Destatis: Aus­führ­liche Ergeb­nisse zur Wirt­schafts­leistung im 4. Quar­tal 2014

WIESBADEN (24.2.15) – Die deutsche Wirtschaft hat zum Jahresende wieder Fahrt aufgenommen: Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) bereits in seiner Schnellmeldung am 13. Februar 2015 mitgeteilt hatte, war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal 2014 – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 0,7 % höher als im dritten Quartal 2014. Die konjunkturelle Lage hat sich nach dem schwungvollen Jahresauftakt (+ 0,8 % im ersten Quartal) und der Schwächephase im Sommer (– 0,1 % im zweiten und + 0,1 % im dritten Quartal) zum Ende des Jahres stabilisiert. Wie bereits berichtet, ergibt sich daraus für das gesamte Jahr 2014 ein Anstieg von + 1,6 % (auch kalenderbereinigt), der sogar noch etwas höher ausfällt als das im Januar veröffentlichte vorläufige Ergebnis.

Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt, verkettet (saison- und kalenderbereinigte Werte nach Census X-12-ARIMA)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in Prozent:
2013 2014
1. Vj 2. Vj 3. Vj 4. Vj 1. Vj 2. Vj 3. Vj 4. Vj
Vj = Vierteljahr
– 0,4 + 0,8 + 0,3 + 0,4 + 0,8 – 0,1 + 0,1 + 0,7

Positive Impulse kamen im Vorquartalsvergleich (preis-, saison- und kalenderbereinigt) vor allem aus dem Inland. Die privaten Haushalte steigerten ihre Konsumausgaben noch einmal um 0,8 %, die staatlichen Konsumausgaben waren um 0,2 % höher als im Vorquartal. Darüber hinaus entwickelten sich auch die Anlageinvestitionen positiv: In Ausrüstungen (+ 0,4 %) und sonstige Anlagen (+ 0,2 %) wurde etwas, in Bauten sogar deutlich mehr investiert (+ 2,1 %) als im dritten Quartal 2014. Wenig Bewegung gab es bei den Vorräten (negativer Wachstumsbeitrag von – 0,2 Prozentpunkten). Insgesamt trug die inländische Verwendung mit + 0,5 Prozentpunkten zum BIP-Wachstum im vierten Quartal 2014 bei.

Die Nachfrage aus dem Ausland ist im vierten Quartal 2014 ebenfalls nochmals deutlich gestiegen: Den vorläufigen Berechnungen zufolge wurden 1,3 % mehr Waren und Dienstleistungen exportiert als im dritten Quartal 2014 (preis-, saison- und kalenderbereinigt). Allerdings erhöhten sich die Importe in ähnlicher Größenordnung (+ 1,0 %). Dadurch hatte der Außenbeitrag – also die Differenz aus Exporten und Importen – rechnerisch einen Anteil von + 0,2 Prozentpunkten am BIP-Wachstum.

Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf den Vorjahresvergleich:

Im Vorjahresvergleich hat sich das Wirtschaftswachstum seit dem Sommer etwas beschleunigt: Das preisbereinigte BIP stieg im vierten Quartal 2014 um 1,6 % (kalenderbereinigt + 1,4 %), nach + 1,2 % im dritten Quartal (auch kalenderbereinigt).

Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt, verkettet (Ursprungswerte)
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent:
2013 2014
1. Vj 2. Vj 3. Vj 4. Vj 1. Vj 2. Vj 3. Vj 4. Vj
Vj = Vierteljahr
– 1,8 + 0,5 + 0,8 + 1,0 + 2,6 + 1,0 + 1,2 + 1,6

Die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2014 wurde nach vorläufigen Berechnungen von 43,0 Millionen Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland erbracht. Das waren 412 000 Personen oder 1,0 % mehr als ein Jahr zuvor (Pressemitteilung 55/15 vom 19. Februar 2015).

Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität, gemessen als preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigenstunde, lag ersten vorläufigen Berechnungen zufolge knapp unter dem Niveau des Vorjahres (– 0,1 %). Je Erwerbstätigen ist sie dagegen um 0,6 % gestiegen.

Auch im Vorjahresvergleich kamen die Wachstumsimpulse im vierten Quartal 2014 vor allem aus dem Inland: Die privaten Konsumausgaben stiegen um 1,7 %, die Konsumausgaben des Staates um 1,5 %. In Ausrüstungen – darunter fallen hauptsächlich Maschinen und Geräte sowie Fahrzeuge – wurde preisbereinigt 2,4 % mehr investiert als im vierten Quartal 2013. Die Bauinvestitionen stiegen um 1,8 %, was insbesondere an Zuwächsen bei den Wohnbauten sowie beim öffentlichen Tiefbau lag. Lediglich der Vorratsabbau bremste das BIP-Wachstum (– 0,8 Prozentpunkte). Insgesamt stieg die inländische Verwendung um 1,0 %. Daneben setzte aber auch der weiterhin dynamische Außenhandel positive Impulse: Es wurden preisbereinigt 4,7 % mehr Waren und Dienstleistungen exportiert als vor einem Jahr. Die Importe stiegen im selben Zeitraum mit + 3,7 % nicht ganz so stark. Dadurch ergibt sich für den Außenbeitrag als Saldo zwischen Exporten und Importen ein rechnerischer Wachstumsbeitrag zum BIP von + 0,7 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.

Auf der Entstehungsseite des Bruttoinlandsprodukts war die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im Schlussquartal 2014 in fast allen Wirtschaftsbereichen höher als ein Jahr zuvor: Das Baugewerbe und die Unternehmensdienstleister verzeichneten jeweils einen kräftigen Anstieg von 2,5 %. Daneben konnten auch das Verarbeitende Gewerbe (+ 1,1 %) sowie fast alle Dienstleistungsbereiche ihre Wirtschaftsleistung im Vorjahresvergleich steigern. Insgesamt war die preisbereinigte Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche um 1,3 % höher als im vierten Quartal 2013.

In jeweiligen Preisen gerechnet, war das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2014 um 3,2 % und das Bruttonationaleinkommen um 2,8 % höher als im vierten Quartal 2013. Das Volkseinkommen nahm insgesamt ebenfalls um 2,8 % zu, die Komponenten trugen aber unterschiedlich stark dazu bei: Während sich das Arbeitnehmerentgelt kräftig um 3,6 % erhöhte, stiegen die Unternehmens- und Vermögenseinkommen nach ersten vorläufigen Berechnungen lediglich um 0,9 %. Die Bruttolöhne und -gehälter der Arbeitnehmer waren um 3,7 %, die Nettolöhne und -gehälter um 3,3 % höher als vor einem Jahr. Im Durchschnitt je Arbeitnehmer stiegen die Löhne und Gehälter weniger stark (brutto um 2,5 % und netto um 2,1 %), da auch die Anzahl der Arbeitnehmer im Vergleich zum Vorjahresquartal zunahm (+ 1,2 %). Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte erhöhte sich um 3,2 % und damit stärker als die privaten Konsumausgaben in jeweiligen Preisen (+ 2,4 %).

Neben der Erstberechnung des vierten Quartals 2014 hat das Statistische Bundesamt auch die bisher veröffentlichten Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen für die ersten drei Quartale sowie für das Jahr 2014 überarbeitet. Wie bereits in der Schnellmeldung vom 13.02.2015 berichtet, ergaben sich dabei in den ersten drei Quartalen keine wesentlichen Änderungen für das BIP insgesamt. Lediglich für das Jahr 2014 wurde die Wachstumsrate um 0,1 Prozentpunkte nach oben revidiert. In einzelnen Komponenten des BIP kam es aber zum Teil zu deutlichen Korrekturen. Darüber hinaus kann es wie üblich bei saison- und kalenderbereinigten Reihen zu geänderten Ergebnissen in der gesamten Zeitreihe ab 1991 kommen.

