Vorsorgeatlas Deutschland:

Keine Angst vor der Rente –

Wer die Möglichkeiten des

Altersvorsorgesystems nutzt, ist gut versorgt

 

Frankfurt/Main (10.10.17) – Die Menschen in Deutschland müssen sich keine Sorgen um ihre Rente machen. Denn das Vorsorgesystem über drei Schichten funktioniert auch in der Zukunft. Dazu müssen sie allerdings aktiv werden. Denn nur wer die angebotenen Möglichkeiten nutzt, ist im Alter gut versorgt. Dies gilt insbesondere für junge Menschen. Das ist ein Ergebnis des neuen Vorsorgeatlas Deutschland, den das Forschungszentrum Generationenverträge der Universität Freiburg unter Leitung von Professor Dr. Bernd Raffelhüschen im Auftrag von Union Investment erstellt hat.

„Die Zahlen belegen die Stabilität des Vorsorgesystems über drei Schichten. Grundlegende Veränderungen sind nicht erforderlich“, betont der Professor. Dies gelte insbesondere für die gesetzliche Rente, die für rund 34 Millionen Deutsche auch in den nächsten Jahrzehnten ein sicherer und stabiler Grundpfeiler ihrer Altersvorsorge bleibt. Mit ihr erhalten die Versicherten im Durchschnitt eine monatliche Rente von 1.070 Euro, was einer Ersatzquote von rund 48 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens entspricht. Zwar sind zur Sicherung des Lebensstandards im Alter mindestens 60 Prozent nötig. Wer jedoch zusätzlich vorsorgt – sowohl staatlich gefördert als auch privat – kann seinen Lebensstandard im Alter sichern und in Kombination mit der gesetzlichen Rente insgesamt rund 83 Prozent des letzten Einkommens erzielen. „Entscheidend ist, dass die Möglichkeiten insbesondere der privaten Vorsorge genutzt werden. Wer das beherzigt, ist im Alter gut versorgt“, ergänzt Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment.
Der Vorsorgeatlas Deutschland gibt ein nahezu vollständiges Bild über die Situation der Altersvorsorge. Betrachtet werden dabei nicht die aktuellen Altersbezüge, sondern die zu erwartenden Renten der zukünftigen Rentnerjahrgänge. Dabei erfasst der Atlas neben den „klassischen“ Alterssicherungssystemen der ersten Schicht (Gesetzliche Rentenversicherung, Beamtenversorgung, berufsständische Versorgung) die Vorsorgewege der zweiten Schicht (Riester-Rente, betriebliche Altersversorgung, Zusatzversorgung des öffentlichen Dienstes) sowie das Geld- und Immobilienvermögen der Haushalte (dritte Schicht).
Gesetzliche Rente bleibt auch über das Jahr 2030 hinaus der Grundpfeiler der Altersvorsorge
Wie der Vorsorgeatlas belegt, ist die gesetzliche Rente (GRV) die Hauptstütze der Altersversorgung in Deutschland und wird dies auch über das Jahr 2030 hinaus bleiben. Im Durchschnitt über alle Einkommens- und Altersklassen erhalten die rund 34 Millionen Versicherten bei Rentenbeginn monatlich 1.070 Euro und können somit rund 48 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens ersetzen. Dabei gibt es allerdings deutliche Unterschiede: Während die 50- bis 65-Jährigen mit einer Ersatzquote von 64,1 Prozent alleine mit der GRV ihren Lebensstandard sichern können, kommen die 20- bis 34-Jährigen auf lediglich 38,6 Prozent. Sie benötigen daher etwa 800 Euro zusätzlich pro Monat und müssen aktiv werden.

Auch regional gibt es deutliche Unterschiede. Während die Menschen in den östlichen Bundesländern im Schnitt 53,4 Prozent ihres letzten Einkommens mit der GRV ersetzen können, sind es in Süddeutschland weniger als 48 Prozent. Ursächlich dafür sind die höheren Gehälter in den wirtschaftlich starken Gebieten sowie die Beitragsbemessungsgrenze in der GRV.
Riester-Rente und betriebliche Altersvorsorge funktionieren und schließen die Versorgungslücke
Mit Leistungen aus der zweiten Schicht lässt sich ein großer Teil des fehlenden Betrages abdecken. Die Menschen, die diese Möglichkeiten nutzen, erreichen im Zusammenspiel mit der ersten Schicht im Durchschnitt eine Ersatzquote von 61,8 Prozent und können damit ihren Lebensstandard im Alter sichern. Selbst die junge Generation, die besonders von den Rentenreformen der Vergangenheit betroffen ist, erzielt aus beiden Schichten im Durchschnitt bereits eine Quote von 55 Prozent. Somit müssen sie nur noch wenig zusätzlich sparen, um auf eine Quote von über 60 Prozent zu kommen.

