Ernst & Young EY:

Deutscher Neuwagenmarkt schwächelt – Einbruch bei Elektroautos

Stuttgart (3.2.23) – Die wichtigsten Entwicklungen auf dem deutschen Neuwagenmarkt im Januar 2023:

  • Im Januar wurden in Deutschland weniger Pkw neu zugelassen als im Vorjahresmonat: Um 2,6 Prozent sanken die Neuzulassungen gegenüber Januar 2022. Damit lag der Absatz weiterhin deutlich – um 27 Prozent – unter dem Vorkrisenniveau von Januar 2020. Und auch gegenüber dem Vormonat, also Dezember 2022, ergibt sich ein deutliches Minus von 43 Prozent.

  • „Spätestens jetzt ist klar, dass der Boom im Dezember, als der deutsche Neuwagenmarkt um 38 Prozent zulegte, ein Strohfeuer war“, kommentiert Peter Fuß, Partner bei EY. „Das Auslaufen bzw. die Reduzierung der staatlichen Förderung für Plug-in-Hybride und reine Elektroautos führte zu einem regelrechten Feuerwerk an Last-Minute-Neuzulassungen in diesem Segment. Diese vorgezogenen Neuwagenkäufe fehlen jetzt natürlich.“
  • Die Neuzulassungen von Elektroautos sanken im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat um 13 Prozent auf 8.853. Im Vergleich zum Rekordwert von 104.325 neu zugelassenen Elektroautos, der im Dezember vergangenen Jahres erreicht wurde, ergibt sich allerdings ein massiver Rückgang um 83 Prozent.
  • Die Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden, die noch im Dezember um 113 Prozent zugelegt hatten, schrumpften ebenfalls deutlich – sowohl gegenüber dem Vorjahresmonat als auch gegenüber Dezember 2022: um 53 Prozent bzw. 87 Prozent.
  • Der gemeinsame Marktanteil von elektrifizierten Neuwagen (Plug-in-Hybride und Elektroautos) lag im Januar nur noch bei 15,1 Prozent, nachdem er im Vorjahresmonat bei 21,6 Prozent und im Dezember 2022 sogar bei 55,4 Prozent gelegen hatte.
  • „Auf den Rekordmonat Dezember, als jeder zweite neu zugelassene Pkw an der Steckdose geladen werden konnte, folgt nun der tiefe Fall. Und eine Besserung der Situation ist vorerst nicht in Sicht. Im Gegenteil: Es zeigt sich, wie stark Elektromobilität in Deutschland immer noch auf staatliche Subventionen angewiesen ist. Die Preise für Elektroautos sind deutlich höher als die vergleichbarer Verbrenner-Modelle, das Angebot an Elektroautos im Kleinwagensegment und in der Kompaktklasse ist sehr überschaubar. Politik und Industrie werden sich etwas einfallen lassen müssen, um die für das Erreichen der ambitionierten Ziele der Bundesregierung notwenige Dynamik zu entfachen. Sonst bleibt Elektromobilität eine Wohlstandsmobilität, die sich die breite Masse nicht leisten kann. Die Elektro-Oberklasse wird weiter boomen – hier spielt die Kaufprämie ohnehin keine Rolle.“
  • Plug-in-Hybride werden nach Fuß‘ Einschätzung nur noch als Dienstwagen interessant sein, da zwar die staatliche Kaufprämie abgeschafft, der Steuervorteil für Dienstwagen aber beibehalten wurde.

Ausblick auf 2023:

  • Für das laufende Jahr rechnet Fuß mit einem Wachstum des Neuwagenabsatzes in Deutschland im einstelligen Bereich – das Vorkrisenniveau werde voraussichtlich weiterhin bei weitem nicht erreicht. „Die Verfügbarkeit von Halbleitern und anderen Vorprodukten hat sich zuletzt weiter verbessert, die massiven Produktionseinbußen, die die Autobranche lang ausgebremst haben, gehören inzwischen weitgehend der Vergangenheit an“, so Fuß. „Zwar sind die weltweiten Lieferketten angespannt, und die Logistik bleibt eine Herausforderung. Unterm Strich wird sich die Lage aber weiter verbessern.“
  • Allerdings sei mit einer schwächeren Nachfrage nach Neuwagen zu rechnen: „Die schwache Konjunktur und eine sinkende Kaufkraft werden für Zurückhaltung bei privaten und gewerblichen Kunden sorgen. Gut möglich, dass bald auch wieder das Angebot größer ist als die Nachfrage und wir im Jahresverlauf auch wieder verstärkt Rabattaktionen sehen werden.“

Blick ins Ausland:

  • Anders als in Deutschland legten die Neuzulassungen in anderen europäischen Märkten im vergangenen Monat zu: in der Schweiz um drei Prozent, in Frankreich um neun Prozent und in Italien, Österreich und Spanien sogar mit zweistelligen Zuwachsraten (19%, 21% bzw. 51%). Das teils starke Wachstum ist in erster Linie auf das sehr niedrige Absatzniveau im Vorjahr zurückzuführen, als der Chipmangel zu massiven Absatzeinbußen geführt hatte. In keinem der Märkte wurde das Vorkrisenniveau erreicht.