Ernst & Young: Historischer Einbruch auf dem Neuwagenmarkt

Frankfurt/Main (3.4.20) – Der Neuwagenabsatz sank im März um 34 Prozent – der stärkste je in Deutschland registrierte Absatzrückgang.

Die wichtigsten Entwicklungen im März:

–       Historisches Absatzminus in Deutschland: Nie zuvor ist der Neuwagenabsatz innerhalb eines Monats so stark gesunken wie im März: um 34 Prozent auf 215.119 Fahrzeuge. Und nie zuvor seit Beginn der 2000er Jahre wurden in einem März so wenige Neuwagen zugelassen. Der bisher schwächste Monat – März 2013 – wurde um 23 Prozent unterboten. Der Grund für den Einbruch sind die staatlich verordneten Schließungen der Autohäuser, der stark eingeschränkte Betrieb vieler Zulassungsstellen und die allgemeine Verunsicherung der Käufer angesichts der sich zuspitzenden Corona-Krise.

–       Noch stärkere Einbußen in anderen europäischen Ländern: Noch deutlich stärkere Einbußen bei den Neuzulassungen zeigen sich in Ländern wie Italien, Spanien und Frankreich: In Spanien sanken die Neuzulassungen um 69 Prozent, in Frankreich um 73 Prozent und in Italien sogar um 85 Prozent. „Der Neuwagenmarkt liegt europaweit am Boden“, sagt Peter Fuß, Partner bei EY.

–       Noch deutlich stärkeres Minus im April erwartet: Der Rückgang bei den Neuzulassungen wird im April noch deutlich stärker ausfallen als im März, erwartet Fuß: „Es ist kaum zu erwarten, dass sich die Situation im April bessert – im Gegenteil: Selbst wenn es im Lauf des April dazu kommen sollte, dass die Autohäuser – mit gewissen Einschränkungen – wieder öffnen dürfen und auch die Zulassungsstellen wieder ohne größere Einschränkungen arbeiten, werden die Kunden in der aktuellen Lage nicht in die Autohäuser strömen. Aufgrund der Werkschließungen bei den Autokonzernen wird zudem der Nachschub an Neuwagen ausbleiben.“

–       Elektro-Marktanteil steigt auf Rekordhoch. Elektrofahrzeuge konnten dem allgemeinen Negativtrend trotzen. Die Neuzulassungen rein elektrisch betriebener Fahrzeuge stiegen im vergangenen Monat um die Hälfte, der Marktanteil kletterte von 1,9 auf 4,8 Prozent.

Die Zahl der Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden hat sich im März sogar verdreifacht, der Marktanteil stieg von 0,9 auf 4,4 Prozent. Insgesamt kletterte der Marktanteil elektrifizierter Neuwagen (Elektro und Plug-in zusammen) im Vergleich zum Vorjahresmonat von 2,8 auf 9,2 Prozent.

–       Entsprechend stark sank der durchschnittliche CO2-Ausstoß der neu zugelassenen Pkw: im Vergleich zu März 2019 von 156,7 g/km auf 149,0 g/km.

–       Autohandel kommt in Existenznot: „Auf den Höfen der Autohändler stehen aufgrund der verordneten Schließung der Showrooms und des eingeschränkten Betriebes vieler Zulassungsstellen derzeit zahlreiche Fahrzeuge, die vorfinanziert aber derzeit unverkäuflich sind“, beobachtet Fuß. „Es würde enorm helfen, den Händlern wenigstens zu ermöglichen, diesen Bestand abzuarbeiten und so gebundenes Kapital frei zu machen.“

Ausblick auf 2020: Im günstigsten Fall Absatzrückgang um 15 Prozent

–       Die rasante weltweite Verbreitung des neuen Coronavirus, die massiven unmittelbaren und auch mittelfristigen wirtschaftlichen Folgen sowie die zunehmende Verunsicherung der Konsumenten werden nach Fuß‘ Einschätzung den deutschen Neuwagenmarkt auch im weiteren Jahresverlauf erheblich belasten: „Selbst wenn es in den kommenden Monaten zu Lockerungen der derzeitigen Maßnahmen kommt und auch die Produktion in den deutschen Automobilwerken wieder anläuft, werden wir weiterhin starke Auswirkungen auf den Neuwagenmarkt sehen.“ Zum einen werde es aufgrund des mehrwöchigen Produktionsausfalls zu Nachschubproblemen kommen, zum anderen würden sowohl gewerbliche als auch Privatkunden vorerst vorsichtig sein bei großen Anschaffungen.

–       „Wir wissen nicht, wie lang es dauern wird, bis sich das Kaufverhalten normalisiert – das hängt stark davon ab, wie tief die Rezession sein wird, wie hoch die Umsatz- bzw. Einkommensverluste sein werden, wie lang es dauert, bis das Virus erfolgreich bekämpft werden kann und wie hoch dann die Arbeitslosigkeit sein wird. Eine V-förmige Erholung ist unrealistisch. Im günstigsten Fall wird der Rückgang in Deutschland in diesem Jahr bei 15 Prozent liegen – aber auch deutlich stärkere Einbußen sind absolut möglich“, sagt Fuß.