WWF und Allianz Research Report sieht historische Chance, Weichen für grünes und soziales Wachstum zu stellen

München/Berlin (4.6.20) – „Wir haben heute die historische Chance, die Weichen für ein nachhaltiges Wachstum zu stellen. Aber öffentliche Budgets sind nicht unbegrenzt. Deshalb müssen wir – mit Blick auf die wirtschaftliche Erholung und die Erreichung von gesellschaftlichen Zielen – privates Kapital mobilisieren“, sagt Ludovic Subran, Chefökonom der Allianz. „Eine klare Verknüpfung von Klimazielen mit Investitionsprogrammen unterstützt widerstandsfähigere Strukturen, langfristige Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung.“

Staatshilfen, die nur auf kurzfristige Konjunkturbelebung setzen und soziale und ökologische Auswirkungen vernachlässigen, verursachen vermeidbare Folgekosten für Volkswirtschaften in den kommenden Jahrzehnten, so ein heute veröffentlichter Report von Allianz Research und WWF. Die Autoren verweisen auf wirkungsvolle Steuerungsinstrumente und Hebel, die eine zügige wirtschaftliche Erholung und den Klimaschutz unterstützen. Dies gilt auch für bereits verabschiedete Wirtschaftshilfen, die mit einer entsprechenden Nachjustierung deutlich stärker als bisher zum Umbau zu einer emissionsarmen Wirtschaft beitragen könnten.

Matthias Kopp, Leiter Sustainable Finance von WWF Deutschland sagt: „Die aktuellen Konjunkturhilfen werden größtenteils von der Gesellschaft geschultert. Deswegen müssen die Mittel auch langfristig auf deren Zukunft einzahlen. Nur eine klimafreundliche Wirtschaft kann langfristig die eigene Wettbewerbsfähigkeit und unsere Lebensgrundlage sichern.“

Allianz Research und der WWF fordern daher, einige Grundprinzipien in der Ausgestaltung von Konjunkturhilfen zu verankern:

  • Die Förderung soll mit einer Klimazielsetzung verknüpft werden, die im Einklang stehen mit Entwicklungspfaden von Unternehmen, um Klimaneutralität vor 2050 zu erreichen.
  • Unternehmen sollen Entwicklungspfade zur Klimaneutralität erstellen und Zwischenziele benennen.
  • Zielerreichung und Strategieumsetzung sollen auf Basis glaubwürdiger Indikatoren gemessen werden.

Die Klimaexperten von Allianz Research und dem WWF haben zudem fünf Bereiche als besonders effektiv für die Gestaltung von nachhaltig wirkenden Konjunkturprogrammen identifiziert. Diese erzielen starke Klimaschutzeffekte sowie eine hohe gesamtwirtschaftliche Multiplikatoren-Wirkung von € 2,5 bis € 3,0 pro € 1,0 Konjunkturhilfe. Das Konjunkturpaket der Bundesregierung adressiert viele dieser Bereiche, kann seine volle Wirkung aber nur entfalten, wenn das komplementär notwendige private Kapital mobilisiert werden kann.

  1. Anreize für physische Infrastrukturinvestitionen in Erneuerbare Energien, Speicher, Übertragungs- und Verteilnetzmodernisierung und CCS/CCU (Carbon Capture and Storage bzw. Carbon Capture and Utilization)
  2. Energetische und klimabezogene Gebäudemodernisierung im Einklang mit den Pariser Klimazielen
  3. Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen um Strukturwandeleffekte abzumildern,
  4. Finanzierungsansätze zur Sicherung der Lebensgrundlagen, natürlicher CO2-Speicher und klimaverträglicher Landwirtschaft,
  5. Finanzierungsansätze zur Förderung von Forschung und Entwicklung zur Klimaneutralität.

Langfristige und verlässliche Investitionsplanungen für mehr Nachhaltigkeit sind der Schlüssel zur Mobilisierung des zusätzlichen privaten Kapitals. Entwicklungspfade zur Klimaneutralität auf Unternehmensebene können dazu einen wichtigen Beitrag leisten.