Helaba:

Märkte und Trends 2025 –

Weltwirtschaft auf dem Laufsteg

Frankfurt/Main (21.11.24) – Der aktuelle Konjunktur- und Kapitalmarkt­ausblick von Helaba Research & Advisory steht unter dem Motto „Weltwirtschaft auf dem Laufsteg“. Sowohl in der Mode als auch bei Konjunktur und Kapitalmärkten sind Zyklen und Trends maßgeblich. Diese werden 2025 bei den Defilees auf dem Laufsteg der Welt­wirtschaft zu sehen sein. Was wird 2025 en vogue sein? Bleiben z. B. Zölle in Mode oder sind diese bald schon wieder out? Ein ganz großes Comeback auf dem Catwalk hat Donald Trump. Und wie wird die deutsche Kollektion aussehen? Nach dem Ende der Ampel-Regierung werden die Entwürfe der einzelnen Designer noch einmal neu gezeichnet. Die Helaba Expertinnen und Experten haben hierzu drei Szenarien entwickelt, die unter den Labels „Arbeitskleidung“, „Haute Couture“ und „Des Kaisers neue Kleider“ laufen.
Märkte und Trends 2025: Weltwirtschaft auf dem Laufsteg
Foto: Helaba

Basisszenario: „Arbeitskleidung“ (Eintritts­wahrscheinlich­keit 65 Prozent)

Die Basiskollektion „Arbeitskleidung“ wird 2025 ganz groß rauskommen. Sie schützt einerseits vor den mannig­faltigen Risiken, ermöglicht andererseits aber auch, dass wieder richtig angepackt werden kann. Die großen Notenbanken sind 2024 auf einen Lockerungskurs eingeschwenkt. Wie es derzeit aussieht, bekommen die Geldpolitiker die hohe Inflation in den Griff, ohne dabei eine schwere Rezession auszulösen. Die geldpolitischen Lockerungen stützen die Erholung des Industrie­zyklus. Während in Europa über eine weniger expansive Fiskalpolitik diskutiert wird, plant der designierte US-Präsident Donald Trump umfangreiche Steuersenkungen. Belastend wirkt unverändert die angespannte geopolitische Lage und der weiter zunehmende Protektionismus.

Das Wachstum der Weltwirtschaft sollte 2025 im Jahresschnitt etwa so hoch ausfallen wie 2024 (knapp 3 Prozent). „Das deutsche Brutto­inlands­produkt wächst nach zwei Jahren Stagnation um 0,7 Prozent und damit nach wie vor langsamer als der Durchschnitt der Eurozone (1,2 Prozent)“, prognostiziert Dr. Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Helaba. „Ursache für dieses vergleichsweise schwache Wachstum ist in erster Linie die sich seit Jahren verschlechternde Wettbewerbs­fähigkeit Deutschlands“, erläutert Dr. Traud weiter.

Die Inflation wird 2025 wohl kein dominierender Faktor mehr sein. „Die Preis­steigerungsrate liegt 2025 sowohl in Deutschland (2,1 Prozent) als auch im gesamten Euroraum (2,2 Prozent) nahe dem von der EZB definierten Inflations­ziel“, so Dr. Traud. Die Noten­banken folgen daher dem Kurs, den sie 2024 eingeschlagen haben. Die EZB wird den Einlagensatz vermutlich auf 2 Prozent senken. In den USA reduziert die Fed den Leitzins auf rund 3,5 Prozent.

Anlageklassen im Basisszenario „Arbeitskleidung“

Während die Leitzins­senkungen ein relativ positives Umfeld für die Renten bieten, entwickelt sich vor allem die (Fiskal-)Politik zum kritischen Faktor für Staats­anleihen. Renditeniveaus von unter 2 Prozent für Bundes­anleihen und unter 4 Prozent für 10-jährige US-Treasuries sind allenfalls temporär erreichbar. Zum Jahresende 2025 notieren die Benchmark­anleihen bei 2,5 Prozent bzw. 4,5 Prozent.

