Ernst & Young EY:

EU-Neuwagenmarkt – Marktanteil von Elektroautos rückläufig

Stuttgart (21.3.24) –  Die Wachstumsdynamik auf dem EU-Neuwagenmarkt lässt weiter nach: Nach einem Plus im Januar von 12 Prozent kletterten die Neuzulassungen im Februar nur noch um 10 Prozent. Zudem waren die Neuzulassungen in immerhin fünf der 27 Ländern rückläufig.

„Das Wachstum wird sich in den kommenden Monaten weiter verlangsamen“, erwartet Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West: „Der Neuwagenmarkt bleibt deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Die schwache Konjunkturentwicklung und die erheblichen geopolitischen Spannungen führen zunehmend zu Kaufzurückhaltung sowohl bei Privatleuten als auch bei Unternehmen. Die hohe Inflation der vergangenen Jahre und erhebliche Kaufkraftverluste machen den Neuwagenkauf für viele Menschen unerschwinglich. In Deutschland wird zudem das Aus für die Umweltprämie das Wachstum bei den Elektro-Neuzulassungen deutlich bremsen.“

Unterm Strich wird der EU-Neuwagenmarkt in diesem Jahr voraussichtlich nur leicht wachsen – trotz teils erheblicher Rabatte, die die Kunden zurück in die Autohäuser locken sollen: „Die Preise purzeln wieder“, beobachtet Gall. „Um Überkapazitäten zu vermeiden, sind die Hersteller wieder bereit, teils erhebliche Preisnachlässe zu gewähren – gerade im Elektrosegment, das längst nicht so stark wächst wie geplant. Die Hersteller überbieten sich mit Rabatten – diese Preisschlacht wird erhebliche Auswirkungen auf die Marge haben,“ erwartet Gall.

Elektroautos: Marktanteil rückläufig

Im Februar stiegen die Neuzulassungen von Elektroautos in der EU nur noch um neun Prozent, nachdem sie im Januar noch um 29 Prozent zugelegt hatten. Der Gesamtmarkt wuchs somit stärker als der Absatz von Elektroautos – im Ergebnis schrumpfte der Marktanteil von Elektroautos von 12,1 auf 12,0 Prozent. „Das Kundeninteresse wächst nicht so stark wie erhofft, die Wachstumsdynamik im Elektrosegment lässt nach – trotz immer noch bestehender teils erheblicher staatlicher Förderung in vielen EU-Ländern und trotz hoher Rabatte und einer Vielzahl von Neuerscheinungen“, sagt Gall. In acht der 27 Länder gingen die Neuzulassungen von Elektroautos gegenüber dem Vorjahresmonat zurück – zudem sind Elektroautos in den meisten EU-Ländern nach wie vor ein Nischenprodukt: In immerhin 15 EU-Ländern lag der Elektro-Marktanteil im Februar unter 10 Prozent.

Deutschland lag mit einem Elektro-Marktanteil von 12,6 Prozent im EU-Vergleich im oberen Mittelfeld. Gall rechnet nicht damit, dass die Neuzulassungen von Elektroautos in Deutschland im laufenden Jahr stark steigen werden: „Das überraschende Aus für die Umweltprämie hat zu einer erheblichen Verunsicherung im Markt geführt – mit der Folge, dass viele potenzielle Kunden den Neuwagenkauf hinauszögern oder sich nun doch noch einmal für einen Verbrenner entscheiden werden.“ Erschwerend komme hinzu, dass Großabnehmer wie beispielsweise Autovermieter aufgrund der fehlenden Nachfrage im Vermietungsgeschäft, der schlechten Restwertentwicklung und hoher Reparaturkosten bei Elektroautos immer zurückhaltender werden. Der Anstieg der Strompreise nach Wegfall der Energiepreisbremse führe zudem dazu, dass der Betrieb eines Elektroautos in Deutschland teurer werde. „Viele Faktoren führen in Summe dazu, dass die Nachfrage nach Elektroautos mau ist“, so Gall. „Daran ändern die aktuell hohen Rabatte auf Elektroautos wenig.“

Elektroautos in Skandinavien am populärsten – weiterhin sehr niedrige Marktanteile in Ost- und Südeuropa

Der höchste Marktanteil von Elektroautos wurde im Februar in Dänemark mit 44 Prozent registriert. Den niedrigsten Marktanteil wiesen Kroatien und Tschechien mit ein bzw. zwei Prozent auf. Berücksichtigt man zusätzlich Plug-in-Hybride, wird der Unterschied noch deutlicher – dann reicht die Spanne von drei Prozent (gemeinsamer Marktanteil BEV und PHEV) in Tschechien bis 52 Prozent in Schweden.

„Die Schere zwischen den Elektro-Vorreitern – in erster Linie den skandinavischen Ländern – und den Nachzüglern geht immer weiter auseinander, die Unterschiede innerhalb der EU in Bezug auf den Hochlauf der Elektromobilität sind enorm“, sagt Gall. „Einige Länder haben frühzeitig und konsequent auf Elektromobilität gesetzt und entsprechende Rahmenbedingungen und Anreize geschaffen. In Ost- und Südeuropa spielen Elektroautos hingegen nach wie vor quasi keine Rolle.“ Im drittgrößten EU-Markt, Italien, schrumpfte der Elektromarktanteil gegenüber dem Vorjahr von 3,7 auf 3,4 Prozent, in Spanien, dem viertgrößten Mark wurde ein Mini-Wachstum von 4,5 auf 4,7 Prozent erzielt. Gall: „Das ist ein Hochlauf der Elektromobilität im Schneckentempo. Die ambitionierten EU-Pläne und das geplante Verbrenner-Aus im Jahr 2035 sind aus heutiger Sicht so weit von der Realität entfernt, dass man sich große Sorgen um ihre Realisierbarkeit machen muss.“

Plug-in-Hybride gewinnen Marktanteile

Plug-in-Hybride erfreuen sich in vielen EU-Ländern weiter steigender Beliebtheit – auch dank anhaltender Förderung. In 21 der 27 Ländern legte der Absatz von Plug-in-Hybriden zu. Insgesamt stiegen die Neuzulassungen um 12 Prozent, der Marktanteil kletterte leicht von 7,2 auf 7,3 Prozent.