Ernst  & Young EY:

DAX-Konzerne stemmen sich gegen die Krise  –

Mehr Umsatz und Gewinn im zweiten Quartal 2024

Stuttgart (14.8. 24) – Nach einem schwachen Jahresauftakt mit Umsatz- und Gewinneinbußen im ersten Quartal haben sich die DAX-Konzerne im zweiten Quartal besser entwickelt: Der Gesamtumsatz kletterte um 1,7 Prozent – ein Wachstumswert, der allerdings niedriger ist als die aktuelle Inflationsrate. 25 der 38 Unternehmen verzeichneten einen Umsatzanstieg (ohne Banken). Beim Gewinn war die Entwicklung allerdings weniger eindeutig: Zwar stieg der Gesamtgewinn um starke 16,9 Prozent. Fast die Hälfte der Unternehmen meldete allerdings einen Gewinnrückgang – darunter alle Autohersteller. Insgesamt schrumpfte der Gewinn der Unternehmen aus der Automobilindustrie um elf Prozent.

Das gewinnstärkste Unternehmen war wie schon im ersten Quartal die Deutsche Telekom, die einen operativen Gewinn von 6,0 Milliarden Euro erwirtschaftete, vor Volkswagen und Mercedes (5,5 bzw. 4,0 Milliarden Euro). Zwei DAX-Unternehmen wiesen einen operativen Verlust aus.

Die höchsten Zuwachsraten erzielten beim Gewinn RWE (plus 667 Prozent), adidas (plus 97 Prozent) und Rheinmetall (plus 96 Prozent). Zwei Unternehmen – Bayer und Siemens Energy – kehrten zurück in die schwarzen Zahlen, nachdem im Vorjahr noch ein operativer Verlust erwirtschaftet worden war.

Wie schon in den vergangenen Quartalen liefen die Geschäfte auf dem europäischen Absatzmarkt erheblich besser als in anderen Regionen, wobei sich besonders der asiatische Markt als schwierig erwies: In Europa stiegen die Gesamtumsätze im zweiten Quartal um fünf Prozent, in Nordamerika wurde immerhin noch ein Umsatzplus von drei  Prozent registriert, in Asien schrumpften die Umsätze hingegen um fünf Prozent.

Bei der Beschäftigung ging es hingegen weiter aufwärts, die große Mehrheit der Unternehmen verzeichnete ein Beschäftigungswachstum: In Summe stieg die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um 1,0 Prozent auf den Rekordwert von 3,25 Millionen.

Das sind Ergebnisse einer aktuellen Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY auf der Basis der Geschäfts- bzw. Quartalsberichte der derzeit im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen.

„Die DAX-Konzerne befinden sich in sehr rauem Fahrwasser, haben aber Kurs gehalten und insgesamt starke Zahlen vorgelegt“, sagt Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY. „Zwar bleibt die Industrienachfrage auf einem niedrigen Niveau und wir bewegen uns in Deutschland am Rande einer Rezession. Zudem sehen wir in vielen Branchen strukturelle Probleme wie Überkapazitäten und eine schwierige Kostensituation.“ Aber, betont Ahlers: „Viele deutsche Top-Konzerne sind weltweit sehr stark aufgestellt, und einige ausländische Märkte bieten noch Wachstumschancen. Zudem haben die Unternehmen in den vergangenen Jahren in die Modernisierung ihrer Geschäftsmodelle und ein wettbewerbsfähiges Produktportfolio investiert. Das zahlt sich aus.“

Trotz der insgesamt und global betrachtet relativ positiven Entwicklung der DAX-Konzerne im zweiten Quartal sei es zu früh zum Aufatmen, betont Ahlers: „Das ist noch nicht die Trendwende. Gerade die für Deutschland so wichtige Automobilindustrie, aber auch die chemische Industrie befinden sich in einem anhaltenden Krisenmodus. Die konjunkturellen und geopolitischen Aussichten sind zudem eher düster.“

Mathieu Meyer, Partner bei EY, betont die positiven Effekte eines rigorosen Kostenmanagements: „Einige Unternehmen profitieren bereits von eingeleiteten Effizienzmaßnahmen, bei anderen führen Restrukturierungskosten derzeit zwar noch zu Belastungen, zukünftig aber voraussichtlich zu einer besseren Gewinnsituation.“ Insgesamt sieht Meyer ein deutlich stärkeres Bewusstsein für die Kostensituation gerade am Standort Deutschland: „Die Situation ist ernst. Aber Deutschlands Top-Unternehmen arbeiten hart daran, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Dazu gehört auch, ungewöhnliche und einschneidende Maßnahmen zu ergreifen, um die Kostensituation zu verbessern – nicht zuletzt durch eine Verschlankung der Verwaltungsfunktionen.“

Beschäftigungswachstum hält noch an

Derzeit steigt allerdings die Zahl der Beschäftigten noch – insgesamt um 1,0 Prozent. Allerdings ist dieser Anstieg zum Teil auf Zukäufe zurückzuführen, zudem dürften sich die aktuellen Spar- und Restrukturierungsprogramme auf die zukünftige Beschäftigungsentwicklung auswirken, erwartet Meyer – gerade in Deutschland: “Wir sehen eine Welle an teils dringend notwendigen Kostensenkungsprogrammen. Am Standort Deutschland müssen wir mit einem Beschäftigungsrückgang rechnen – was einerseits mit dem Fachkräftemangel hierzulande zu tun hat, vor allem aber auch mit den hohen Arbeitskosten und generell den Bestrebungen der Unternehmen, ihre Verwaltungen und zentrale Funktionen zu verschlanken.“

Investitionen steigen weiter

Positiv bewertet Ahlers aber die Entwicklung bei den Innovationsausgaben – im zweiten Quartal stiegen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung um 8,5 Prozent. “Steigende Forschungsausgaben sind zwar kein Garant für zukünftigen Geschäftserfolg. Aber: Die F&E-Investitionen von heute sind die Innovationen von morgen und machen die Gewinne von übermorgen überhaupt erst möglich. Es stimmt zuversichtlich, dass viele Großunternehmen die richtigen Prioritäten setzen und nicht an den Innovationsausgaben sparen“, betont Ahlers. „Nur Unternehmen mit einer wettbewerbsfähigen Kostenstruktur und einer attraktiven Produktpipeline sind in der Lage, die Zukunft aktiv mitzugestalten.“