Siemens: Erfolgskurs in unsicheren Zeiten

Sowohl Umsatz als auch Gewinn nach Steuern lagen unter dem Vorjahr, konnten jedoch die Markterwartungen und den Wettbewerb zum Teil deutlich übertreffen. In einem anhaltend unsicheren Umfeld bestätigt Siemens die Einschätzungen zu dem Ausblick für das Geschäftsjahr 2020 aus dem 2. Quartal und rechnet mit einem moderaten Rückgang der vergleichbaren Umsatzerlöse. Die Book-to-Bill-Ratio, also das Verhältnis von Auftragseingang und Umsatz, soll weiterhin über 1 liegen. Für das Geschäftsjahr 2020 wird aufgrund weiterhin volatiler Absatzmärkte und regulatorischer Unsicherheiten im Zusammenhang mit den Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-19 Pandemie auf eine Prognose für das unverwässerte Ergebnis je Aktie (für den Gewinn nach Steuern) verzichtet.
„Trotz der weiterhin sehr ernsten, globalen Pandemie halten wir erfolgreich Kurs und konnten im 3. Quartal eine überzeugende operative Performance abliefern“, sagte Joe Kaeser, Vorsitzender des Vorstands der Siemens AG. „Zugleich treiben wir die Neuausrichtung unseres Unternehmens konsequent voran. Die Strategie Vision 2020+ greift und das Beispiel der Healthineers ist Zeugnis für die strategische und transformatorische Kraft, die darin steckt. Mein Dank und Respekt gilt unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie unseren Partnern für diese hervorragenden Leistungen unter schwierigsten Bedingungen.“

Umsatz und Gewinn nach Steuern unter Vorjahr 

Der Konzernumsatz verringerte sich im Quartal um fünf Prozent auf 13,5 Milliarden Euro, wobei Siemens Mobility einen leichten Anstieg verbuchen konnte. In Summe lag das angepasste EBITA in den Industriellen Geschäften – also dem Kern der künftigen Siemens AG mit Digital Industries, Smart Infrastructure, Siemens Mobility und Siemens Healthineers – bei 1,8 Milliarden Euro. Das entspricht einem deutlichen Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dieser Anstieg ist zum einen der starken Entwicklung bei Digital Industries – konkret beim Software-Geschäft – zuzurechnen. Zum anderen führte eine Neubewertung der Beteiligung an Bentley Systems, Inc. zu einem positiven Ergebniseffekt in Höhe von 211 Millionen Euro.
In den nicht fortgeführten Aktivitäten wurde ein Verlust von 451 Millionen Euro (Q3 2019: plus 78 Millionen Euro) ausgewiesen. Hier spiegelt sich vor allem ein hoher Verlust bei SGRE wider, über den SGRE bereits berichtet hat. Das angepasste EBITA vor Sondereffekten von Siemens Gas and Power war hingegen leicht positiv.
Darüber hinaus führte auch eine höhere Ertragsteuerquote zu einem Rückgang des Konzerngewinns nach Steuern um 53 Prozent auf 535 Millionen Euro. Aufgrund der Covid-19-Krise sank der Auftragseingang auf vergleichbarer Basis trotz eines Plus bei den Großaufträgen um sieben Prozent auf 14,4 Milliarden Euro. Hierfür verantwortlich war vor allem die durch die Covid-19-Krise bedingt schwächere Nachfrage bei Siemens Healthineers und Smart Infrastructure.

Starker Free Cash Flow 

Im 3. Quartal hat sich der gerade in Krisenzeiten enorm wichtige Free Cash Flow auf Konzernebene mit positiven 2,5 Milliarden Euro gegenüber 0,4 Milliarden Euro im Vorjahr erheblich verbessert. Dabei trugen sämtliche Einheiten, allen voran jedoch Siemens Mobility, zu dieser deutlichen Verbesserung bei. In den „nicht fortgeführten Aktivitäten“ wurde ein positiver Free Cash Flow von 433 Millionen Euro (Q3 2019: minus 287 Millionen Euro) erreicht. Ausschlaggebend hierfür waren eine Reihe von Maßnahmen im Asset Management bei Siemens Energy.

Die Industriellen Geschäfte im Einzelnen 

Im Bereich Digital Industries konnte der Rückgang beim Auftragseingang trotz deutlicher Covid-19-Effekte vor allem durch das wieder anziehende Geschäft in China und größere Vertragsabschlüsse im Softwaregeschäft abgefedert werden. Der Umsatz im Automatisierungsgeschäft ging deutlich zurück. Kosteneinsparungen und ein deutlich höherer Umsatz im Softwaregeschäft führten zu einem klaren Anstieg des Ergebnisses. Eine zukunftsweisende Kooperation mit SAP sieht die Entwicklung einer integrierten Lösung für ein durchgängiges Product- und Asset-Lifecycle-Management vor. Damit wird die Digitalisierung vorangetrieben und eine umfassende Lösung für die Vierte Industrielle Revolution („Industrie 4.0“) bereitgestellt.
Im Umfeld herausfordernder Marktbedingungen musste auch Smart Infrastructure einen rückläufigen Auftragseingang verzeichnen. Der niedrigere Umsatz im margenstarken Produkt-Geschäft schlug sich sowohl im Ergebnis als auch der Profitabilität des Quartals nieder.
Dahingegen entwickelte sich Siemens Mobility sowohl bei Auftragseingang als auch Umsatz positiv. Zahlreiche neue Großaufträge in unterschiedlichen Geschäftsbereichen der Einheit führten zu einem Anstieg des Auftragseingangs. Vor allem auch der 1,1 Milliarden-Euro-Auftrag der Deutschen Bahn stützt dieses positive Momentum. Ab 2022 werden 30 neue Hochgeschwindigkeitszüge von Siemens die DB-Fernverkehrsflotte verstärken. Ebenso stieg der Umsatz im Quartal primär getrieben durch Wachstum im Zuggeschäft. Die nicht zufriedenstellende Ergebnislage im 3. Quartal wird sich im 4. Quartal wieder verbessern und im Zielkorridor liegen.

Globale Unsicherheiten durch die Pandemie setzen sich im 4. Quartal fort

Siemens erwartet, dass die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie die Finanzergebnisse im vierten Quartal des Geschäftsjahrs weiter stark beeinträchtigen werden. Allerdings können die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen und ihr Einfluss auf Siemens nach wie vor nicht zuverlässig eingeschätzt werden.
Im Geschäftsjahr 2020 wird weiterhin ein moderater Rückgang der vergleichbaren Umsatzerlöse (ohne Währungsumrechnungs- und Portfolioeffekte) sowie ein weiterhin über 1 liegendes Book-to-Bill-Verhältnis erwartet. Der Nachfragerückgang schlägt sich am stärksten in den Operativen Unternehmen Digital Industries und Smart Infrastructure nieder.
Es wird an der Abspaltung und dem Börsengang von Siemens Energy vor dem Ende des Geschäftsjahrs 2020 festgehalten. Daraus erwartet die Siemens AG einen Abspaltungsgewinn, der innerhalb der nicht fortgeführten Aktivitäten gezeigt wird, dessen Höhe noch nicht zuverlässig vorhergesagt werden kann. Es wird weiterhin davonausgegangen, dass die Kosten aus der Abspaltung sowie Steueraufwendungen in Zusammenhang mit der Ausgliederung und der Aufstellung des Teilkonzerns Siemens Energy den Gewinn nach Steuern wesentlich belasten werden.