SGVHT:
„Stabile Seitwärtsentwicklung“ als Folge der lahmenden Konjunktur
Frankfurt/Main (12.9.24) – Trotz eines nicht einfachen geopolitischen und gesamtwirtschaftlichen Umfelds sind die Sparkassen in Hessen und Thüringen ordentlich ins Jahr 2024 gestartet. „Die Sparkassen sind eng mit der Realwirtschaft verbunden und können sich deshalb auch nicht völlig von der derzeit fehlenden gesamtwirtschaftlichen Dynamik abkoppeln. Bei solchen Rahmenbedingungen ist die stabile Seitwärtsentwicklung unserer Sparkassen bei der Geschäftsentwicklung als Erfolg zu werten. Auch beim Betriebsergebnis konnten unsere Mitgliedsinstitute an das hohe Niveau des Vorjahres anknüpfen. Im aktuellen Umfeld können wir damit insgesamt zufrieden sein“, fasste Stefan G. Reuß, Geschäftsführender Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes HessenThüringen, das Halbjahresergebnis zusammen.
Bilanzsumme geht leicht auf 150,9 Mrd. € zurück
Die Bilanzsumme der Sparkassen in Hessen und Thüringen ist im
ersten Halbjahr leicht um 1,1 Mrd. € bzw. 0,7 % auf insgesamt
150,9 Mrd. € zurückgegangen. Das Kundengeschäft präsentierte sich
dabei insgesamt stabil: Während die Einlagenbestände auf der Passivseite der Bilanz um 0,8 % sanken, verbesserten sich die Kreditbestände auf der Aktivseite um 0,5 Mrd. € bzw. um 0,6 % auf 93,9 Mrd. €.
Das Plus bei den Kreditbeständen war zum einen dem Geschäft mit den
öffentlichen Haushalten (+ 10,0 %) zu verdanken, zum anderen aber
auch dem Firmenkundengeschäft. Dort wuchsen die Bestände im
ersten Halbjahr 2024 um 0,7 %, obwohl die Darlehenszusagen in
diesem Segment im Vorjahr um fast 30 % eingebrochen waren. „Im
Neukreditgeschäft zeichnet sich jetzt immerhin etwas Licht am Ende des Tunnels ab. Zwischen Januar und Juni 2024 sind die Darlehenszusagen im Firmenkundengeschäft unserer Sparkassen um 3,9 % auf 3,3 Mrd. € gestiegen. Wir hoffen, dass das ein Anzeichen dafür ist, dass die Investitionsbereitschaft der Unternehmen nun endlich wieder anzieht“, sagte Reuß.
Strukturkrise im Wohnungsbau färbt auf Immobilienfinanzierungen
ab
Wenig Impulse gingen im Kreditgeschäft von den Privatkunden und
dem Untersegment der Immobilienfinanzierungen aus. Die Kreditbestände der Sparkassen in Hessen und Thüringen sind dort im ersten
Halbjahr 2024 um 0,4 % bzw. 0,2 % gesunken. „Auch das ist keine
überraschende Entwicklung. Schließlich befindet sich der Wohnungsbau in Deutschland schon seit längerem in einer Besorgnis erregenden
Strukturkrise, die auf das Kreditgeschäft unserer Institute abfärbt. Der
Ernst dieser Krise zeigt sich vor allem darin, dass der Neubau aufgrund
der gravierenden Preis- und Lohnsteigerungen, der höheren Bauzinsen
und der immer engmaschigeren energetischen Vorschriften fast zum
Erliegen gekommen ist, obwohl gleichzeitig ein Riesenbedarf an
bezahlbarem Wohnraum besteht“, stellte Reuß fest. Immerhin gab es
auch im Neugeschäft der Mitgliedssparkassen bei den Immobilienfinanzierungen leichte Anzeichen für eine Erholung. Die Darlehenszusagen legten in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 um 20,3 % auf 1,9 Mrd. € zu, wobei das Groß dieser neu zugesagten Immobilienkredite in den Kauf von Bestandgebäuden und nicht in
Neubauten floss.
Einlagen: Trend geht zu längerfristigen Einlageformen
Auf der Passivseite der Bilanz ist der Einlagenbestand der Sparkassen
im ersten Halbjahr 2024 um 1,0 Mrd. € bzw. 0,8 % auf 120,3 Mrd. € zurückgegangen. Dabei gewannen längerfristige Einlageformen an Attraktivität. Während die Bestände bei den Spareinlagen und täglich fälligen Geldern um 6,1 % bzw. 4,3 % sanken, konnten die
Termingelder und die von den Sparkassenbriefen dominierten Eigenemissionen Zuwächse von 14,4 % bzw. 29,4 % verbuchen.
„Die Auswirkungen der Zinswende machen sich also zunehmend auch
im Sparverhalten bemerkbar. Der jahrelange Trend in Richtung
Tagesgelder ist gestoppt. Sparkassenbriefe und Termingelder haben
dank guter Zinskonditionen an Attraktivität gewonnen. Viele
Kundinnen und Kunden versuchen zudem, sich das noch hohe
Zinsniveau auch längerfristig zu sichern. Wir sehen diese
Umschichtung in Richtung längerfristiger Einlageformen positiv. Sie
bietet unserer Kundschaft attraktive Zinscoupons. Gleichzeitig
verringert sie für unsere Sparkassen aber auch die Gefahr, dass
Kundengelder in Richtung Konkurrenz abwandern“, erklärte Reuß.
