Ernst & Young EY:
In Deutschland werden deutlich weniger Elektroautos verkauft – Trendwende für 2025 erwartet
Stuttgart (4.12.24) – Die wichtigsten Entwicklungen auf dem deutschen Neuwagenmarkt im November 2024:
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Auf dem deutschen Neuwagenmarkt geht es nicht voran: Im November sanken die Neuzulassungen leicht um 0,5 Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf liegt der Pkw-Absatz in Deutschland damit weiter leicht – um 0,4 Prozent – unter dem Vorjahresniveau.
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Damit bleibt das Absatzniveau auch im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 niedrig: Im November lag die Zahl der Neuzulassungen 18 Prozent unter dem Vergleichsmonat im Jahr 2019, im bisherigen Jahresverlauf unterschreitet der Absatz das Vorkrisenniveau um 22 Prozent.
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Die Gründe für den Absatzrückgang seien vielfältig, sagt Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West: „Die Konjunktur schwächelt, und die schlechten Nachrichten aus der Wirtschaft häufen sich. In solchen Zeiten bleiben die Menschen bei großen Anschaffungen vorsichtig. Auch die Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück. Insgesamt bleibt der Neuwagenmarkt damit im Krisenmodus – nun schon im fünften Jahr in Folge.“
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Auch das kommende Jahr dürfte keine Trendwende bringen, glaubt Gall: „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich die Rahmenbedingungen grundlegend ändern. Die Kunden werden angesichts der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten in Wartestellung bleiben. Obendrein werden die Hersteller versuchen, in erster Linie Elektroautos und Plug-in-Hybride zu verkaufen, um die neuen, ab 2025 geltenden Emissionsvorgaben einzuhalten. Das könnte zu einer weiteren Verteuerung von Verbrennern führen. Eine positive Trendwende auf dem deutschen Neuwagenmarkt liegt damit in weiter Ferne.“
Keine Trendwende bei Elektroautos
- Der Absatz von Elektroautos sank im November gegenüber dem Vorjahr um 22 Prozent. Damit setzt sich die schwache Entwicklung der Elektro-Neuzulassungen im bisherigen Jahresverlauf fort. Seit Januar wurden in Deutschland knapp 350.000 Elektroautos neu zugelassen, das waren 24 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Bis zum Jahresende wird die Lücke noch größer werden, denn im Vorjahr wurden zum Jahresende hin wegen des absehbaren Rückgangs (bzw. Auslaufens) der staatlichen Förderungen überdurchschnittlich viele Elektroautos zugelassen. Im laufenden Jahr dürfte das Gegenteil der Fall sein: Die Hersteller werden bestrebt sein, Elektro-Neuzulassungen eher auf das kommende Jahr zu verschieben.
- Für das Gesamtjahr prognostiziert Gall daher einen Rückgang der Neuzulassungen von Elektroautos um 28 Prozent. In absoluten Zahlen wird der Absatz von Elektroautos damit um fast 150.000 Fahrzeuge unter dem Vorjahresniveau liegen und etwa auf dem Niveau des Jahres 2021.
- „In den beiden Vorjahren wurden in Deutschland deutlich mehr Elektroautos verkauft als im laufenden Jahr – dank der staatlichen Förderung. Deren Wegfall hat dem Markt jede Dynamik geraubt. Elektroautos verlieren Marktanteile, obwohl neue und auch preislich attraktive Modelle auf den Markt kommen.“
- Der Marktanteil von Elektroautos liegt im laufenden Jahr nur noch bei 12,4 Prozent – im Vorjahreszeitraum hatte er noch 18,0 Prozent betragen.
- Galls Fazit: „Verbrenner bleiben deutlich beliebter als Elektroautos. Der erhoffte Paradigmenwechsel hat nicht stattgefunden, was zu großer Verunsicherung führt – sowohl bei den Kunden wie auch bei der Industrie. Niemand weiß, ob und wann die Nachfrage wieder anspringt. Fest steht: Die erste Welle an innovations- und technologieaffinen Kunden ist inzwischen weitgehend adressiert – der große Rest der Bevölkerung bleibt zurückhaltend und muss noch vom Umstieg auf die Elektromobilität überzeugt werden.“ Selbst viele E-Auto-Fahrer seien nicht vollständig überzeugt, wie der relativ hohe Anteil derjenigen zeige, die wieder auf einen Verbrenner umsteigen. Laut Gall tragen dazu Faktoren bei wie hohe Anschaffungspreise, das teils teure Laden, lange Ladezeiten, die lückenhafte Ladeinfrastruktur und die zumindest gefühlt zu geringe Reichweite von Elektroautos.
Elektro-Trendwende im kommenden Jahr?
- Für das kommende Jahr rechnet Gall mit einem Anstieg der Neuzulassungen von Elektroautos: „Die Hersteller stehen enorm unter Druck, weil die neuen Emissionsvorgaben nur mit einem hohen Anteil an Elektroautos in der Neuwagenflotte zu erreichen sind. Um den Absatz von Elektroautos anzukurbeln, senken einige Hersteller ihre Preise deutlich oder bieten sehr günstige Finanzierungen an. Die ersten Preissenkungen haben wir bereits gesehen, weitere werden folgen. Solche Maßnahmen werden ihre Wirkung nicht verfehlen – allerdings gehen sie auf Kosten der Profitabilität der Hersteller, um die es ohnehin nicht gut bestellt ist. Selbst wenn der Absatz von Elektroautos im kommenden Jahr als steigt, dürfte dieses Wachstum teuer erkauft sein.“
Neuzulassungen von Elektroautos in Deutschland im November (nur BEV)
- Der Absatz von Plug-in-Hybriden, die als Dienstwagen trotz ausgelaufener Förderung dank Steuervorteilen nach wie vor durchaus attraktiv sind, entwickelte sich im November sehr positiv (plus 14 Prozent). Der Marktanteil stieg von 7,5 auf 8,4 Prozent. Für Plug-in-Hybride gab es bereits vor einem Jahr keine staatliche Förderung mehr, hier spielt also das Auslaufen der Umweltprämie Ende 2023 also keine Rolle.
Blick ins Ausland: In wichtigen europäischen Märkten ging es im November ebenfalls abwärts, so sank der Pkw-Absatz in Italien um elf Prozent, in Frankreich sogar um 13 Prozent. In Spanien wurde hingegen ein mittleres Wachstum von sechs Prozent registriert. Im Elektrosegment war die Entwicklung noch deutlich negativer, wichtige Elektro-Märkte wie Frankreich, Schweden und Italien lagen aber wie schon im Vormonat im Minus.