Ernst & Young: Dämpfer für EU-Neuwagenmarkt im Februar – drastischer Einbruch im März und April erwartet
Frankfurt/Main (18.3.20) – Der Neuwagenmarkt lag im Februar erneut im Minus: EU-weit sanken die Neuzulassungen um 7,4 Prozent, nachdem sie im Januar bereits um 7,5 Prozent gesunken waren. Peter Fuß, Partner bei EY, rechnet mit deutlich massiveren Rückgängen auf dem europäischen Automarkt im laufenden und den kommenden Monaten: „Der März wird sehr schwach werden, im April wird der Neuwagenmarkt praktisch zum Erliegen kommen“. In den besonders betroffenen Ländern, in denen das öffentliche Leben schon früh stark eingeschränkt wurde – allen voran Italien, Frankreich, Österreich, Spanien und mit etwas Verzögerung auch Deutschland – werde man die stärksten Einbußen bereits im März sehen.
„Der Neuwagenmarkt kommt in diesen Tagen zum Stillstand, auf die Automobilbranche – Hersteller, Zulieferer und Autohandel – kommen nie dagewesene Herausforderungen zu“, warnt Fuß: „Wie bei anderen Wirtschaftszweigen auch drohen in den kommenden Monaten teils drastische Umsatzeinbußen.“ Zum einen würden potenzielle Käufer den Weg ins Autohaus scheuen, zum anderen bleibe zunehmend der Nachschub an Neuwagen und auch an Ersatzteilen aus, nachdem mehrere Autokonzerne bereits Werksschließungen verkündet hätten, so Fuß: „Die Nachfrage bricht ein, es wird immer schwieriger, die Lieferketten aufrechtzuerhalten, die Produktion stockt.“
Gerade bei kleineren Unternehmen sei nun ein vorausschauendes Liquiditätsmanagement gefordert, um die kommenden Monate zu überstehen: „Auch wer jetzt nur geringe Umsatzeinbußen sieht, sollte seine Liquiditätsplanung optimieren
Forderungen frühzeitig geltend machen, die Lagerhaltung optimieren.“ In Deutschland wurden bereits Maßnahmenpakete zur Abfederung der Auswirkungen des Coronavirus vorgelegt. Über diese sollten sich insbesondere kleinere Betriebe umgehend informieren und nicht zögern, darauf zuzugreifen, um den existenzgefährdenden Entwicklungen entgegenwirken zu können“, empfiehlt Fuß. „Die großen Player haben zumeist die finanziellen Möglichkeiten, längere Notzeiten durchzustehen – kleinere Zulieferer und viele Autohäuser hingegen häufig nicht.“ Eine Prognose, wann sich die Situation wieder normalisieren werde, sei derzeit nicht möglich. Alles hänge von der Wirkung der nun getroffenen Maßnahmen ab: „Wir müssen uns auf zwei sehr harte Monate einstellen. Die Branche wird danach nicht mehr die gleiche sein wie vor der Krise.“
Februar-Rückgang wohl nur geringfügig Corona-bedingt
„Der Hauptgrund für den Rückgang im Februar war die hohe Zahl vorgezogener Neuzulassungen am Ende des Vorjahres“, sagt Peter Fuß, Partner bei EY. „Denn die Fahrzeuge, die zum Jahresende von den Herstellern in den Markt gedrückt worden waren, fehlten im Januar und Februar in der Statistik.“ Aufgrund der ab dem 01.01.2020 geltenden EU-Vorgaben zum CO2-Ausstoß hatten die Hersteller im großen Stil Neuzulassungen gerade im SUV- und Geländewagen-Segment vorgezogen, damit diese Fahrzeuge nicht ab Januar ihre CO2-Bilanz belasten.
Ob der Absatzrückgang bereits mit der Ausbreitung des neuen Coronavirus in Europa und einer entsprechenden Verunsicherung der Autokäufer zusammenhänge, lasse sich nicht mit Sicherheit beurteilen, so Fuß. Allerdings falle auf, dass in den Ländern, für die entsprechende Daten vorliegen, die Neuzulassungen auf Privatpersonen im Februar stärker zurückgegangen seien als Neuzulassungen auf Gewerbekunden, was auf eine zunehmende Kaufzurückhaltung hinweisen könnte: In Deutschland gingen die Neuzulassungen auf Privatleute um 16 Prozent zurück (Gewerbe: minus 8 Prozent), in Italien sanken private Neuzulassungen um 19 Prozent, gewerbliche stiegen hingegen um 6 Prozent. In Großbritannien schrumpften private Neuzulassungen um 7 Prozent, während Neuzulassungen auf Unternehmen um 1 Prozent anstiegen. „Im Februar dürften sich die Auswirkungen des Coronavirus auf den Automarkt noch in Grenzen gehalten haben. Massive Auswirkungen werden wir aber im März und erst recht im April sehen“, erwartet Fuß.