27.Frankfurt European Banking Congress: Draghi hält am Mini-Zins-Kurs fest

Frankfurt/Main (17.11.17)/PK – Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann begrüßte die Teilnehmer des 27. Frankfurt European Banking Congress in bestem ICE-Ansage-Englisch. Mit seiner terrible pronunciation sorgte Feldmann für spontanes Gelächter. Jedenfalls im Presseraum, wo sich die allermeisten Journalisten als Native-Speaker über des OBs Englisch amüsierten. Nur gut, dass Feldmanns Begrüßung kurz war und er sie nach fünf Minuten mit der Ankündigung beendete: „Mr. Lemierre, the flor is yours.“ —  Angekündigt hatte Feldmann den CEO der französichen Großbank BNP Paribas, Jean Lemierre. Er steckte, zumindest grob, den Rahmen ab, in dem sich die Reden des Vormittags bewegen sollten . Im Zentrum stand die Frage: „Europe into a New Era – How to Seize the Opportunities?“

Hält Kurs: EZB-Präsident Mario Draghi sieht noch keinen Grund, das Mini-Zinsniveau anzuheben. – Foto: PK

 

— Zumindest indirekte Antworten darauf erwarteten die Kongressteilnehmer natürlich vor allem von Mario Draghi. Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralban,k gilt für viele Bürger der Euro-Zone als rotes Tuch. Ihn machen sie für den inzwischen jahrelangen Null-Mini-Zins-Kurs der Europäischen Zentralbank verantwortlich, für einen Kurs, der ganz klar zu Lasten aller Sparer geht. Sparer werden in der gesamten Euro-Zone mit dem von Draghi eingeschlagenen Kurs des extrem billigen Geldes und der Null-Mini-Zinsen zur Kasse gebeten, sie tragen die Lasten, die aus dem historisch einmaligen Kurs der Europäischen Zentralbank erwachsen.

Für Mario Draghi gibt es offenbar noch keinen Grund, seinen Kurs radikal zu ändern. Daher  verteidigte er ihn und kündigte erwartungsgemäß an: „Wir sind noch nicht an dem Punkt, an dem die Erholung der Inflation sich selbst trägt ohne unsere unterstützende Geldpolitik“. —  Die Nachrichtenagentur DPA berichtete weiter: Zwar hätten die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) „zunehmend Vertrauen, dass die Erholung robust“ und die Wirtschaft widerstandsfähiger gegen neue Schocks sei, sagte Draghi. Auch die Inflation im Euroraum entferne sich allmählich von dem sehr niedrigen Niveau der vergangenen Jahre.

Ein nachhaltiger Anstieg der Teuerung sei aber noch nicht erreicht. Die EZB strebt für den Währungsraum mittelfristig eine Teuerungsrate von knapp zwei Prozent an – weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise könnten Verbraucher und Unternehmen dazu verleiten, Investitionen aufzuschieben. Das könnte die Konjunktur bremsen. Darum versucht die Notenbank seit Jahren, mit viel billigem Geld gegenzusteuern.

Raising the Competitiveness of the European Banking Sector – Darüber diskutierten die Chefs der Commerzbank, Deutschen Bank und BNP Paribas – Fotos: PK 

Im Oktober hatten die Währungshüter den ersten vorsichtigen Schritt zum Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik beschlossen: Die EZB verlängert zwar ihre vor allem in Deutschland umstrittenen Wertpapierkäufe bis Ende September 2018, halbiert aber das Volumen ab Januar auf monatlich 30 Milliarden Euro. Der Leitzins im Euroraum bleibt mindestens bis zum Ende des gewaltigen Kaufprogramms auf dem Rekordtief von null Prozent.