Creditreform: Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand, Herbst 2019 –  Mittelstand stemmt sich gegen die Rezession

Frankfurt/Main (13.10.19) – Im Gefolge der schwachen Industriekonjunktur hat sich auch im deutschen Mittelstand die Stimmungslage spürbar verschlechtert. Der Creditreform Geschäftsklimaindex für die mittelständische Wirtschaft erreichte auf Basis der aktuellen Herbstbefragung einen Wert von 17,1 Punkten. Das sind gut 10 Punkte weniger als zum Vorjahreszeitpunkt (27,6 Punkte). Insbesondere die Geschäftserwartungen als Teilkomponente des Geschäftsklimas haben deutlich nachgegeben.

Insgesamt verbleibt der Creditreform Geschäftsklimaindex

aber weiterhin im Plusbereich, der einen positive

Wirtschaftslage für die Unternehmen anzeigt. Gleichwohl

haben sich die konjunkturellen Rahmenbedingungen für

den Mittelstand verschlechtert. So dürfte auch die bisher

stabile Binnenkonjunktur nicht völlig unbeeindruckt von

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der Wachstumsschwäche der Industrie und des Exports

bleiben.

Deutliche Einschnitte in der Auftragslage verzeichneten

bereits die Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe.

Die Befragten berichteten häufiger von gesunkenen

Auftragseingängen als von gestiegenen. Weiterhin

positiv, aber abgeschwächt, präsentierte sich die Auftragslage

im Baugewerbe. Insgesamt entwickelten sich

Auftrags- und Umsatzlage im deutschen Mittelstand in

den zurückliegenden Monaten noch einmal positiv. Gut

ein Drittel der Befragten (35,2 Prozent) meldete einen

Umsatzanstieg, auch wenn es im Vorjahr noch 42,4 Prozent

der Befragten waren. Umsatzeinbußen mussten 14,3

Prozent der Unternehmen hinnehmen (Vorjahr: 12,2 Prozent).

Die Wachstumsabschwächung hat bislang kaum Auswirkungen

auf die Beschäftigtenzahl im Mittelstand. 30,6

Prozent der befragten Unternehmen (Vorjahr: 30,8 Prozent)

haben ihre Belegschaft zuletzt aufgestockt. Knapp

jedes zehnte Unternehmen (9,1 Prozent) verkleinerte den

Personalbestand (Vorjahr: 9,7 Prozent). Hoch war die Personalnachfrage

insbesondere im Bau und im Dienstleistungsgewerbe.

Hochkonjunktur im Mittelstand ebbt ab

Trotz der zunehmenden Vorsicht bei den Geschäftserwartungen

ist der Mittelstand nicht in Pessimismus verfallen.

Weiterhin überwiegt der Anteil der Befragten, die steiCreditreform

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gende Umsätze bzw. eine Verbesserung der Auftragslage

erwarten. In Zeiten rückläufiger Wachstumsprognosen

kommen so aus dem Mittelstand durchaus positive Signale.

Stabile Umsätze prognostiziert gut die Hälfte der Befragten

(56,3 Prozent), fast jeder Dritte (30,4 Prozent)

rechnet mit steigenden Umsätzen.

Allerdings dürften die Zeiten fortwährender Umsatzanstiege

wohl auch im Mittelstand vorerst vorbei sein. So

rechnet noch knapp ein Viertel der Befragten (24,4 Prozent)

mit steigenden Auftragseingängen (Vorjahr: 30,5

Prozent). Ein Rückgang bei den Auftragseingängen wird

mittlerweile von 12,8 Prozent der Befragten befürchtet

(Vorjahr: 8,2 Prozent). Wachstumseinbußen drohen vor

allem dem Verarbeitenden Gewerbe und dem Handel, die

ihre Auftragserwartungen deutlich zurückgenommen haben.

Im Baugewerbe dürfte die Hochkonjunktur der letzten

Jahre zwar abebben – bei engen Kapazitäten (Stichwort:

Fachkräftemangel) wird die Nachfrage nach Bauleistungen

aber hoch bleiben.

Mittelstand sieht weiter Wachstumschancen

Auch in den kommenden Monaten will der Mittelstand

Arbeitsplätze schaffen. 22,5 Prozent der Befragten gaben

an, sich personell verstärken zu wollen (Vorjahr: 28,3 Prozent).

Die Mehrheit der Befragten (70,0 Prozent) will die

Mitarbeiterzahl unverändert lassen (Vorjahr: 65,2 Prozent).

Die Investitionspläne im Mittelstand werden durch

die schlechteren Konjunkturaussichten getrübt. Entsprechend

verringert hat sich die Investitionsbereitschaft. 51,4

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Prozent der Befragten haben angegeben, investieren zu

wollen (Vorjahr: 53,1 Prozent). Im Vergleich der letzten

zehn Jahren ist das nochmals ein überdurchschnittlich

hoher Wert. Gegen den Trend zugenommen hat die Investitionsbereitschaft

im Baugewerbe.

Langfristig steigende Eigenkapitalquoten

Stabil zeigen sich die Eigenkapitalquoten im Mittelstand.

Erneut meldet jedes dritte Unternehmen (33,6 Prozent;

Vorjahr: 33,2 Prozent) eine Eigenkapitalquote von über 30

Prozent. Gegenüber dem Jahr 2010 stieg dieser Anteil um

6,5 Prozentpunkte. An dieser positiven Entwicklung hat

die gute Umsatz- und Ertragslage der letzten Jahre regen

Anteil. Als stark fremdfinanziert gelten derzeit 29,3 Prozent

der Befragten. Bei diesen Unternehmen liegt die Eigenkapitalquote

unter 10 Prozent (Vorjahr: 29,4 Prozent).

Dabei zeigt sich die Kapitalstruktur insbesondere im Baugewerbe

anfällig für eventuelle Veränderungen bei den

Finanzierungsbedingungen.

Der Mittelstand hat offenbar ein gut funktionierendes

Forderungsmanagement. 30,5 Prozent der befragten Unternehmen

(Vorjahr: 28,6 Prozent) verzeichneten in den

letzten Monaten überhaupt keine Zahlungsausfälle. Lediglich

6,4 Prozent der Befragten mussten hohe Forderungsverluste

von über 1,0 Prozent des Umsatzes hinnehmen.