Deutsche Bank Kapitalmarktausblick 2025:
Trotz globaler Risiken – Investitionen in Zukunftsthemen bieten Anlegern Chancen
Frankfurt/Main (28.11.24) – Die Deutsche Bank prognostiziert in ihrem Kapitalmarktausblick für das Jahr 2025 ein weiterhin anspruchsvolles Marktumfeld, das durch technologischen Wandel, politische Dynamik und geopolitische Risiken geprägt ist. Gezielte Investitionen in Zukunftsthemen wie (nachhaltige) Transformation und Infrastruktur sind neben einem robusten Basisinvestment nach Ansicht der Experten der Bank essenziell, um 2025 die Chance zu nutzen, die sich an den Kapitalmärkten ergeben.
Christian Nolting: Produktivität als wichtigster Wachstumsmotor
Christian Nolting, weltweiter Chefanlagestratege der Privatkundenbank, hebt die Bedeutung der Produktivität als Schlüssel für langfristiges Wachstum über 2025 hinaus hervor: „Nur durch eine Steigerung der Produktivität, die im aktuellen Konjunkturzyklus der wichtigste Treiber für Wachstum ist, werden wir langfristig Fortschritte wie eine bessere Medizin, klimafreundlichere Mobilität und die nachhaltige Transformation erzielen können.“
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz und sektorüberschreitenden Technologien sei dafür mitentscheidend. Die Produktivität werde zunehmend von globalen Innovationen in Bildung sowie der Fokussierung auf bestimmte Sektoren und Volkswirtschaften geprägt, so Nolting.
Zwar könne diese strukturelle Transformation zunächst inflationstreibend wirken. Sie sei aber die Voraussetzung für weiteres Wachstum und Prosperität. Gleichzeitig begrenzten insbesondere hohe und weiter steigende Staatsdefizite weltweit die wirtschaftspolitische Handlungsfähigkeit.
Trotz und gerade wegen vieler Index-Höchststände bei Aktien kommt es nach Ansicht von Nolting nun für die Anleger darauf an, diejenigen Regionen und Sektoren auszuwählen, die Produktivitätswachstum liefern oder davon profitieren. Sowohl 2025 als auch in den Jahren danach gebe es interessesante Möglichkeiten für Investoren.
Robin Winkler: Deutschland -politischer Wendepunkt und wirtschaftliche Unsicherheit
Robin Winkler, Chefvolkswirt Deutschland bei Deutsche Bank Research, verweist auf die anstehenden Neuwahlen in Deutschland und ihre Folgen für Wirtschaft und Kapitalmärkte: „Deutschland steht wirtschaftspolitisch an einem Scheideweg. Der Ausgang der Neuwahlen im Februar 2025 und der Diskussion um eine Reform der Schuldenbremse werden für den Konjunkturausblick wichtig sein. Während kurzfristig Unsicherheiten bestehen, könnten Investitionen in Zukunftsthemen wie Infrastruktur und künstliche Intelligenz langfristig Stabilität und Wachstum schaffen.“
Für den mittelfristigen Ausblick sei die wirtschaftspolitische Agenda daher entscheidend. Für das kommende Jahr erwartet Winkler eine leicht positive Konjunkturentwicklung in Deutschland, jedoch bleiben Risiken und Unsicherheiten bestehen: „Die deutsche Wirtschaft steht vor Herausforderungen, die über die Wirtschaftspolitik in Berlin hinausgehen und globale Entwicklungen einbeziehen müssen.“
Haushalte und Unternehmen dürften sich bei Konsum und Investitionen weiterhin zurückhalten, der Außenhandel würde durch eine schärfere US-Handelspolitik im globalen Wettbewerb noch stärkeren Gegenwind erfahren.
Ulrich Stephan: Anlageschwerpunkte für 2025
Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Privatkundenbank, sieht an den Kapitalmärkten attraktive Chancen für private Anleger, mahnt aber zur strategischen Diversifikation: „Anleger sollten 2025 auf reale Werte wie Infrastruktur und Rohstoffe setzen, da Elektrifizierung und Digitalisierung voranschreiten. Gleichzeitig bleibt der US-Markt mit seiner hohen Kapitalrendite und starken Unternehmensgewinnen ein globales Gravitationszentrum. Dennoch gilt es, geopolitische und konjunkturelle Risiken im Blick zu behalten.“
Zinspolitik stärkt US-Dollar
Die Erwartung einer anhaltend höheren Inflation könnte den geldpolitischen Spielraum der US-Notenbank einschränken und zu einer steileren US-Zinskurve auf einem höheren Niveau führen. Im Gegensatz dazu dürfte die Europäische Zentralbank mit einer expansiveren Haltung reagieren, um die Wachstumsschwäche zu adressieren. Die Zinsdifferenzen dürften den US-Dollar gegenüber dem Euro weiter stärken, so Stephan.
Vor diesem Hintergrund empfiehlt Stephan, auf Staatsanleihen in Europa zu setzen, die Potenzial für Kursgewinne bieten. Unternehmensanleihen mit guter Bonität blieben ebenfalls attraktiv, während hoch bewertete Anleihen mit schwächeren Ratings kritisch betrachtet werden sollten.
Chancen auf den Aktienmärkten
Die Aktienmärkte in den USA sind laut Stephan zwar hoch bewertet, bieten jedoch gleichzeitig überdurchschnittliche Gewinnerwartungen. Besonders Techwerte bleiben relevant, wenngleich sich deren Gewinnwachstum voraussichtlich normalisieren wird. Auch kleinere und mittelgroße Unternehmen könnten von den stabilen Wachstumsaussichten profitieren.
In Europa könnten neue fiskalische Programme wie der Draghi-Plan mit Investitionen von jährlich 800 Milliarden Euro Wachstumsimpulse geben. Profiteure seien vor allem die Infrastruktur, erneuerbare Energien, Logistik und Mobilität sowie der Gesundheits- und Wohnsektor.
„Investoren sollten sowohl globale Trends wie die Elektrifizierung als auch regionale Impulse nutzen, um langfristig von anhaltenden Wachstumsfeldern zu profitieren“, so Ulrich Stephan.
Rohstoffe und Branchen im Fokus
Auch Rohstoffe wie Industriemetalle (Kupfer, Lithium, Kobalt) bleiben 2025 gefragt, so Stephan, da sie Schlüsseltrends wie die Elektrifizierung unterstützen. Gleichzeitig erwartet er, dass die Nachfrage nach fossilen Energieträgern ihren Höhepunkt erreicht, während der Anteil erneuerbarer Energien an der weltweiten Stromproduktion deutlich zunimmt.
Mit Blick auf Branchen sollten Anleger in den USA auf Technologiewerte, Kommunikationsdienstleister, zyklischen Konsum und Finanzwerte setzen. In Europa bieten sich Chancen bei Industrieunternehmen, Versorgern mit Schwerpunkt auf erneuerbare Energien und Finanzwerten. Schwellenländer könnten angesichts höherer US-Zinsen und eines stärkeren US-Dollars vor Herausforderungen stehen.
Geopolitik und Risiken beachten
Nach Ansicht von Stephan könnten die politischen Rahmenbedingungen, einschließlich angekündigter Zölle, Exportunternehmen belasten und die Inflation anheizen. Anleger sollten daher Zinsen, Fiskalpolitik und geopolitische Risiken im Blick behalten, insbesondere in China, wo die Vertrauenskrise der Konsumenten anhält.