DIW-Konjunkturbarometer Dezember:
Deutsche Wirtschaft verbreitet keine Festtagsstimmung
Berlin (19.12.24) – Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) liegt im Dezember bei 86,4 Punkten und hat sich damit gegenüber November um 2,7 Punkte erhöht. Der Barometerwert liegt aber weiterhin deutlich unter der neutralen 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Wachstum anzeigt. Somit schließt die deutsche Wirtschaft das Jahr trotz dieses kleinen Lichtblicks schwach ab. Im vierten Quartal 2024 dürfte die Wirtschaftsleistung wohl leicht zurückgegangen sein. Die Binnennachfrage schwächelt und auch von den Exporten kommt kein Schub. Zudem sind die innen- und außenpolitischen Unsicherheiten hoch. Nach dem Ampel-Aus wird Deutschland frühestens im Frühjahr eine neue Regierung haben.
DIW-Konjunkturbarometer Dezember 2024
Indexstand in Punkten (100 = neutraler Wert, entspricht im Durchschnitt Wachstum von etwa einem drittel Prozent)
„International bringt die Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten deutliche Unsicherheiten hinsichtlich der wirtschaftlichen und außenpolitischen Ausrichtung der Vereinigten Staaten mit sich“, so DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik. „Insbesondere ist die künftige Handelspolitik der USA schwer abschätzbar. Es sind Zollerhöhungen zumindest für einige Importe aus der EU zu befürchten. Immerhin dürften die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank im Laufe des kommenden Jahres die deutsche Wirtschaft etwas stützen.“ Auch die leichte wirtschaftliche Erholung im Euroraum wird der deutschen Wirtschaft wohl zumindest etwas Schwung verleihen.
Vor allem die deutsche Industrie schwächelt weiterhin deutlich. Die Industrieproduktion ist zum Quartalsbeginn erneut zurückgegangen. Auch das Geschäftsklima hat sich zuletzt weiter verdüstert. Die Unternehmen beurteilen sowohl die aktuelle Lage als auch die Aussichten pessimistischer. Der Auftragsbestand hat sich gemäß Statistischem Bundesamt zwar jüngst etwas erhöht, dies war aber vor allem auf einen Großauftrag im Schiffbau zurückzuführen. Im Maschinenbau und der Automobilindustrie war der Auftragsbestand dagegen rückläufig. „Insbesondere aus dem Inland bleibt die Nachfrage schwach,“ sagt Laura Pagenhardt, DIW-Konjunkturexpertin. „Auch zum Jahresende nehmen die deutschen Unternehmen eine vorsichtige Haltung ein und warten ab, was das nächste Jahr an wirtschaftspolitischen Entwicklungen bringt.“
Bei den Dienstleistungen bleibt die Lage ebenfalls schwierig. Es zeigen sich aber erste Lichtblicke. So ist der Einkaufsmanagerindex bei den Dienstleistungen im laufenden Monat gestiegen. Die Stimmung bei den Verbraucher*innen bleibt aber verhalten, obwohl sich die Inflation deutlich verringert hat. Dies dürfte auch mit der weniger günstigen Lage am Arbeitsmarkt zusammenhängen. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe kommt es zu Arbeitsplatzverlusten, was für sich genommen den privaten Konsum dämpft. Insgesamt verbleibt die Arbeitslosigkeit aber angesichts der konjunkturellen Schwäche noch auf einem niedrigen Niveau.
„Deutschland wirkt momentan wirtschaftlich und politisch wie gelähmt“, resümiert Konjunkturexperte Guido Baldi. „Es bleibt zu hoffen, dass Deutschland seine wirtschaftlichen und politischen Blockaden im kommenden Jahr lösen und die nach wie vor zahlreichen Stärken wieder ausspielen kann.“