Sparkassenkunden schichten im Wertpapiergeschäft um
Ähnlich wie im Einlagengeschäft kam es im ersten Halbjahr 2024 auch
im Kundenwertpapiergeschäft zu Strukturverschiebungen. War das
Geschäftsjahr 2023 noch von historisch hohen Umschichtungen hin zu
festverzinslichen Wertpapieren geprägt gewesen, setzten viele
Sparkassenkunden jetzt wegen des erreichten Zinsgipfels andere
Schwerpunkte. Die Käufe von festverzinslichen Wertpapieren sanken
um 16,9 %, während sie bei Aktien (+ 8,0 %) und vor allem bei den
Investmentfonds (+ 33,8 %) deutlich zulegten. Insgesamt stiegen die
Käufe um 0,4 %. Da die Sparkassenkunden gleichzeitig verstärkt
festverzinsliche Wertpapiere abstießen, erhöhten sich die Verkäufe um
48,3 %. Der Nettoabsatz als Saldo von Käufen und Verkäufen halbierte
sich bei den Mitgliedsinstituten des SGVHT dadurch auf 1,3 Mrd. €. verbesserte sich der Umsatz mit Kunden gleichzeitig um 16,9 % auf 10,2 Mrd. €.
Auch im ersten Halbjahr 2024 haben die Sparkassen in Hessen und
Thüringen ihre Eigenmittel um 1,0 % auf 14,7 Mrd. € weiter
aufgestockt. Davon entfielen 14,0 Mrd. € auf das Kernkapital. Zum
30. Juni 2024 lag die Gesamtkapitalquote bei 18,6 % und die
Kernkapitalquote bei 17,7 %.
Ertragsprognose 2024: Zinsüberschuss bleibt auf hohem Niveau
Für das laufende Jahr rechnet der Verband für die Mitgliedssparkassen
wieder mit einem ordentlichen Betriebsergebnis. Laut Prognosesystem
wird das Betriebsergebnis vor Bewertung zwar um knapp 10 %
niedriger ausfallen als im Vorjahr. Mit knapp 1,5 Mrd. € wird es aber
deutlich höher als noch in den Jahren der Dauerniedrigzinsphase
liegen. Den Zinsüberschuss taxiert die Prognose in etwa auf Höhe des
Vorjahresniveaus von rund 2,7 Mrd. €. „Das hört sich unspektakulär an.
Es zeigt aber, dass sich der Zinsüberschuss auf einem guten Niveau
verfestigt hat. Die Zinswende hat die Ertragskraft der Sparkassen in
ihrem auf dem Zins basierenden Brot- und Buttergeschäft also wieder
normalisiert. Das Geschäftsmodell der Sparkassen hat sich eingependelt, weil die Grundlage dieses Geschäftsmodells – das Geld bzw.
Kapital – jetzt wieder einen Wert hat. Die Zinswende hat den
Zinsüberschuss nach oben geschraubt und sorgt für eine Stabilisierung
unserer Ertragskraft. Diese wird sich bei einer stabilen Zinskurve in den
nächsten Jahren zwar verringern. Sie wird aber immer noch deutlich
über dem Niveau der Dauerniedrigzinsphase liegen“, betonte Reuß
Ertragsprognose 2024: Zinsüberschuss bleibt auf hohem Niveau
Für das laufende Jahr rechnet der Verband für die Mitgliedssparkassen
wieder mit einem ordentlichen Betriebsergebnis. Laut Prognosesystem
wird das Betriebsergebnis vor Bewertung zwar um knapp 10 %
niedriger ausfallen als im Vorjahr. Mit knapp 1,5 Mrd. € wird es aber
deutlich höher als noch in den Jahren der Dauerniedrigzinsphase
liegen. Den Zinsüberschuss taxiert die Prognose in etwa auf Höhe des
Vorjahresniveaus von rund 2,7 Mrd. €. „Das hört sich unspektakulär an.
Es zeigt aber, dass sich der Zinsüberschuss auf einem guten Niveau
verfestigt hat. Die Zinswende hat die Ertragskraft der Sparkassen in
ihrem auf dem Zins basierenden Brot- und Buttergeschäft also wieder
normalisiert. Das Geschäftsmodell der Sparkassen hat sich eingependelt, weil die Grundlage dieses Geschäftsmodells – das Geld bzw.
Kapital – jetzt wieder einen Wert hat. Die Zinswende hat den
Zinsüberschuss nach oben geschraubt und sorgt für eine Stabilisierung
unserer Ertragskraft. Diese wird sich bei einer stabilen Zinskurve in den
nächsten Jahren zwar verringern. Sie wird aber immer noch deutlich
über dem Niveau der Dauerniedrigzinsphase liegen“, betonte Reuß