Ernst & Young: Corona ändert unseren Umgang mit Geld – Weniger Bargeld und mehr Online-Banking

Stuttgart (8.1.21) – Corona ändert die Art und Weise, wie wir mit Geld umgehen: 29 Prozent der Verbraucher in Deutschland haben aufgrund der Corona-Pandemie ihr Zahlungsverhalten geändert. Und wer sich einmal an die Neuerungen gewöhnt hat, will in der Regel nicht zurück zu seinen alten Verhaltensweisen: Gut ein Fünftel der Verbraucher (21 Prozent) will seinen Umgang mit Geld auch dauerhaft ändern. Die wichtigste Änderung: Ein Viertel zahlt häufiger mit Karte als noch vor der Pandemie. 16 Prozent verzichten im Gegenzug auf Bargeld und führen weniger mit sich. 14 Prozent erledigen ihre Einkäufe öfter über das Internet.

Auch die Art und Weise, wie die Verbraucher ihre Bankgeschäfte abwickeln, ändert sich zusehends: Schon heute nutzen drei von vier Kunden ausschließlich oder überwiegend entsprechende Onlineangebote. Der Anteil wird künftig noch zunehmen: Die Hälfte der Verbraucher will anfangen, entsprechende Onlineangebote zu nutzen, so sie dies nicht bereits tun, beziehungsweise wollen diese noch häufiger nutzen.

 

Hauptsächlich werden online Überweisungen getätigt oder der Kontostand kontrolliert (jeweils 82 Prozent aller Befragten). Auch das Bezahlen von Waren über das Internet ist für einen Großteil von 78 Prozent bereits Normalität. Weitaus seltener organisieren die Verbraucher ihre Aktiengeschäfte im Internet (23 Prozent) oder beantragen Kredite (16 Prozent).

 

Einer noch häufigeren Nutzung von Internetangeboten stehen in erster Linie Sicherheitsbedenken gegenüber: Knapp die Hälfte der Verbraucher (49 Prozent) sagt, dass sie aus Sorge um die Sicherheit ihre Finanzen nicht häufiger online verwaltet. Immerhin ein Viertel bevorzugt nach wie vor den persönlichen Service durch Mitarbeiter der Finanzinstitute. Ebenfalls knapp ein Viertel (24 Prozent) hat schlicht kein Interesse an derartigen Angeboten.

 

Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Verbraucherbefragung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY. Für die Studie wurden 1.600 volljährige Verbraucher in Deutschland befragt.

 

Robert Melnyk, Partner bei EY und Leiter des Sektors Banken und Kapitalmärkte in Deutschland, kommentiert die Ergebnisse: „Die Corona-Pandemie beschleunigt die Transformation und Digitalisierung des Finanz- und Bankensektors. FinTechs haben bereits in den vergangenen Jahren mit ihren Onlineangeboten etablierten Instituten Druck gemacht und Marktanteile abgenommen. Da sich der Zahlungsverkehr und die Finanzgeschäfte jetzt insgesamt noch mehr ins Internet verschieben, ist mit einem Schub für den FinTech-Sektor in den kommenden Jahren zu rechnen. Voraussetzung ist aber, dass die Anbieter die Sicherheit im Griff haben. Ihre Finanzen wollen die Verbraucher – zu Recht – in Sicherheit wissen.“

 

Das zeigt sich auch in der Erwartungshaltung der Verbraucher an die Banken hinsichtlich der Digitalisierung: 81 Prozent wollen, dass sie der Sicherheit höchste Priorität einräumen. Eine einfache und bedienungsfreundliche Benutzeroberfläche beim Onlinebanking ist 61 Prozent wichtig. Und 47 Prozent erwarten einen Rund-um-die-Uhr-Service.

 

Vertrauen in Banken hoch – derzeit geringe Wechselbereitschaft

Obwohl das Momentum für junge FinTechs spricht, gibt es auch gute Nachrichten für die klassischen Banken. Denn sie können nach wie vor auf einen Vertrauensvorschuss zählen: 75 Prozent der Verbraucher sagen, dass sie einem Bankberater vor Ort sehr stark oder eher vertrauen. Einer Onlinebank vertrauen 57 Prozent und einem jungen FinTech-Unternehmen bringen nur noch 19 Prozent Vertrauen entgegen.

 

Und so bleibt die überwiegende Mehrheit der Verbraucher zunächst ihrer Bank treu: Nur sieben Prozent der Verbraucher planen in den nächsten zwölf Monaten einen Bankwechsel. Von denjenigen, die das Institut wechseln wollen, möchte eine Mehrheit von 54 Prozent von einer klassischen Filialbank zu einer reinen Onlinebank wechseln. Immerhin noch jeder dritte Wechselwillige sucht sich eine andere Filialbank.

 

„Die klassischen Bankinstitute genießen nach wie vor einen großen Vertrauensvorsprung gegenüber den Herausforderern aus dem FichTech-Segment“, stellt Melnyk fest. „Deswegen sollten sie sich nicht zu sehr von der Konkurrenz ablenken lassen, sondern weiter in die Digitalisierung ihres Geschäftsmodels und in die bestmögliche Sicherheitsarchitektur für ihre Onlinedienste investieren. Gelingt es ihnen, ihren Vertrauensvorsprung auch online zu behaupten, haben sie gute Karten im immer stärker umkämpften Finanzdienstleistungsmarkt.“

 

Junge Verbraucher ändern ihren Umgang mit Geld am stärksten

Dazu müssen sie aber vor allem auch die jungen Kunden überzeugen – denn es sind die Verbraucher zwischen 18 und 29 Jahre, die am ehesten bereit sind, ihr Verhalten zu ändern und neue Wege gehen: 34 Prozent von ihnen zahlen im Zuge der Corona-Pandemie öfter mit Karte, 29 Prozent führen weniger Bargeld mit sich und 27 kaufen öfter über das Internet ein – alles Spitzenwerte über alle Altersklassen hinweg.

 

Und keiner anderen Altersklasse ist die Technologie so wichtig: 40 Prozent der jungen Erwachsenen erwarten von ihrer Bank, dass sie immer die neusten digitalen Möglichkeiten bereithält. 37 Prozent wollen alle Dienste über eine App abrufen können. Insgesamt ist der Anteil mit 25 Prozent beziehungsweise 19 Prozent deutlich niedriger.

 

„Die jungen Erwachsenen, die ihre ersten Erfahrungen mit Finanzprodukten machen, haben ganz andere Wünsche und Bedürfnisse als die älteren Kunden“, so Melnyk. „Die Finanzdienstleistungen sollten aus ihrer Sicht auf dem neusten technischen Stand und mobil abrufbar sein. Banken müssen deshalb in entsprechende Lösungen investieren, um auch bei der Kundengruppe von morgen relevant zu bleiben.“