Bruttoinlandsprodukt
 Zeitraum Ursprungswerte Werte nach Census X-12-ARIMA,
preisbereinigt, verkettet
In jeweiligen Preisen Preisbereinigt, verkettet Saison- und kalenderbereinigt Kalenderbereinigt
Mrd. EUR % 1 2005 = 100 % 1 2005 = 100 % 2 % 1 3
1 Veränderung gegenüber dem Vorjahr beziehungsweise Vorjahresquartal in %.
2 Veränderung gegenüber dem Vorjahr beziehungsweise Vorquartal in %.
3 Für Jahre sind die kalenderbereinigten Werte gleich den saison- und kalenderbereinigten Werten (ausgenommen Rundungsdifferenzen).
Vj = Vierteljahr
2013 2 809,48 2,2 104,09  0,1 104,26  0,2  0,2
2014 2 903,79  3,4 105,76  1,6 105,93  1,6  1,6
2013 1. Vj 682,42  0,3 102,42 – 1,8 103,37 – 0,4 – 0,5
2. Vj 694,31  2,8 103,36  0,5 104,19  0,8  0,0
3. Vj 718,47  2,7 106,55  0,8 104,50  0,3  0,3
4. Vj 714,28  2,9 104,02  1,0 104,97  0,4  1,1
2014 1. Vj 713,45  4,5 105,10  2,6 105,78  0,8  2,4
2. Vj 713,95  2,8 104,40  1,0 105,69 – 0,1  1,4
3. Vj 739,31  2,9 107,87  1,2 105,76  0,1  1,2
4. Vj 737,08  3,2 105,68  1,6 106,50  0,7  1,4

 

Verwendung des Bruttoinlandsprodukts
Ursprungswerte
2014
Jahr 1. Vj 2. Vj 3. Vj 4. Vj
In jeweiligen Preisen
Mrd. EUR
Konsumausgaben 2 166,175 518,418 536,075 549,263 562,419
Private Konsumausgaben 1 604,713 382,324 399,598 410,868 411,923
Konsumausgaben des Staates 561,462 136,094 136,477 138,395 150,496
Bruttoinvestitionen 548,181 147,739 131,175 148,769 120,498
Bruttoanlageinvestitionen 580,994 132,890 147,314 150,271 150,519
Ausrüstungsinvestitionen 185,559 42,361 46,344 45,332 51,522
Bauinvestitionen 293,362 66,009 75,877 79,575 71,901
Sonstige Anlagen 102,073 24,520 25,093 25,364 27,096
Inländische Verwendung 2 714,356 666,157 667,250 698,032 682,917
Exporte 1 326,162 322,111 325,962 335,108 342,981
Importe 1 136,728 274,818 279,262 293,830 288,818
Bruttoinlandsprodukt 2 903,790 713,450 713,950 739,310 737,080
Preisbereinigt, verkettet
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
Konsumausgaben  1,2  0,9  0,9  1,2  1,7
Private Konsumausgaben  1,2  1,0  0,8  1,1  1,7
Konsumausgaben des Staates  1,1  0,6  1,2  1,3  1,5
Bruttoinvestitionen  1,7  8,4  2,8 – 2,2 – 2,3
Bruttoanlageinvestitionen  3,4  9,1  2,1  1,4  1,8
Ausrüstungsinvestitionen  4,3  7,9  3,6  4,1  2,4
Bauinvestitionen  3,6  13,2  1,5 – 0,1  1,8
Sonstige Anlagen  1,2  1,2  1,2  1,2  1,2
Inländische Verwendung  1,3  2,4  1,2  0,4  1,0
Exporte  3,9  3,9  2,2  4,6  4,7
Importe  3,4  3,6  3,0  3,1  3,7
Bruttoinlandsprodukt (BIP)  1,6  2,6  1,0  1,2  1,6
nachrichtlich:
BIP je Erwerbstätigen  0,7  1,9  0,1  0,3  0,6