MFS IM: Unbarmherzige Schlagzeilen,

doch nicht alle Nachrichten sind schlecht

 

Boston/Frankfurt (26.2.16) – Die Schlagzeilen in 2016 waren mitunter erschütternd: China bricht zusammen, Bankenprobleme in Europa, Verwüstungen im Ölgeschäft. In der Tat gibt es genügend Gründe, die zur Sorge veranlassen. Das Wachstum der Weltwirtschaft geht von Jahr zu Jahr zurück. Wir befinden uns noch nicht auf Rezessionsniveau, doch eine Wachstumsverlangsamung ist nicht von der Hand zu weisen. Unklar ist bislang jedoch noch, ob diese Verlangsamung lediglich temporärer Natur ist, oder anhält.

China bleibt eine der Hauptsorgen, mit dem Bestreben des Landes, sich von einer exportgetriebenen zu einer konsumorientierten Volkswirtschaft zu wandeln. Sowohl Exporte als auch Importe sind zurückgegangen und Bedenken über den chinesischen Bankensektor mehren sich. Glücklicherweise werden die Schulden des Landes nicht von vielen Investoren außerhalb Chinas gehalten. Eine Bankenkrise hätte daher – wenngleich sie schmerzhaft wäre – vermutlich nicht dieselben globalen Auswirkungen, wie es bei der US-Hypothekenkrise zwischen 2007 und 2009 der Fall war.

 

Konsum schleicht sich heran

Unterdessen beginnt der chinesische Verbraucher damit, mehr Gewicht zu tragen. Der Konsum steigt von Jahr zu Jahr und der chinesische Wohnungsmarkt hat in den letzten Monaten zugelegt. Hier erwarte ich keinen Zusammenbruch.

 

In Europa ist die Lage momentan sehr unterschiedlich. Während die deutschen Exporte zurückgehen, nimmt der Konsum in der Eurozone zu und die unterstützende Geldpolitik hält an. Japans diversifizierte Wirtschaft befindet sich inmitten eines mehrjährigen Umstrukturierungsschubs – allerdings ohne, dass man davon bisher etwas sieht.

 

Die US-Konsumausgaben machen einen größeren Anteil an der Weltwirtschaft aus, als es die gesamte wirtschaftliche Leistung Chinas tut. Zudem sind die US-Verbraucher im Januar in Schwung gekommen. Offenbar gingen die schlechten Nachrichten im Rest der Welt an ihnen vorüber. Die US-Realeinkommen nehmen zu, Löhne steigen und sowohl die Zahl der Beschäftigten, als auch die geleisteten Arbeitsstunden wachsen an. Insgesamt scheint das globale Umfeld nicht auf eine bevorstehende Rezession hinzudeuten.

 

Korrekturen nicht notwendigerweise Signal für Rezession Die Historie zeigt uns, dass Kursverluste an den Märkten, wie wir sie bislang in 2016 gesehen haben, nicht immer ein Signal für Rezessionen sind. Der S&P 500 hat seit 1959 elf Kursrückgänge in ähnlicher Höhe wie zuletzt verzeichnet – mit Verlusten zwischen 10 und 15 Prozent. Drei dieser Phasen endeten in einer Rezession, während die anderen acht es nicht taten. Der durchschnittliche Kursrückgang während dieser acht Phasen lag bei ungefähr 16 Prozent. Ferner lag der durchschnittliche Kursgewinn im S&P 500 sechs Monate nach Ende der Talfahrt bei 18 bis 19 Prozent. Es ist auch gut zu wissen, dass das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis in diesen Phasen im Durchschnitt bei 19 bis 20 lag. Heute liegt das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 15,5, was angemessener erscheint.

 

Es liegt nach wie vor Arbeit vor uns

Steuern wir nun auf eine Rezession zu? Meiner Meinung nach kann dies nicht mit einem einfachen „ja“ oder „nein“ beantwortet werden. Es ist vielmehr ein zweistufiger Prozess, der sich noch entwickelt. Der anhaltende Ölpreisverfall – hauptsächlich aufgrund der gesunkenen Nachfrage aus China – ist ein Input-Kostenfaktor. Sinkende Kosten führen natürlich zunächst dazu, dass einige Vermögenswerte vernichtet werden. Dies wird zweifelsohne bei Energiefirmen der Fall sein, die auf Ölpreise von 70, 80 oder 100 Dollar je Barrel angewiesen sind. Doch sobald sich die Kapitalverluste ihren Weg durch das System gebahnt haben, wird es einen Schub für die verarbeitende Industrie geben, in Form von höheren Gewinnen basierend auf niedrigeren Input-Kosten.

 

Als weitere Auswirkung der jüngsten chinesischen Leiden, unterdrückt der Rückgang der Rohstoffpreise Erwartungen nach höheren Zinsen – also Kapitalkosten. Damit haben wir nun zwei Input-Kostenfaktoren, die vergleichsweise gering bleiben werden für das Gleichgewicht in 2016. Dies könnte möglicherweise größeren Volkswirtschaften zugute kommen, wie den USA, der Eurozone, Japan und sonderbarerweise auch China selbst.

 

Angst ist verständlich und Investoren tun gut daran, vorsichtig zu sein. Für Investoren ist es im Moment möglicherweise das Beste, sich etwas in Zurückhaltung zu üben und die makroökonomischen Daten der wichtigsten Volkswirtschaften über die kommenden Monate weiter zu beobachten. Dies dürfte dabei helfen herauszufinden, ob das schlimmste der Krise bereits hinter uns liegt.

Von James Swanson, MFS Chief Investment Strategist