Lazard: Zeit für sichere Anlagen

London (18.2.19) -. Zu Beginn des Jahres 2019 ist die Stimmung an den Märkten von extremer Unsicherheit geprägt. Werner Krämer, Senior Economic Analyst bei Lazard Asset Management, setzt bei der Kapitalanlage deshalb vermehrt auf so genannte „Safe Assets“ wie beispielsweise skandinavische Anleihen.

„Makroökonomisch ist die Unsicherheit Anfang 2019 so groß wie selten“, so der Ökonom. Dass die Inflation keine echte Bedrohung darstelle und sich das globale Wachstum überall (USA, China, Europa) deutlich abgeschwächt habe, sei eindeutig. „Wie stark diese Abschwächung sich aber nach vorne fortsetzen wird, ist völlig unklar“, sagt Krämer. „Der Konjunkturausblick hängt nämlich von einer großen Zahl von ,Known Unknownsʻ ab.“ Dazu zählt Krämer die Brexit-Entscheidung in Großbritannien, die ungelösten Fragen zur Zukunft der Eurozone (Italien, Frankreich), der Konflikt zwischen den USA und China um die Führungsrolle in der Welt (Handelskrieg als eine Option) sowie der Wiederaufstieg von Autokratien und Populismus. „Die starke Verflachung der US-Zinsstrukturkurve sowie die jüngste Rallye am US-Rentenmarkt jedenfalls implizieren ein gewisses Rezessionsrisiko (und damit auch ein Warnsignal für die Fed), auch wenn man nicht so recht weiß, was diese Rezession auslösen soll“, erläutert der Analyst.

Was bedeutet das für die Kapitalanlage?

Die Zeit des Zentralbanken-Put, der Garantie des Schutzes der Anleger vor allen Unwägbarkeiten des Marktes durch die globalen Zentralbanken, sei vorbei. Dies führe zu großer Verunsicherung und steigenden, oft statt von Fundamentaldaten durch Emotion und Marktsentiment getriebenen Volatilitäten, aber auch zu einer größer werdenden Differenzierung zwischen verschiedenen Kapitalanlagen und Wertpapieren, weil die Zentralbankkäufe nicht mehr alle Unterschiede von Assets einebnen.

„Was die Assetklassen angeht, erscheint uns ein wachsender Anteil von ,Safe Assetsʻ und ,Liquid Assetsʻ im Portfolio angezeigt“, erklärt Krämer. Während des langen Bullenmarktes sei der Anteil illiquider Risikoassets bei den Anlegern immer mehr erhöht worden, während „Safe Assets“ verkauft worden seien. „In einer Phase großer Risiken sollten Sicherheit und Liquidität aber wieder stärker betont werden“, so der Experte. „Dies spricht wegen des Niedrigzinsumfeldes in der Eurozone und der geänderten Geldpolitik der Europäischen Zentralbank insbesondere für skandinavische und globale Anleihen, weil in diesen Märkten die Renditen noch auskömmlicher sind und in den USA der Zinserhöhungszyklus fast vorbei ist.“

Mit Sicherheit allein könne man natürlich keine ausreichenden Erträge erwirtschaften. Daher bleiben für Krämer Aktien und aktienähnliche Anlagen auch in schwierigen Zeiten wichtiger Teil der Asset Allocation, zumal Aktien insbesondere in Europa und den Emerging Markets nicht mehr teuer seien, insbesondere im Vergleich zum Rentenmarkt. „Wegen der extrem unsicheren Zeiten empfiehlt sich hier aber ein Schwerpunkt auf ,Valueʻ und ,Qualitätʻ. Value-Titel haben eine lange Underperformance hinter sich und sind jetzt attraktiv, während Qualitätstitel durch eine größere Stabilität in Krisenzeiten (geringes ,Downside Captureʻ) gekennzeichnet sind“, führt Krämer aus.  Die Kombination von „Value“ und „Quality“ bei der Aktienselektion könnte eine Art All-Weather-Portfolio für die kommenden Jahre darstellen.

Als Beimischungen ins Portfolio kommen aus Sicht des Experten einige Spezialfälle in Frage. Die Rentenmärkte der Emerging Markets seien angesichts stark gestiegener Renditen für antizyklisch denkende Investoren interessant. Globale Wandelanleihen hätten sich in der jüngsten Aktienmarktschwäche als sehr robust erwiesen und punkten durch ihren hybriden Charakter zwischen Aktien und Renten sowie ihr asymmetrisches Risikoprofil.