Aktien bleiben attraktiv. Sinkende Leitzinsen eröffnen zusätzliche Bewertungs­spielräume. Auch sich verbessernde globale Wachstums- und Gewinn­per­spek­tiven sprechen 2025 für moderat steigende Notierungen. Bis Jahresende 2025 dürfte der DAX im Bereich um 20.500 Punkte liegen.

Der deutsche Immobilienmarkt verzeichnet 2025 bei nach wie vor hoher Nachfrage und knappem Angebot moderate Haus­preis­anstiege. Gleichzeitig nimmt die Neubauaktivität weiter ab. In den gewerblichen Segmenten stabilisieren sich die Preise und die Transaktionen nehmen wieder zu.

Gold profitiert weiter von der Zinswende und der geopolitischen Lage. Deshalb dürften 2025 weitere Rekord­marken geknackt werden, auch wenn das Tempo nicht gehalten werden kann. Bis Jahresende dürfte die Feinunze bei gut 2.800 US-Dollar liegen.

Der US-Dollar steht 2025 im Zeichen der Politik. Dabei wird die Geldpolitik wenig Impulse geben, da Fed und EZB in ähnlichem Ausmaß die Leitzinsen senken. US-Präsident Trump wird vor allem mit seiner Handels­politik für Marktvolatilität sorgen. Ein starker Dollar wird aber kaum sein Ziel sein. Ende 2025 dürfte der Euro-Dollar-Kurs um 1,10 notieren.

Negatives Alternativ­szenario: Des Kaisers neue Kleider (Eintritts­wahrscheinlich­keit
25 Prozent)

Die Weltwirtschaft rutscht in eine Rezession. Deutschland ist mit seinem export­orientierten Wirtschaftsmodell überproportional vom Protektionismus und den Lieferkettenstörungen betroffen, sodass das deutsche Brutto­inlands­produkt 2025 um rund 2 Prozent schrumpft. Die USA leiden wegen ihrer geringeren Industrie- und Handelsabhängigkeit weniger. Die Arbeitslosenquoten steigen spürbar. Fallende Ölpreise und eine schwindende Preissetzungsmacht der Unternehmen drücken die Teuerung.

In diesem Umfeld reagieren die Notenbanken mit stärkeren Lockerungen als im Basis­szenario. Im Zuge deutlich niedrigerer Leitzinsen und sinkender Inflations­erwartungen fällt die Rendite 10-jähriger Bundes­anleihen in Richtung 1 Prozent.

Der DAX fällt zeitweilig auf 12.500 Punkte. Im schwachen wirtschaftlichen Umfeld nimmt die Korrektur bei Gewerbe­immobilien wieder Fahrt auf. Wohnimmobilien entwickeln sich zwar stabiler, der jüngst begonnene Hauspreis­anstieg kommt allerdings zum Stillstand. Der Euro-Dollar-Kurs fällt bis auf 0,90.

Positives Alternativ­szenario: Haute Couture (Eintritts­wahrscheinlichkeit 10 Prozent)

Die Konjunktur zieht kräftig an, ein Boom ersetzt die bloße Erholung des Industrie­zyklus im Basis­szenario. Geringere Regulierung und die internationale Kooperation lösen einige der deutschen Strukturprobleme, sodass 2025 hierzulande ein Wirtschafts­wachstum von 2 Prozent möglich ist. In den USA tragen Bürokratie­abbau und verstärkte Innovationen kurzfristig Früchte. Die US-Konjunktur zieht 2025 kräftig an.

In Deutschland liegt die Teuerungs­rate 2025 durchschnittlich bei 3,5 Prozent. Der Ölpreis schlägt insbesondere in den USA auf die Verbraucher­preise durch. Die Noten­banken straffen zwar die Geldpolitik, aber dies verhindert nur eine Über­hitzung. Im Zuge steigender Leitzinsen und höherer Inflations­erwartungen klettert die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen auf 4 Prozent. Der DAX überschreitet bis Jahresende 2025 die Marke von 23.000 Punkten. Immobilien profitieren von der kräftig wachsenden Gesamt­wirtschaft und der niedrigeren Unsicherheit. Der Euro-Dollar-Kurs steigt bis auf 1,25.