PwC: Stimmung im Maschinenbau bleibt auch im zweiten Corona-Winter angespannt

Hamburg (27.12.21) – Auf das Jahr 2022 blicken die Entscheider im deutschen Maschinen- und Anlagenbau hoffnungsvoll und verunsichert zugleich. So erwarten lediglich vier von zehn Managern eine positive Entwicklung der deutschen Konjunktur im kommenden Jahr. Seit Mitte des Jahres hat sich der Anteil der Optimisten unter den Maschinenbauern fast halbiert. Auf die Weltwirtschaft blickt weniger als ein Drittel noch mit positiven Erwartungen. Die Umsatzprognosen lesen sich hingegen sehr positiv. Wären da nicht die Kosten. Dies geht aus dem aktuellen Maschinenbau-Barometer der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC) hervor.

Umsatzerwartungen deutlich höher als im Vorjahr

 

Während die Befragten noch im Vorjahr sehr düstere Prognosen für die

Gesamtbranche (-2,7 Prozent) und die eigenen Unternehmen (1,3

Prozent) abgaben, sind ihre Aussichten auf das kommende Jahr von

größeren Erwartungen geprägt. Für die Gesamtbranche schätzen die

befragten Entscheider das Umsatzplus auf 4,4 Prozent. Für die eigenen

Unternehmen prognostizieren sie ein durchschnittliches Wachstum von

8,2 Prozent. „Dies ist zwar ein leichter Rückgang gegenüber den

letzten beiden Quartalen, zeugt aber

von Zuversicht in einer Branche, die ihr Geschäft gerade zwischen

Auftragsboom und Lieferengpässen, zwischen Investitionen in digitale

und nachhaltige Wertschöpfung und Rekordpreissteigerungen für

Rohstoffe austarieren muss“, analysiert Dr. Klaus-Peter Gushurst,

Leiter des Bereichs Industries & Innovation bei PwC Deutschland.

 

Auslastung bleibt stabil hoch

 

Trotz zahlreicher Materialengpässen im Bereich Elektronik

(Halbleitermangel, Chipkrise), Metalle und Kunststoffe und mitunter

starken Preissteigerungen bei Roh- und Werkstoffen sorgen volle

Auftragsbücher für eine vergleichsweise hohe Kapazitätsauslastung der

Maschinen- und Anlagenbauer. Sie liegt mit durchschnittlich 89,5

Prozent allerdings auf einem leicht niedrigeren Niveau als Mitte

dieses Jahres. Momentan arbeitet fast jeder zweite Betrieb am

Auslastungslimit. Im Vorjahr war es zum gleichen

Zeitpunkt gerade einmal ein Viertel der Unternehmen. „Tatsächlich hat

die Branche die Auswirkungen der Corona-Krise im Jahr 2021

vergleichsweise gut gemeistert. Die globale Qualitätsführerschaft

zahlt sich aus. Denn gerade die Auslandsbestellungen sind

existenziell für die Vorzeigebranche“, sagt Gushurst. „Umso mehr

bereitet der Kostendruck den Entscheidungsträgern Kopfzerbrechen.“

 

Kosten steigen in allen Bereichen

 

Tatsächlich wird der Kostendruck derzeit als größte Herausforderung

für die Unternehmen des Maschinenbaus gesehen. Die meisten

Entscheider (84 Prozent) sehen ihn derzeit als Wachstumshindernis,

dicht gefolgt von der Corona-Pandemie (82 Prozent), die gegenüber dem

Vorquartal wieder deutlich an Bedeutung gewonnen hat, und dem

Fachkräftemangel (72 Prozent). 81 Prozent der Befragten gehen ohnehin

davon aus, dass ihre Gesamtkosten kurzfristig weiter wachsen werden.

Ihr Anteil hat in den letzten

Monaten kontinuierlich zugenommen und den höchsten Stand aller

bisherigen Erhebungswellen erreicht. Lediglich einer von 100

Befragten glaubt noch an eine Absenkung der Kosten. Für die

überwiegende Mehrheit der Maschinenbauer steht allerdings fest: 2022

werden sowohl die Personalkosten (72 Prozent) steigen als auch die

Ausgaben für Energie (84 Prozent) und insbesondere für Rohstoffe und

Vorprodukte (88 Prozent). Aus diesem Grund schließen auch zwei von

drei Befragten nicht aus, ihren finanziellen

Mehraufwand an die Kunden weiterzureichen und die Verkaufspreise zu

erhöhen – ein Rekordhoch aller bisherigen Befragungswellen.

„Langfristig wirken Preissteigerungen nicht als Rezept gegen

Kostendruck“, resümiert Gushurst. „Denn dahinter verbergen sich weit

größere Themen wie die Zukunft der Arbeit und Produktion, die

Transparenz der Wertschöpfung und die Verantwortung für soziale und

ökologische Belange. Vielmehr wird es also darum gehen, nach zwei

Jahren Krise und Krisenbewältigung die

Transformation des eigenen Geschäfts im neuen Jahr entschieden in

Richtung Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Klimaneutralität, und

damit auch hinsichtlich Effizienz und Resilienz voranzutreiben.“

 

Über das PwC Maschinenbau-Barometer:

 

Das PwC Maschinenbau-Barometer ist das Ergebnis einer

vierteljährlichen Panelbefragung unter Führungskräften des deutschen

Maschinen- und Anlagenbaus. Neben einer Einschätzung der allgemeinen

wirtschaftlichen Entwicklung spiegelt die Studie die

Unternehmenserwartungen hinsichtlich zentraler Kennzahlen wie Kosten,

Preise und Investitionsvolumina. Zudem werden in jeder Ausgabe

wechselnde Themen vertieft.