KfW-ifo-Mittelstandsbarometer:

Industrie zieht Stimmung im Mittelstand nach unten

München/Frankfurt/Main (4.10.21) – Mit dem dritten Rückgang in Folge schwenkt das Geschäftsklima der mittelständischen Unternehmen in Deutschland im September auf einen Abwärtstrend ein. Nach einem Minus von 1,7 Zählern erreicht es mit 5,3 Saldenpunkten nur noch ein leicht überdurchschnittliches Niveau. Beide Komponenten des Indikators verschlechtern sich, wie das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeigt: Die Geschäftserwartungen sinken um 2,0 Zählern auf -0,9 Saldenpunkte und liegen damit leicht unter der Nulllinie, die für den langfristigen Mittelwert steht. Zum ersten Mal seit Januar sinken aber auch die Geschäftslageurteile, und zwar um 1,4 Zähler auf 11,9 Saldenpunkte.

Das Geschäftsklima der Großunternehmen fällt im September in ähnlichem Ausmaß wie im Mittelstand (-1,6 Zähler auf 5,9 Saldenpunkte). Ursächlich sind hier allerdings allein schlechtere Lageurteile (-3,6 auf 12,5 Saldenpunkte). Die Geschäftserwartungen verharren bei -0,6 Saldenpunkten.

 

Vor allem das Verarbeitende Gewerbe zieht derzeit die Stimmung in der Wirtschaft nach unten. Bei stabil guten Exporterwartungen und einer hohen Nachfrage nach deutschen Industrieprodukten ist es die Produktion, die nicht hinterherkommt und das Geschäftsklima belastet.

Der Hemmschuh bleiben dabei die zahlreichen Engpässe bei Materialien, Vorprodukten und Lieferkapazitäten. Das gilt insbesondere für die mittelständische Industrie, deren Geschäftsklima im September um 7,8 Zähler auf nur noch 7,0 Saldenpunkte abstürzt. Nach sehr hohen Werten in den Vormonaten geben hier die Lageurteile deutlich nach. Vor allem aber verschlechtern sich die Geschäftserwartungen rasant und sind im September sogar leicht unterdurchschnittlich.

 

Viel besser als die Industrie entwickeln sich hingegen andere Branchen, allen voran der Bau. Obwohl auch hier schon seit Jahresbeginn rekordhohe Angebotsengpässe vorherrschen, legt das Geschäftsklima im mittelständischen Bauhauptgewerbe seit einigen Monaten beständig zu und macht auch im September ein deutlichen Satz nach oben (+4,0 Zähler auf 17,7 Punkte). Lichtblicke gibt es zudem im mittelständischen Dienstleistungssegment, dessen Geschäftsklima um 1,2 Zähler auf 3,2 Saldenpunkte zunimmt. Im mittelständischen Einzelhandel stagniert das Geschäftsklima dagegen aktuell bei soliden 8,2 Punkten. Im noch stärker mit der Industrie verbundenen mittelständischen Großhandel dürften ebenfalls Angebotsengpässe für den Stimmungsrückgang (-1,1 Zähler auf 9,3 Saldenpunkte) verantwortlich sein.

 

„Die letzten Meter sind die schwersten. Das gilt wohl auch für den Weg des deutschen Mittelstands aus der Corona-Krise, wie die aktuelle Stimmungseintrübung bei den kleinen und mittleren Unternehmen belegt“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Vor allem Engpässe bei Mate-rialien, Vorprodukten und Frachtkapazitäten bremsen die Produktion schon seit Monaten und könnten auch zunehmend den Handel belasten. Wann es angebotsseitig zu einer Besserung kommt, ist indes aufgrund der Vielfalt der Störfaktoren nur schwer abzuschätzen.“ Die Dienstleistungsunternehmen achteten dagegen vor allem auf die Infektionszahlen, die im Befragungszeitraum rückläufig waren. Auch wenn die Infektionszahlen im Herbst voraussichtlich stiegen, blieben pauschale Shutdowns mit dem Einsatz von Impfnachweisen, Tests und Masken unwahrscheinlich. „Alles in allem dürfte das gesamtwirtschaftliche Wachstum in den nächsten Monaten zwar abflachen, aber weiterhin positiv ausfallen. Mit der aufgestauten Nachfrage im Verarbeitenden Gewerbe gibt es außerdem Potential für einen Wachstumsschub, sobald sich die gegenwärtigen Angebotsengpässe graduell bessern. Voraussichtlich wird das allerdings erst im Lauf des kommenden Jahres der Fall sein“, so Köhler-Geib.