Commerzbank-Research: Deutsche Wirtschaft noch schwächer als erwartet

Frankfurt/Main (5.4.19) – Die deutsche Wirtschaft hat sich im ersten Quartal schlechter entwickelt als erwartet, das Bruttoinlands-produkt dürfte laut Commerzbank-Research in diesem Zeitraum kaum gewachsen sein. „Damit sinkt die Ausgangsbasis für unsere Jahresendprognose, die wir von 0,6% auf 0,4% senken“, so Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer am Freitag in Frankfurt. Die Aussichten für das zweite Halbjahr hätten sich allerdings nicht verschlechtert. „Die Binnennachfrage ist robust und die chinesische Wirtschaft dürfte sich erholen, was wiederum die China-Exporte wiederbeleben wird“, erklärte Krämer.

Dr. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank – Foto: PK/Archiv

Aber noch leide Deutschland und der Euroraum am nachlassenden Schwung vom Außenhandel. „Die Wirtschaft befindet sich weiterhin in einem Graubereich zwischen einer markanten Wachstumsabschwächung und einer Rezession“, so Krämer. Eine Rezession sollte vermieden werden, wenn sich die chinesische Wirtschaft gegen Jahresmitte stabilisiert. Für den Euroraum rechnen die Volkswirte der Commerzbank dieses Jahr mit einem Wachstum von 0,9%.

Einen ungeordneten Brexit halten die Commerzbank-Experten weiterhin für möglich. Die direkten Gespräche zwischen Premierministerin Theresa May und dem Vorsitzenden der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, bewerten sie allerdings positiv. „Das Vereinigte Königreich und die Europäische Union könnten sich in letzter Minute auf eine Zollunion einigen“, so Krämer. „Für eine Zollunion spricht, dass gemeinsame Außenzölle den unbeliebten ‚Backstop‘ verhindern könnten.“

Besser als im Euroraum läuft es derweil in den USA. „Der US-Aufschwung wird im Juli der längste seit 1854 sein“, so Krämer. „Aber Aufschwünge sterben nicht an Altersschwäche, sondern an Übertreibungen.“ Diese könne er nach wie vor nicht erkennen. Die Commerzbank-Volkswirte erwarten in den USA für 2019 lediglich eine Wachstumsverlangsamung auf 2,5% (2018: 2,9%). Dafür seien insbesondere der nachlassende Impuls der Steuersenkungen aus dem Vorjahr sowie der zunehmende Arbeitskräftemangel verantwortlich.

Für die Zinspolitik im Euroraum erwarten die Commerzbank-Experten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Herbst beschließen wird, die Leitzinsen nicht nur bis Ende 2019, sondern bis Ende 2020 unverändert zu lassen. Für die Sitzung am kommenden Mittwoch rechnen die Experten der Bank noch mit keinen Beschlüssen zu Details der sogenannten zielgerichteten Langfristtender (TLTRO).