Commerzbank Research:

US-Inflationsdynamik zieht wieder an

Frankfurt/Main (12.3.24) – In den USA stockt der Rückgang der Inflation. Die Verbraucherpreise legten im Februar sowohl insgesamt als auch ohne Energie und Nahrungsmittel um kräftige 0,4% gegen Vormonat zu. Dabei erhöhten sich vor allem die Preise von Dienstleistungen, bei denen sich die steigenden Lohnkosten bemerkbar machen. Die hohe Inflationsrate im Januar war somit kein Ausreißer. Die Daten stützen unsere Einschätzung, dass der Markt das Potenzial für Zinssenkungen der US-Notenbank überschätzt.

Die Daten

Die US-Verbraucherpreise sind im Februar gegenüber dem Vormonat um 0,4% gestiegen und damit wie erwartet. Die Vorjahresrate stieg von 3,1% auf 3,2%. Die wichtigere Kernrate, bei der Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden, betrug 0,4% gegenüber dem Vormonat und damit geringfügig mehr als vom Konsens und uns erwartet. Im Vorjahresvergleich sank sie von 3,9% auf 3,8%.

Hintergrund

Vor einem Monat hatte der starke Anstieg der US-Verbraucherpreise im Januar, vor allem gemessen an der Kernrate ohne die volatilen Preise für Energie und Nahrungsmittel, bei vielen Investoren Zweifel verstärkt, dass die Inflation rasch auf den Zielwert der Notenbank sinkt. Von den heutigen Februar-Daten erhoffte man sich daher Aufschluss, inwieweit es sich um Einmaleffekte handelte oder ob der Inflationsrückgang stockt.

Tatsächlich stützen die heutigen Februarzahlen eher die letztere Interpretation. Dabei schauen wir nicht so sehr auf die Gesamtinflationsrate, sondern auf die für den Trend wichtigere Kernrate. Hier legten vor allem die Dienstleistungspreise um 0,5% zu, was die noch deutlich steigenden Löhne widerspiegeln dürfte. In den Monaten zuvor hatten fallende Warenpreise teilweise für einen Ausgleich gesrogt. Diese legten aber im Februar (ebenfalls ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungsmitteln) um 0,1% zu.

Damit sind die Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel in den letzten drei Monaten mit einer Jahresrate von 4,2% gestiegen, in den letzten sechs Monaten mit 3,9%. Beides liegt über der Vorjahresrate von 3,8% und zeigt, dass die Inflationsdynamik zuletzt eher wieder zugenommen hat (Chart 1).

Chart 1 – Unterliegender Inflationsdruck legte zuletzt eher wieder zu
Verbraucherpreisindex ohne Energie und Nahrungsmittel, Veränderung der letzten drei, sechs und zwölf Monate, jeweils auf Jahresrate gerechnet in %
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Quelle: S&P Global, Commerzbank-Research

Fed wird weiter warten

Hatte sich die Inflation in der zweiten Jahreshälfte 2023 stetig abgeschwächt, dürfte der Auftakt ins neue Jahr die Fed weniger erfreuen. Die unterliegende Preisdynamik hat wieder zugenommen. Die Fed wird daher nicht mehr ganz so zuversichtlich sein, dass sich die Inflation „nachhaltig“ in Richtung des 2%-Ziel bewegt – dies hatte Fed-Chef Powell als Voraussetzung für eine Zinssenkung genannt.

Die Daten bestätigen die Vorsicht der Fed, die sich geweigert hatte, bereits den Sieg über die Inflation auszurufen und lieber weitere Daten abwarten wollte. Übertriebene Erwartungen hinsichtlich rascher und umfänglicher Zinssenkungen werden damit wohl kaum eintreten. Wir waren hier ohnehin vorsichtiger und gehen bislang von einem ersten Zinsschritt im Juni aus. Die heutigen Daten erhöhen allerdings das Risiko, dass die Fed erst später zur Tat schreitet. Ohnehin erwarten wir wegen des ungelösten Inflationsproblems keinen klassischen Zinssenkungszyklus, sondern nur eine graduelle Anpassung der Leitzinsen.