Bearing Point Trendbarometer Sustainable Finance:
Bankkunden fischen beim Thema Nachhaltigkeit weiterhin im Trüben
Grafik: Bearing Point
Frankfurt /Main (8.2.24) – Nachhaltigkeit nimmt mittlerweile eine wichtige Rolle in der Finanzwelt ein. Fast alle Finanzunternehmen haben inzwischen ökologisch nachhaltige Produkte im Angebot. Davon scheinen nur viele Bankkundinnen und -kunden noch nichts mitbekommen zu haben, wie die aktuelle BearingPoint-Umfrage zum Thema Nachhaltigkeit bei Geldanlagen zeigt: Über die Hälfte der Befragten in Deutschland (52 Prozent) weiß nicht, welche nachhaltigen Produkte ihre Hausbank führt. In Österreich sind es mit 47 Prozent knapp die Hälfte. Die Zahlen sind damit nur geringfügig niedriger (jeweils 5 Prozent) als noch im Vorjahr. Hinzu kommt: 91 Prozent der Befragten in Deutschland (90 Prozent in Österreich) haben keinerlei Kenntnis über das Nachhaltigkeitsrating ihrer eigenen Bank – ein ähnlich hoher Wert wie 2022.
Kundinnen und Kunden wollen nachhaltige Banken – Trend jedoch rückläufig
Mit diesem Informationsdefizit einher geht die Erwartung vieler Kundinnen und Kunden, dass ihre Banken nachhaltige Geschäftspraktiken an den Tag legen. Nach Ansicht von 38 Prozent der Befragten in Deutschland und 45 Prozent der Befragten in Österreich spielt eine nachhaltige Aufstellung und nachhaltiges Handeln der eigenen Bank weiterhin eine wichtige Rolle. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Tendenz jedoch rückläufig: In Deutschland und Österreich stimmten dieser Aussage zehn Prozent weniger Befragte zu als noch im Vorjahr.
Geringe Bereitschaft zum Bankenwechsel – Nachhaltigkeit allein reicht als Grund nicht aus
Trotz einer generellen Offenheit für nachhaltige Bankprodukte reicht Nachhaltigkeit als alleiniger Grund für einen Bankenwechsel nicht aus. 45 Prozent der Befragten in Deutschland und 37 Prozent in Österreich würden nur aufgrund des nachhaltigeren Portfolios nicht zu einer anderen Bank wechseln. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Zahlen für Deutschland unverändert und für Österreich geringfügig niedriger (2022: noch 41 Prozent).
Rendite vor Nachhaltigkeit – geringe Akzeptanz für höhere Kosten bei nachhaltigen Produkten
Nur eine Minderheit legt bei der Geldanlage den Fokus auf Nachhaltigkeit: Lediglich für sechs Prozent der Befragten in Deutschland und Österreich sind ökologische Aspekte das wichtigste Kriterium bei der Geldanlage – etwas höher als im Vorjahr (2022: 4 Prozent). Sicherheit, Rendite und Kosten zählen hingegen weiterhin zu den maßgeblichen Faktoren, wenn es um den Kauf von Anleihen, Aktien und Fonds geht. Nach wie vor lehnt ein Großteil (Deutschland: 38 Prozent, Österreich: 46 Prozent) es weiterhin ab, im Interesse nachhaltigerer Produkte auf Rendite zu verzichten – jedoch mit einem deutlichen Rückgang zum Vorjahr in Deutschland (54 Prozent). Auch die Bereitschaft, höhere Kosten für mehr Nachhaltigkeit in Kauf zu nehmen, bleibt gering: Die Mehrheit in Deutschland (71 Prozent) und Österreich (67 Prozent) lehnt zusätzliche Kosten für mehr Nachhaltigkeit bei Bankprodukten ab.
Beratung zahlt sich aus – und stärkt die Glaubwürdigkeit nachhaltiger Finanzprodukte
Mehr als zwei Drittel der Befragten, die von ihrer Hausbank eine Beratung zu nachhaltigen Finanzprodukten in Anspruch genommen haben, bewerten diese danach als (eher) positiv. In den meisten Fällen wurden die Kundinnen und Kunden nach ihren Nachhaltigkeitspräferenzen gefragt. 84 Prozent der Deutschen und 82 Prozent der Österreicher stufen die nachhaltigen Produkte ihrer Hausbank als glaubwürdig ein – ähnlich hoch wie im Vorjahr. In beiden Ländern schätzt eine bedeutende Mehrheit der informierten Kundinnen und Kunden das Angebot ihrer Bank im Bereich ökologisch nachhaltiger Aktien, Anleihen und Fonds als „gut“ ein.
Banken können wichtige Rolle bei der ökologischen Transformation spielen – Nachhaltigkeit als Treiber im Geschäftsmodell
Um Nachhaltigkeitsaspekte zu fördern, kann sich ein Großteil der Befragten, die für nachhaltigere Bankprodukte auch höhere Kosten in Kauf nehmen würden, grundlegende Veränderungen im Prozessablauf ihrer Bank vorstellen. Dafür würde mehr als die Hälfte der befragten Personen aus Deutschland (57 Prozent) und Österreich (58 Prozent) eine ausschließlich digitale Kommunikation (per E-Mail, App etc.) mit ihrer Bank akzeptieren. Weiterhin können sich die Befragten höhere Ordergebühren für Investitionen in ESG-Produkte (Deutschland: 32 Prozent und Österreich: 30 Prozent) und einen Aufschlag der Kontoführungsgebühren zugunsten von mehr Nachhaltigkeit vorstellen.
Dr. Robert Bosch, Globaler Leiter Banking & Capital Markets bei BearingPoint: „Trotz der hohen Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Finanzbranche herrscht bei vielen Bankkunden immer noch Unklarheit über das Angebot an nachhaltigen Finanzprodukten. Eine kompetente Beratung kann dazu beitragen, das Informationsdefizit zu beheben und die Glaubwürdigkeit nachhaltiger Finanzprodukte zu stärken. Gleichzeitig reicht nachhaltiges Handeln alleine nicht aus, um potenzielle Kundinnen und Kunden zu einem Bankenwechsel zu bewegen. Faktoren wie Rendite und Kosten beeinflussen die Entscheidungen bei Geldanlagen weiterhin stark. Auch hier kann eine kompetente Beratung zu nachhaltigen Finanzprodukten die Wahrnehmung und Akzeptanz dieser Produkte positiv beeinflussen.“