KfW Research: Social Entrepreneurs in Deutschland – mehr als sozial innovativ

Frankfurt/Main (7.1.19) – Soziales und ökologisches Engagement gewinnt auch in der Wirtschaft seit Jahren an Bedeutung. Im Zuge dessen rücken so genannte Social Entrepreneurs verstärkt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit – Unternehmer also, die durch ihre unternehmerische Tätigkeit in erster Linie einen spezifischen Beitrag zur Lösung eines gesellschaftlichen Problems oder zum Umweltschutz leisten wollen. KfW Research hat die Besonderheiten junger Sozialunternehmer und ihrer Unternehmen erstmals mit dem KfW-Gründungsmonitor untersucht: Demnach gab es zuletzt 154.000 „junge“ Sozialunternehmer in Deutschland, die 108.000 Unternehmen führen – das sind rund 9 % aller Jungunternehmer des Jahres 2017. Als Jungunternehmer gelten alle noch aktiven Existenzgründer der vergangenen 5 Jahre vor der Befragung.

 

„Sozialunternehmer sind auf zweierlei Art innovativ. Sie haben neben dem Gewinnziel ein soziales oder ökologisches Anliegen ganz oben in ihrem Zielsystem verankert und verzichten dafür auf mögliche Rendite“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe.

„Darüber hinaus sind sie häufig auch im ‚klassischen‘ Sinne innovativ: Knapp ein Drittel der jungen Sozialunternehmer bieten Marktneuheiten an, die es auf ihrem Zielmarkt vorher noch nicht gab.

Jeder vierte entwickelt eigene technologische Innovationen bis zur Marktreife. Viele der sogenannten ‚Social Entrepreneurs‘ sind also durchaus Vorreiter für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung.“ Zum Vergleich: Bei anderen Jungunternehmern ist nur gut jeder achte mit Marktneuheiten aktiv (12 %) und nur jeder neunte bei der Entwicklung technologischer Innovationen engagiert (11 %).

Die KfW-Analyse zeigt darüber hinaus, dass bei Frauen und bei älteren Menschen ein soziales oder ökologisches Anliegen besonders häufig im Vordergrund steht. So ist der Anteil von Sozialunternehmern an den bis zu fünf Jahre alten Existenzgründungen durch Frauen mit 12 % überdurchschnittlich hoch (Männer: 7 %). Und während bei den bis 50-jährigen Jungunternehmern 8 % Sozialunternehmer sind, steigt der Anteil bei den Ü50-Jährigen auf 14 %. „Die Sozialunternehmer zeigen, dass man auch im fortgeschrittenen Berufsleben neue Pläne verwirklichen kann. Auch das ist vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zu begrüßen.“

Weitere wesentliche Unterschiede zwischen „jungen“ Sozialunternehmern und anderen Jungunternehmern sind:

– Die Mehrheit der Sozialunternehmer gründete, um eine bestimmte Geschäftsidee auszunutzen (60 %/andere Jungunternehmer: 49 %). Damit sind Sozialunternehmer weniger „arbeitsmarktgetrieben“, sie machen sich also seltener selbstständig, weil eine bessere Erwerbsalternative fehlt. Nur 17 % von ihnen nennen dieses Motiv als Hauptgrund für ihre Selbstständigkeit, dagegen ein Drittel der anderen Jungunternehmer.

 

– Junge Sozialunternehmer sind häufiger Teamplayer: Jeder vierte arbeitet im Unternehmerteam mit anderen (26 %), ein Drittel beschäftigt Mitarbeiter (32 %). Andere Jungunternehmer arbeiten dagegen häufiger Solo und seltener mit Mitarbeitern (19 und 25 %).

 

– Sozialunternehmer haben häufiger Kapitalbedarf als die anderen Jungunternehmer (75 % bzw. 60 %), insbesondere bis 25.000 EUR (58 % bzw. 48 %). Zur Deckung greifen sie häufiger auf Fördermittel sowie alternative Finanzierungsquellen wie Stiftungsgelder, Investorengelder oder auch Geld aus Crowdfunding-Kampagnen zurück.

 

– Im Vergleich mit anderen Jungunternehmen sorgen sich Sozialunternehmer deutlich stärker um ihre kaufmännischen Kompetenzen (23% bzw. 33%). Im Hinblick auf viele andere Belastungsfaktoren wie etwa Bürokratie oder Vereinbarkeit von Familie und Beruf gibt es hingegen kaum Unterschiede. Eine gezielte Unterstützung der Sozialunternehmer beim Erwerb kaufmännischen Know hows würde daher die Chancen erhöhen, dass sich die Firmen langfristig am Markt halten können.