Commerzbank: Deutsche Produktion – Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

von  Dr. Ralph Solveen 

Frankfurt/Main (8.7.19) – Die Produktion im deutschen produzierenden Gewerbe ist im Mai gegenüber dem Vormonat um 0,3% gestiegen. In der Industrie im engeren Sinne gab es sogar ein Plus von 0,9%, und die Warenexporte legten um 1,1% zu. Diese erfreulichen Zahlen markieren aber noch nicht das Ende der Talfahrt der Industrie. Denn die zuletzt schwachen Auftragseingänge lassen für die kommenden Monaten einen weiteren Rückgang der Produktion erwarten, insbesondere weil die Auslandsnachfrage weiter schwächelt. Somit dürfte die deutsche Wirtschaft nach dem sich immer stärker abzeichnenden Schrumpfen im zweiten Quartal auch im dritten Quartal allenfalls leicht zulegen.

Auf den ersten Blick könnten die heutigen Zahlen für die Industrie Hoffnung machen, dass die seit mehr als einen Jahr anhaltende Talfahrt der deutschen Industrie allmählich zu Ende geht. So war die Produktion im produzierenden Gewerbe im Mai 0,3% höher als im Vormonat, in der Industrie im engeren Sinne legte sie sogar um 0,9% zu. Zudem waren die Warenexporte 1,1% höher als im April.

Allerdings ist stark zu bezweifeln, dass diese Zuwächse bereits die Wende zum Besseren signalisieren. Denn das Plus bei den Exporten folgt einem Einbruch um 3,7% im Vormonat, ist also eher als Gegenbewegung zu dem sehr schlechten Vormonatswert zu werten. Ähnliches gilt für die Produktion, wo insbesondere die Autoproduktion nach einem sehr schwachen Vormonat wieder um mehr als 7% zulegte. Die bereits verfügbaren Zahlen des Automobilverbandes für Juni zeigen aber, dass dies nicht der Beginn der lange erwarteten Erholung in diesem Sektor ist, sondern dass die Produktion zuletzt wieder gefallen ist. Dies dürfte auch für die anderen Sektoren gelten. Denn unser auf Basis der Auftragseingänge der vergangenen Monate berechnete Trend für die Produktion in der Industrie zeigt weiter eindeutig nach unten und lag im Mai fast 3% unter dem aktuellen Niveau der Produktion. Diese dürfte also weiter zurückgehen.

Damit bleibt es trotz der heutigen positiven Zahlen dabei, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal voraussichtlich leicht geschrumpft ist. Zudem deutet sich immer mehr an, dass sie auch im dritten Quartal allenfalls leicht zugelegt hat.

Deutschland: Trend in der Industrie zeigt weiter deutlich nach unten
Produktion in der Industrie, Index 2015=100 und Trend auf Basis der Auftragseingänge der vergangenen Monate
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Quelle: destatis, Commerzbank Research