SAFE: Green Finance bedeutet noch keinen direkten Klimaschutz

Frankfurt/Main (8.7.21) – Die Finanzökonomen Jan Pieter Krahnen, Jörg Rocholl und Marcel Thum stellen fest, dass viele Aktivitäten im Bereich Green Finance zwar ein gutes Gewissen für Anleger:innen bedeuten, aber nicht zu einer Minderung von CO2-Emissionen führen. „Vor einer voreiligen und leichtgläubigen Begeisterung für Green Finance können wir nur warnen – nicht etwa, weil wir daran zweifeln, dass eine Begrenzung klimaschädlicher Emissionen dringend notwendig ist, sondern weil diese über die Finanzsphäre nicht ohne Weiteres erreichbar ist“, schreiben die Autoren in einem Beitrag für den Finance Blog des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE, der zuvor in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ veröffentlicht wurde.

Grund dafür ist den Wissenschaftlern zufolge, dass es keine ursächliche Verknüpfung zwischen den sogenannten grünen Finanzierungsinstrumenten und einer tatsächlich grünen Verwendung der finanziellen Mittel gibt. „Was heute unter dem Titel ‚grüne Finanzierung‘ verkauft wird, ist häufig sein Geld nicht wert“, heißt es.

Grüne Aktienportfolios und Staatsanleihen sind nur vordergründig klimaeffizient

Anleger:innen, die nachhaltig etwas bewirken wollen, sollten nach Ansicht der Autoren ihre Anlageentscheidungen danach treffen, in welchen Unternehmen sie durch ihre Aktivitäten den größten Wandel von brauner zu grüner Geschäftspolitik erzielen können. „Dieser Wandel könnte am Ende zu einer Reduzierung der Emissionen führen“, schreiben die Wissenschaftler. Durch den Verkauf von „braunen“ und den Kauf von „grünen“ Aktien werde zwar das eigene Portfolio grüner. „Aber an der Gesamtemission aller Unternehmen hat sich nichts geändert.“ Ähnliches gilt bei der Investition in grüne Staatsanleihen.

„Green Bonds bleiben ein Scheinbeitrag zu einer ‚grüneren‘ Gesellschaft, solange sich mit der Finanzierung nicht auch eine grünere Politik nachweisen lässt“, argumentieren Krahnen, Rocholl und Thum. Dieser Nachweis ließe sich nur mit erweiterten Mitspracherechten über die Verwendung des Staatsbudgets erbringen. Die Hoheit über Budgetentscheidungen liege in demokratischen Staaten aber beim Parlament. „Ein Einfluss von Investorinnen und Investoren verbietet sich daher, auch bei guten Absichten wie Klimaschutz“, so die Autoren.

Zum Blog-Beitrag „Grüne Finanzpolitik – vom Kopf auf die Füße“