SNB Zinsentscheid: Kursänderung zum

Jahreswechsel erwartet

 

Zürich (17.9.16) – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat gestern bekannt gegeben, dass der Zins auf Sichteinlagen unverändert bei -0,75 Prozent belassen wird. Einmal mehr wurde explizit erwähnt, dass die SNB nicht davor zurückschreckt, im Währungsmarkt zu intervenieren, sollte sie dies wieder für notwendig halten. Joachim Corbach, Head of Currencies & Commodities bei GAM schlussfolgert aus der gestrigen Entscheidung:

Es ist gut denkbar, dass die SNB ihre Geldpolitik gegen Ende des Jahres ändern wird, da dann verschiedene Faktoren zusammenstoßen, die das Potenzial haben, die Märkte durcheinander zu wirbeln: Da wäre zum einen die kommenden EZB-Meetings, an welchen weitere Geldlockerungsmaßnahmen möglich sind. Dann das Federal Open Market Committee (FOMC) mit einer möglichen Zinsanhebung gegen Ende des Jahres. Und auf der politischen Seite schaut die Welt selbstverständlich gebannt auf die Präsidentschaftswahlen in den USA, und in Europa birgt das Verfassungsreferendum in Italien Spannungspotenzial. All diese Faktoren könnten den Euro bedeutend abschwächen – vor allem wenn sie in Kombination eintreten – und die SNB in eine missliche Lage bringen in Bezug auf ihren Einfluss auf den Schweizer Franken.

 

Die SNB sagte gestern bewusst nichts zu diesen erwähnten Faktoren, um zu vermeiden, dass der Schweizer Franken jetzt schon den Fokus der Investorengemeinde wieder auf sich zieht und Kapitalströme in den Franken fließen. Mario Draghi (EZB-Präsident) und Haruhiko Kuroda (japanischer Zentralbankchef) haben beide erst kürzlich die positiven Effekte ihrer Negativzins-Politik hervorgehoben, obschon es zahlreiche kritische Stimmen gibt. Nichtsdestotrotz unterstützt dies den SNB-Präsidenten Thomas Jordan in seiner Entscheidung, weiterhin ebenfalls eine Negativzins-Politik in der Schweiz zu fahren.

 

Die Inflationsrate in der Schweiz bewegt sich langsam aber sicher wieder in positivem Gefilde, was den Effekt hat, dass reale Renditen noch extremer ins Negative stürzen und somit den Franken vor weiterer Aufwertung schützen beziehungsweise dem Wechselkurs zum Euro eine gewisse Stütze bieten. Gleichzeitig bringt das ein ähnliches Ergebnis wie eine monetäre Lockerung, was zunehmend ungerechtfertigt ist, da die jüngsten wirtschaftlichen Daten des Landes durchaus positiv waren.

Überraschend starke Wachstumszahlen sowie der Widerwille der SNB, den Schweizer Franken weiter aufwerten zu lassen, sollten für den Franken eine relativ enge Handelsspanne vorgeben für die kommenden Wochen und hoffentlich Monate.

 

Die SNB musste im Juni, Juli und auch im August in den Währungsmärkten eingreifen, um die Nachwehen des Brexit einigermaßen einzudämmen. Im September scheint es nun ein bisschen Luft zum Durchatmen zu geben – die SNB musste bis dato noch nicht eingreifen. Der Entscheid, den Zinssatz bei -0,75 Prozent zu belassen, kommt derweil nicht überraschend, zumal auch die Europäische Zentralbank (EZB) sich letzte Woche dazu entschieden hat, vorerst mit Zinsanpassungen abzuwarten.