Ernst & Young: DAX-Konzerne mit sehr starkem ersten Quartal –

Umsatz und Gewinn steigen auf Rekordniveau

Stuttgart (13.5.21) – Die deutschen Top-Konzerne sind stark ins Jahr gestartet: Trotz immer noch bestehender Beeinträchtigungen durch die Corona-Pandemie konnte die Mehrheit sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn zulegen. In Summe stieg der Umsatz der DAX-Konzerne um 9,6 Prozent, der Gewinn legte sogar um 97 Prozent zu. Etliche Unternehmen fuhren im ersten Quartal Rekordgewinne- und Umsätze ein – einige Unternehmen korrigierten zudem ihre Gewinn- und Umsatzprognosen für das Gesamtjahr nach oben.

Das zeigt eine aktuelle Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY auf der Basis der Geschäfts- bzw. Quartalsberichte der im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen.

Die positive Entwicklung ist auch deshalb so bemerkenswert, da die Vorjahreszahlen – bis auf das China-Geschäft – noch kaum negativ durch die Pandemie beeinflusst waren. „Das erste Quartal war bärenstark“, sagt Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsführung von EY. „Die Nachfrage war in vielen Branchen außerordentlich hoch, zum Teil übertraf das Wachstum auch die Erwartungen der Unternehmen.“ Für Euphorie bestehe aber kein Grund, so Meyer: „Zum einen sorgen Nachholeffekte derzeit noch für zusätzliches Wachstum, vor allem aber ist klar, dass die Pandemie längst noch nicht vorüber ist und dass nach wie vor erhebliche Risiken für die Weltwirtschaft bestehen. Auch wenn sich derzeit zumindest in den westlichen Ländern deutliche Entspannungstendenzen zeigen, kann niemand vorhersagen, wie sich die Lage im Herbst oder Winter entwickeln wird.“

Auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen seien fragil, so Meyer: „Die Konflikte in der Handels- und Zollpolitik, die in den vergangenen Jahren für erhebliche Belastungen sorgten, sind nicht beigelegt und schwelen weiter. Obendrein drückt die Halbleiter-Verknappung zunehmend nicht nur in der Autoindustrie auf die Umsatzerwartungen der Unternehmen. Insgesamt sehen wir, dass die Lieferketten störungsanfällig bleiben, Materialknappheit wird immer mehr zu einem Problem. Bei aller Erleichterung darüber, dass Deutschlands Top-Konzerne die Corona-Krise bislang so gut gemeistert haben, sollten wir also weiterhin auf der Hut sein: Jederzeit können neue Krisenherde und Unterbrechungen der Lieferkette entstehen, langfristige Planungen sind derzeit sehr schwierig. Die Unternehmen tun gut daran, weiterhin auf Sicht zu fahren und mit Hochdruck daran zu arbeiten, ihre Lieferketten wetterfest zu machen.“

Sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Gewinn erreichten die DAX-Konzerne in Summe neue Rekordwerte: Gegenüber dem ersten Quartal stieg der Umsatz um 9,6 Prozent; im Vergleich zum ersten Quartal 2019 ergibt sich ein Anstieg um 11,1 Prozent. Die Mehrheit der Unternehmen konnte den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum steigern – nur sieben Unternehmen verzeichneten einen Umsatzrückgang, der Gewinn sank bei nur sechs Unternehmen.

Asien treibt das Wachstum der DAX-Konzerne

Im ersten Quartal erwies sich der asiatische Markt einmal mehr als wichtigster Wachstumstreiber – in Asien stiegen die Umsätze bei den Unternehmen, die entsprechende Angaben machen, um 29 Prozent. „Asien bleibt vorerst ein Wachstumsmarkt. Gerade in China hat sich die Wirtschaft schnell vom Corona-Einbruch erholt. Viele deutsche Konzerne erwirtschaften dort inzwischen einen erheblichen Anteil ihres Gesamtumsatzes – sie profitieren derzeit massiv von der guten Lage im Reich der Mitte“, sagt Meyer.

Mit einem Wachstum von 13 Prozent entwickelte sich auch der nordamerikanische Markt sehr positiv – allerdings sind die Zahlen aufgrund der Übernahme des Mobilfunkanbieters Sprint durch die Deutsche Telekom etwas überzeichnet.

In Europa lag das Umsatzwachstum bei sieben Prozent. „Dass sich auch der europäische Markt im ersten Quartal gut entwickelt hat, ist eine sehr gute Nachricht. Die deutschen Konzerne sind nicht mehr nur auf Wachstumsimpulse aus Fernost und Amerika angewiesen, auch auf dem Heimatkontinent lässt sich wieder Wachstum generieren“, fasst Meyer zusammen. „Derzeit spricht viel dafür, dass sich die Umsätze zumindest im Sommer weiterhin sehr gut entwickeln werden – dafür dürften sinkende Infektionszahlen, weitere Öffnungsschritte und erhebliche Nachholeffekte in vielen Wirtschaftsbereichen sorgen“, erwartet Meyer. „Wir dürften inzwischen den Wendepunkt erreicht bzw. hinter uns gelassen haben. Vor uns liegt eine Erholungsphase – fraglich ist nur, wie stark und wie lang diese Periode des Aufschwungs sein wird.“

Mitarbeiterzahl stagniert

Während die Umsätze und Gewinne im ersten Quartal deutlich stiegen, legte die Zahl der Mitarbeiter nur geringfügig – um 0,2 Prozent – erhöht. 22 Unternehmen machten in ihren Quartalberichten Angaben zur Beschäftigungsentwicklung – die Mehrzahl (13 Unternehmen) meldeten einen Beschäftigungsrückgang.

„Viele Top-Unternehmen haben ambitionierte Kostensenkungsprogramme aufgelegt – nicht nur aufgrund pandemiebedingter Umsatzeinbußen, sondern vor allem, um die eigene Flexibilität und Zukunftsfähigkeit zu erhöhen.“ Laut Meyer hat die Pandemie auch dazu geführt, dass sich bei immer mehr Unternehmen ein neues Denken und eine stärkere Bereitschaft, mutige strategische Schritte anzugehen, durchsetzt: „Bei vielen Unternehmenslenkern hat ein Umdenken stattgefunden. Sie sind zunehmend bereit, sich mit neuen Szenarien und einer echten Neuausrichtung Ihres Geschäftsmodells zu befassen. Die Pandemie hat gezeigt, dass auch das scheinbar Unmögliche passieren kann. Weitere Umbrüche stehen bevor und werden den Unternehmen ebenfalls unkonventionelle Reaktionen abverlangen – etwa die Dekarbonisierung der gesamten Industrie, die bislang für zu viele ein weit entferntes Zukunftsthema war. Und natürlich die Digitalisierung der Abläufe und Produkte, die nun endlich als essenziell und überlebensnotwendig begriffen wird.“ Unterm Strich ist Meyer optimistisch, dass die DAX-Konzerne die Krise genutzt haben, um wichtige Weichenstellungen vorzunehmen und womöglich am Ende dieser Krise sogar besser dazustehen als vor der Pandemie.