Meter abseits der Eschersheimer Landstraße beginnt die Großstadt-Idylle, die sich nach Süden ins bekannte Dichterviertel ausbreitet und dort noch verfeinert wird. Im Höllberg-Quartier und Dichter-Viertel dürften meinen Schätzungen zufolge so viele Stadt-Villen stehen wie nirgendwo sonst im gesamten Frankfurter Stadtgebiet. Entsprechend anspruchsvoll ist die Kundschaft dort und entsprechend hoch ihre Kaufkraft. Wer hier in Villen oder gepflegten Reihenhäusern im Wert von weit über einer halben Million Euro lebt, geizt nicht, sondern gönnt sich ‚was. Daher säumen die Eschersheimer Landstraße gepflegte Nachbarschafts-Cafes, Schlemmerläden und viel gepriesene Restaurants.

Das Höllberg-Lindenring-Villen-Quartier wird nord-östlich der Eschersheimer Landstraße etwas verzerrt gespiegelt: mit nicht ganz so vielen Villen, auf nicht ganz so großen Grundstücken, mit etwas weniger Niddatal-Idylle. Dafür aber auch mit weniger Güterzuglärm.

Unsere Reihe „Frankfurter Lagen“ haben wir 2015 begonnen. Wir setzen sie fort und freuen uns über Anregungen. Wenn Sie also, liebe Leserinnen und Leser, Tipps und Hinweise haben, erreichen Sie uns am einfachsten unter kochanski@geldanlagen-nachrichten.de oder unter info@peterkochanski.immobilien.

Von Peter Kochanski