Ernst & Young: Neuzulassungen in

Europa leiden unter Halbleiterkrise –

Elektroboom hält an

Frankfurt/Main (16.7.21) – Der EU-Neuwagenmarkt erholte sich im Juni mit einem Plus von 10 Prozent weiter von dem schwachen Vorjahr – allerdings klafft im Vergleich zu Juni 2019 immer noch eine große Lücke von 14 Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf liegt der Absatz sogar um 22 Prozent niedriger als im Vergleichszeitraum 2019. „Zwar steigt der Neuwagenabsatz derzeit insgesamt deutlich, allerdings liegen wir nach wie vor massiv unter dem Niveau von 2019. Die erhoffte echte Erholung auf dem EU-Neuwagenmarkt ist immer noch nicht in Sicht“, sagt Peter Fuß, Partner bei EY. „Immerhin geben die Rahmenbedingungen wieder Grund zur Hoffnung: Die Konjunktur ist robust, die Impfkampagne kommt europaweit voran, neue Lockdowns erscheinen unwahrscheinlich. Allerdings führt der Mangel an Halbleitern weiter zu erheblichen Produktions- und Absatzeinbußen, sodass für die zweite Jahreshälfte ein Absatz auf Vorkrisenniveau kaum erreichbar sein wird. Damit wird ein starkes erstes Halbjahr 2022 immer wahrscheinlicher – schon aufgrund der erheblichen Nachholeffekte“.

Die Halbleiterkrise habe einerseits lange Lieferzeiten und einen relativ niedrigen Gesamtabsatz zur Folge, so Fuß. Andererseits gelingt es den Herstellern in diesem Umfeld derzeit relativ gut, höhere Preise durchzusetzen. „Die Industrie steuert den Modellmix und die Preisdurchsetzung derzeit so, dass trotz Halbleiterkrise und Absatzeinbußen unterm Strich die Marge nicht oder kaum leidet“, so Fuß.

Elektrifizierte Fahrzeuge spielen eine immer größere Rolle auf dem Neuwagenmarkt. Der Marktanteil von Elektroautos und Plug-in-Hybriden betrug in den fünf größten Märkten Westeuropas (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) im Juni 17,1 Prozent und lag damit nicht nur deutlich höher als im Vorjahresmonat (7,3 Prozent), sondern auch als im Vormonat: Im Mai 2021 kamen Elektroautos und Plug-in-Hybride zusammen auf einen Marktanteil von 15,7 Prozent, im April waren es 14,3 Prozent.

Deutschland weist derzeit mit 23,6 Prozent den höchsten Marktanteil unter den Top-5-Märkten auf, gefolgt von Frankreich (18,7 Prozent) und Großbritannien (17,2 Prozent). In Spanien waren hingegen im Juni nur 7,3 Prozent der Neuwagen Plug-in-Hybride oder Elektroautos.

„Die Nachfrage nach Elektroautos und Plug-in-Hybriden ist derzeit enorm – wobei natürlich Kaufprämien und Steuervorteile eine große Rolle spielen“, beobachtet Fuß. Auf allen größeren Märkten sei ein beachtliches Wachstum zu beobachten, der deutsche Markt spiele aber eine immer größere Rolle: „In Deutschland entwickelt sich derzeit der Markt für Elektroantriebe enorm stark: Fast jeder vierte Neuwagen, der im Juni zugelassen wurde, kann an der Steckdose aufgeladen werden. Damit hat sich Deutschland innerhalb Europas zum Leitmarkt für Elektromobilität entwickelt.“ Fuß rechnet damit, dass das Absatzwachstum bei elektrifizierten Neuwagen in den kommenden Monaten nochmal an Kraft gewinnt: „Immer mehr attraktive Modelle kommen in allen Preissegmenten auf den Markt. Das wird die Nachfrage weiter anheizen. Der Elektroboom ist also noch lange nicht vorbei“

Bei reinen Elektroautos beträgt der Marktanteil derzeit in Deutschland 12,2 Prozent, in den Top-5-Märkten liegt er bei 9,2 Prozent. Auch Plug-in-Hybride sind in Deutschland überdurchschnittlich beliebt: Ihr Marktanteil liegt in Deutschland bei 11,4 Prozent, in den Top-5-Märkten bei 7,9 Prozent.

Der Zuwachs bei elektrifizierten Neuwagen geht auf Kosten des Marktanteils reiner Verbrenner (Benzin und Diesel). Dieser schrumpfte in den Top-5-Märkten von 80,9 auf 61,9 Prozent.