Dezember-Sitzung: US-Zentralbank wird vorsichtiger

Gerhard Winzer, Chefvolkswirt der Erste AM, anlässlich der Entscheidung über den US-Leitzins durch das Federal Open Market Committee (FOMC) am 18. und 19. Dezember

Wien (17.12.18) – „In den USA haben einige Zentralbankmitglieder mit Aussagen die Marktpreise für die zukünftigen Leitzinsanhebungen reduziert. Aktuell ist nicht einmal mehr eine vollständige Leitzinsanhebung für 2019 nach der allgemein erwarteten Anhebung im Dezember um 0,25 Prozentpunkte auf 2,25 – 2,50 Prozent eingepreist.

Im Kern geht es um das Konzept des neutralen Leitzinssatzes. Dieses Niveau wirkt weder dämpfend noch unterstützend auf die Wirtschaft. Der Pferdefuß dabei ist, dass dieser Zinssatz nicht genau geschätzt werden kann. Ein Politikfehler im Sinne von zu kräftigen Leitzinsanhebungen, die eine Rezession auslösen, ist damit eine substantielle Gefahr. Nun haben einige Zentralbankmitglieder in den letzten Wochen unterstrichen, wonach das untere Ende der Bandbreite der Schätzungen für den neutralen Zinssatz bald erreicht wird (dovish tone). Dahinter steckt wahrscheinlich die Annahme, dass einige zinssensitive Sektoren wie der private Immobilienmarkt Abschwächungstendenzen zeigen und zahlreiche Marktentwicklungen  wie die Verflachung der Zinskurve (siehe oben), die Ausweitung der Renditeaufschläge für das Kreditrisiko und die Outperformance der defensiven Sektoren auf den Aktienmärkten auf einen Abschwung hindeuten.

Die US Notenbank kann allerdings nur solange zurückhaltend agieren, solange die Inflation nicht ansteigt. Tatsächlich werden die Inflationsraten aufgrund des gesunkenen Ölpreises in den nächsten Monaten sinken. Auch die Güterpreisinflation und ist rückläufig (auf globaler Ebene). Aber der Anstieg der Lohninflation deutet nach wie vor auf Aufwärtsrisiken bei der zugrundeliegenden Inflation hin.“