Ernst & Young EY:
Last-Minute-Elektroneuzulassungen sorgen für Plus auf dem Neuwagenmarkt – durchwachsene Aussichten für 2023
Stuttgart (4.1.23) – Die wichtigsten Entwicklungen auf dem deutschen Neuwagenmarkt im Dezember 2022 und im Gesamtjahr: Im Dezember wurden in Deutschland deutlich mehr Pkw neu zugelassen als im Vorjahresmonat: Um 38 Prozent stiegen die Neuzulassungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit lag der Neuwagenmarkt sogar um 11 Prozent über dem Vorkrisenniveau von Dezember 2019. Für das Gesamtjahr ergibt sich dank dieses Jahresendspurts ein leichtes Plus von 1,1 Prozent. 2022 wies damit aber das zweitniedrigste Absatzniveau seit der Wiedervereinigung auf.
– „Das Autojahr 2022 war historisch schlecht, daran ändert auch der extrem starke Dezember nichts. Denn die kommenden Monate werden zeigen, dass es sich um ein Strohfeuer gehandelt hat, und nicht um ein Ende der Krise auf dem Neuwagenmarkt“, sagt Peter Fuß, Partner bei EY. Er verweist auf die Reduzierung bzw. das Auslaufen der staatlichen Unterstützung für Käufe von Elektroautos bzw. Plug-in-Hybride. „Wer in den Genuss der vollen Kaufprämien kommen wollte, musste sein Elektroauto noch im Dezember zulassen. Das hat zu einem regelrechten Feuerwerk an Neuzulassungen in diesem Segment geführt.“
– Die Neuzulassungen von Elektroautos stiegen im Dezember um 115 Prozent auf 104.325 – ein neuer Rekordwert. Ähnlich stark stiegen die Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden, die um 113 Prozent auf 69.801 zulegten, ebenfalls ein Rekord. Damit war erstmals im Dezember mehr als jedes zweite in Deutschland neu zugelassene Auto entweder ein Elektroauto oder Plug-in-Hybrid – der Marktanteil lag bei 55,4 Prozent (Vorjahr 35,7 Prozent).
– „Der Elektroboom im Dezember ist erster Linie auf das Auslaufen bzw. die Reduzierung der staatlichen Förderung zum 01. Januar zurückzuführen“, sagt Fuß. „Allerdings wird die Situation im neuen Jahr wohl ganz anders aussehen. Dann ist mit einem Rückgang der Plug-in-Verkäufe und einem Dämpfer bei Elektroautos zu rechnen“.
– Plug-in-Hybride werden nach seiner Einschätzung nur noch als Dienstwagen interessant sein, da zwar die staatliche Kaufprämie abgeschafft, der Steuervorteil für Dienstwagen aber beibehalten werde. Für Privatkäufer werden aber auch Elektroautos aufgrund der reduzierten Kaufprämie weniger attraktiv: „Elektroautos werden es von nun an schwerer haben. Angesichts hoher Strompreise schwindet ihr Vorteil bei den Betriebskosten. Und die reduzierte staatliche Förderung führt dazu, dass Käufer genau nachrechnen müssen, ob das Elektroautos sich noch lohnt. Nur die Elektro-Oberklasse wird weiter boomen – hier spielt die Kaufprämie ohnehin keine Rolle.“
– Immerhin: Die Verfügbarkeit von Halbleitern und anderen Vorprodukten hat sich offenbar zuletzt verbessert, die massiven Produktionseinbußen, die die Autobranche lang ausgebremst haben, gehören inzwischen weitgehend der Vergangenheit an“, so Fuß. „Nach wie vor sind die weltweiten Lieferketten aber angespannt, und die Logistik bleibt eine Herausforderung.“
– Für das kommende Jahr rechnet Fuß für den Gesamtmarkt mit einer weniger positiven Entwicklung als zuletzt: „Die Nachfrage wird sich im kommenden Jahr vermutlich eintrüben. Die schwache Konjunktur und eine sinkende Kaufkraft werden für Zurückhaltung bei privaten und gewerblichen Kunden sorgen. Gut möglich, dass bald auch wieder das Angebot größer ist als die Nachfrage und wir wieder verstärkt Rabattaktionen sehen werden.“