BVR-Konjunkturbericht: Verschobene Zinswende ist eine Überreaktion der Notenbank

TLTRO sind langfristige Refinanzierungsgeschäfte, die die EZB erstmals im Jahr 2014 als Kriseninstrument zur Belebung der Kreditvergabe im Rahmen der europäischen Staatsschuldenkrise und der damit verbundenen Wirtschaftsschwäche aufgelegt hatte. Aktuell zeichnet sich dem BVR-Konjunkturbericht zufolge aber keine Verknappung des Kreditangebots ab, die sich negativ auf die Konjunktur auswirken würde. Im Februar 2019 steigerte sich nach jüngsten Angaben der EZB die Kreditvergabe der Banken im Euroraum an Privathaushalte um 3,3 Prozent beziehungsweise an Unternehmen um 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, was einem soliden Wachstum entspricht. Zudem lässt der von der EZB selbst erhobene und zuletzt im April für das erste Quartal 2019 veröffentlichte Bank Lending Survey keinen stark ausgeweiteten Kreditbedarf der Unternehmen erkennen. Auch die am heutigen 17. April veröffentlichten finalen Daten der Veränderung der Konsumentenpreise im Euroraum zeigen, dass die moderate Inflation intakt ist und keine deflationären Tendenzen zu erkennen sind.

Die neuen TLTRO dienen somit weniger der Geldpolitik, sondern vielmehr dem Abfangen von Klippeneffekten aufgrund auslaufender Notenbankkredite aus dem vorherigen TLTRO-Programm: So bündeln Banken aus Italien und Spanien Fälligkeiten von rund 180 Milliarden Euro zum 30. Juni 2020. Das diesen März beschlossene neue Kreditprogramm muss neben der kürzeren Laufzeit von zwei Jahren weitere Anreize bereitstellen, sodass neue Klippeneffekte frühzeitig vermieden werden. Der BVR empfiehlt eine ansteigende Staffelung des variablen Zinsaufschlags im neuen TLTRO-Programm. Diese soll zum Ziel haben, dass jede der sieben Tranchen des neuen Programms etwas teurer wird als die vorherige. So werden Anreize bei den TLTRO nutzenden Banken geschaffen, die Fälligkeitszeitpunkte über einen längeren Zeitraum besser zu verteilen.