Ernst & Young EY:
EU-Neuwagenmarkts trotz Wachstum weit unter
Vorkrisenniveau – Elektroautos gewinnen Marktanteile
Frankfurt/Main (17.5. 23) – Es geht weiter kräftig aufwärts auf dem EU-Neuwagenmarkt: Die Zahl der Pkw Neuzulassungen in der EU stieg laut Branchenverband ACEA gegenüber April 2022 um 17 Prozent. Damit ist der Einbruch der Vorjahre aber längst nicht aufgeholt: Im Vergleich zu April 2019 ergibt sich ein EU-weites Minus von 30 Prozent. In 25 der 27 EU-Mitgliedsländern lag der Absatz im vergangenen Monat unter dem Niveau von April 2019.
„Die Branche schafft es immer besser, die Lieferengpässe in den Griff zu bekommen und die Produktion hochzufahren“, sagt Peter Fuß, Partner bei EY. „Derzeit arbeiten die Hersteller die Bestellungen aus dem vergangenen Jahr ab, die Wartezeiten werden kürzer.“ Fuß rechnet damit, dass die Liefersituation sich im Jahresverlauf weiter entspannen wird. „Auch wenn wir das Vor-Corona-Niveau nicht erreichen werden, sehen wir doch eine deutliche Normalisierung der Situation.“ Ob dies auch für die Neuwagenpreise gilt, die in den vergangenen Jahren stark gestiegen waren, bezweifelt Fuß allerdings: „Gestiegene Rohstoff- und Energiepreise und höhere Kosten in der Lieferkette sorgen für ein dauerhaft höheres Kostenniveau, das die Hersteller an die Kunden weiterreichen werden. Zudem gibt es nach wie vor Produktionsengpässe, so dass die Nachfrage noch eine Weile höher sein wird als das Angebot.“
Fuß verweist auch auf das beachtliche Auftragspolster und den erheblichen Nachholbedarf nach mehreren Krisenjahren: „Im Vergleich zum durchschnittlichen Absatzniveau vor der Pandemie wurden in der EU in den vergangenen drei Jahren etwa neun Millionen Neuwagen weniger verkauft. Selbst wenn jetzt eine schwächelnde Konjunktur, eine schrumpfende Kaufkraft und hohe Preise für Zurückhaltung bei den Kunden sorgen, gibt es doch einen strukturellen Ersatzbedarf, der weitere Wachstumsimpulse geben wird.“
Wachstum bei Elektroautos gewinnt an Fahrt
Im April legten die Neuzulassungen reiner Elektroautos (BEV) in der EU insgesamt um 52% zu, nachdem sie im ersten Quartal „nur“ um 43 Prozent gestiegen waren. Der Marktanteil von Elektroautos stieg in der EU im Vergleich zu April 2022 von 9,1% auf 13,9 Prozent.
„Nicht zuletzt dank staatlicher Subventionen wächst der Markt für Elektroautos kräftig,“ sagt Fuß. „In Deutschland gab es aufgrund der gesunkenen Fördersumme zu Beginn dieses Jahres einen Wachstumsdämpfer, in den meisten anderen Ländern sehen wir aber weiterhin starke Anreize für den Kauf eines Elektroautos, so dass auch der Absatz weiter wächst.“
Die höchsten Marktanteile wurden auch im April wieder in den skandinavischen Ländern registriert: In Schweden lag der BEV-Marktanteil bei 34%, in Finnland bei 32% und in Dänemark bei 29%. Die niedrigsten Marktanteile weisen Elektroautos in den osteuropäischen Märkten auf. So betrug der BEV Marktanteil in Zypern im April gerade mal 2% und in der Slowakei und Tschechien jeweils 3%.
„Wir sollten nicht nur auf Skandinavien schauen, wo Elektroautos einen sehr hohen Marktanteil haben. Wenn die ambitionierte EU-Pläne für die Elektromobilität Realität werden sollen und tatsächlich ab 2035 dürfen keine Verbrenner mehr neu zugelassen werden, muss bis dahin in zahlreichen EU-Ländern noch sehr viel passieren. In der Realität spielen Elektroautos nämlich in zahlreichen EU-Märkten so gut wie keine Rolle, was sich auch in einer äußerst bescheidenen Ladeinfrastruktur widerspiegelt“, betont Fuß. In 10 EU Ländern liegt der Marktanteil von Elektroautos derzeit unter fünf Prozent, gerade einmal in 5 EU-Ländern entfallen mehr als 20 Prozent der Neuzulassungen auf Elektroautos. „Bis zu einem Durchbruch der Elektromobilität ist es noch ein sehr weiter Weg, was mit hohen Preisen, einer lückenhafte Ladeinfrastruktur, zu geringe Reichweiten und einem überschaubaren Angebot im Kleinwagensegment zusammenhängt.“
Rückgang bei Plug-in-Hybriden
Seit die sogenannte Umweltprämie in Deutschland nicht mehr für Plug-in-Hybride ausgezahlt wird, ist diese Antriebstechnologie in Deutschland stark auf dem Rückzug (minus 46 Prozent im April), was auch EU-weit zu einem Rückgang führt: Im April sank der Absatz in der EU um -6%. In der Mehrzahl der übrigen EU-Länder stiegen allerdings die Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden weiter: Insgesamt 19 Länder verzeichneten ein Absatzplus, nur in 6 Märkten gingen die Neuzulassungen zurück.
In Summe hatten die beiden elektrischen Antriebsformen (PHEV) Plug-In-Hybride und BEV (Elektro) EU-weit im April einen gemeinsamen Marktanteil von 19,2 Prozent – nach 18,3 Prozent im Vorjahr.