Ernst & Young: Deutscher Automarkt

weiter im Rückwärtsgang

 Frankfurt/Main (4.3.20) – Der Neuwagenabsatz sank im Februar um knapp 11 Prozent, nachdem er bereits im Januar um gut 7 Prozent zurückgegangen war. Die wichtigsten Entwicklungen im Februar:  

  • Private Käufer halten sich besonders stark zurück: Die Neuzulassungen auf private Halter sanken im Februar überdurchschnittlich stark um 16 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung war auch in anderen europäischen Ländern zu beobachten – etwa in Italien, wo die Privatkäufe um 19 Prozent einbrachen. Möglicherweise zeigen sich hier bereits Auswirkungen der um sich greifenden Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Ein Rückgang der gewerblichen Zulassungen um nur 8 Prozent verhinderte ein noch stärkeres Minus auf dem deutschen Automarkt.

  • Absatzrückgänge auch außerhalb Deutschlands: In Frankreich schrumpften die Neuzulassungen im Februar um drei Prozent, in Spanien um sechs Prozent und in Italien (gewerbliche und private Neuzulassungen zusammen) um acht Prozent.

 

  • Der Elektro-Boom hält an: Nachdem schon im Januar die Neuzulassungen von Elektroautos stark – um 61 Prozent – gestiegen waren, ging es im Februar erneut deutlich nach oben: Die Neuzulassungen rein elektrisch betriebener Fahrzeuge stieg im vergangenen Monat um 76 Prozent. In den anderen großen europäischen Märkten legte der Absatz von Elektroautos sogar noch stärker zu: In Spanien um 85 Prozent, in Frankreich um 228 Prozent und in Italien sogar um 900 Prozent, was einer Verzehnfachung entspricht. „Die Elektromobilität fährt aus der Nische heraus und gewinnt immer bedeutendere Marktanteile“, sagt Peter Fuß, Partner bei EY. Bei Plug-in-Hybriden ist das Wachstum – zumindest in Deutschland – noch beeindruckender: Die Zahl der Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden stieg im Februar um 280 Prozent, was fast einer Vervierfachung entspricht. Fuß sieht die Ursache für das starke Wachstum bei elektrifizierten Antrieben in den neuen EU-Regeln zu CO2-Emissionen, die seit Januar greifen. „Die Hersteller drücken mit aller Macht Elektroautos und Plug-in-Hybride in den Markt – denn es drohen Strafzahlungen und Imageverluste, wenn die CO2-Emissionen nicht stark gesenkt werden. Wir werden daher auch in den kommenden Monaten hohe Wachstumsraten sehen.“ Fuß rechnet für das zweite Halbjahr sogar mit einer noch stärkeren Dynamik: „Dann werden auch die neuen E-Modelle gerade der deutschen Konzerne voraussichtlich in größerer Zahl verfügbar und die derzeitigen Lieferschwierigkeiten überwunden sein.“ Im Februar stieg der Anteil elektrifizierter Neuwagen (Elektro und Plug-in zusammen) im Vergleich zum Vorjahresmonat von 2,5 auf 6,9 Prozent.

 

  • Der Boom bei elektrifizierten Antrieben führt zu einem starken Rückgang des durchschnittlichen CO2-Ausstoßes der neu zugelassenen Pkw: Er sank in Deutschland im Vergleich zu Februar 2019 von 157,2 g/km auf 149,6 g/km – ein Rückgang um 4,8 Prozent. Ähnlich ist die Entwicklung in anderen europäischen Märkten: In Frankreich gab es einen Rückgang um 10,3 g/km, das entspricht einem Rückgang um neun Prozent. In Italien schrumpfte der Durchschnittswert ebenfalls um neun Prozent bzw. 10,7 g/km.

 

  • Benzin-Antrieb verliert am stärksten: Wie schon in den vergangenen Monaten sank der Marktanteil von Benzinern kräftig – um 7,6 Prozentpunkte auf 52,1 Prozent. Der Marktanteil des Dieselantriebs sank ebenfalls, aber deutlich weniger stark (um 1,0 Prozentpunkte auf 31,6 Prozent).

 

Ausblick auf 2020: Coronavirus ist der größte Risikofaktor

 

  • Auch ohne die aktuellen Unsicherheiten wäre ein Absatzminus im laufenden Jahr wahrscheinlich gewesen – denn im Vorjahr hatten Sondereffekte für sehr hohe Neuzulassungszahlen gesorgt. Die rasante weltweite Verbreitung des Coronavirus, die in immer mehr Branchen zu Umsatzeinbußen führt und zunehmend auch die Bevölkerung verunsichert, könnte nach Fuß‘ Einschätzung erhebliche Auswirkungen auf den weltweiten Neuwagenmarkt haben. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir in den kommenden Monaten auch zweistellige Rückgänge bei den Neuzulassungen sehen werden. Die Lage könnte sich bei einem raschen Abflauen der Epidemie in der zweiten Jahreshälfte allerdings rasch wieder normalisieren. Vorläufig wird sich die Autoindustrie aber auf kräftigen Gegenwind einstellen müssen.“