In der zweiten Schicht ist die Riester-Rente mit über 16 Millionen Verträgen am weitesten verbreitet. An zweiter Stelle steht die betriebliche Altersvorsorge (bAV), die rund 8 Millionen Menschen abgeschlossen haben. Bei der Riester-Rente haben insgesamt 44 Prozent der Förderberechtigen einen Vertrag und können dadurch ihre Ersatzquoten deutlich erhöhen. Mit den aktuellen Sparraten erhalten sie im Rentenalter durchschnittlich 290 Euro im Monat. Damit können sie die GRV um 10,6 Prozent des Einkommens ergänzen. Die heute 20- bis 35-Jährigen kommen mit ihrem Riester-Vertrag sogar auf einen Wert von 14,1 Prozent. Im Schnitt sind dies monatlich 392 Euro.

Die Unterschiede zur bAV sind teilweise systembedingt: Während bei der Riester-Rente über die Zulagen besonders Familien und Geringverdiener und über den Steuervorteil Menschen mit höheren Einkommen profitieren, wird bei der bAV der Sparer über den Steuervorteil gefördert. Darüber hinaus hängt der Abschluss einer bAV am Arbeitsverhältnis. „Es besteht zwar ein gesetzlicher Anspruch auf betriebliche Altersversorgung in Form von Entgeltumwandlung – ob der Arbeitgeber diese aktiv anbietet oder sich an den Beiträgen beteiligt, bleibt jedoch ihm überlassen“, erläutert Raffelhüschen. Insgesamt verfügen etwa acht Millionen Bundesbürger im Alter von 20 bis 65 Jahren über eine betriebliche Altersvorsorge. Das entspricht einer Partizipationsquote von 16,3 Prozent. Im Schnitt erhalten sie 575 Euro und können damit durchschnittlich 14,9 Prozent des letzten Bruttoeinkommens ersetzen. Jüngere Personen verfügen hingegen seltener über eine betriebliche Absicherung (12,7 Prozent).

Überwiegend wird die bAV von größeren Unternehmen mit entsprechend hohem Lohnniveau aktiv angeboten und in Form von Arbeitgeberbeiträgen gefördert. Dies zeigt sich auch in den Ergebnissen des Vorsorgeatlas: Während bei den Menschen mit einem monatlichen Einkommen von mehr als 2.000 Euro rund jeder Dritte Beschäftigte (33,5 Prozent) eine betriebliche Absicherung hat, sind es in der Gruppe von 1.100 Euro bis 2.000 Euro 20,6 Prozent. Bei einem monatlichen Einkommen von unter 1.100 Euro im Monat hingegen sind es nur 5,4 Prozent.

Das jüngst verabschiedete Betriebsrentenstärkungsgesetz sieht der Vorstandsvorsitzende von Union Investment daher als wichtigen Meilenstein: „Die Anpassungen in der betrieblichen Altersvorsorge und der Riester-Rente waren richtig und notwendig. Sie stärken wesentlich das deutsche Vorsorgesystem.“ Gleichwohl werde es auch künftig erforderlich sein, das System durch das Drehen und Feinjustieren einzelner Stellschrauben zu optimieren. „Insbesondere bei der Riester-Rente gibt es noch Möglichkeiten, die Akzeptanz zu erhöhen und die Verbreitung auszubauen.“ So spricht sich Reinke beispielsweise dafür aus, alle Bevölkerungsgruppen in die Riester-Rente einzubeziehen, die steuerliche Förderhöchstgrenze zu dynamisieren oder zusätzliche Anreize wie eine Treuezulage einzuführen.
Durch eine zusätzliche Vorsorge in der dritten Schicht sind nahezu alle Menschen ausreichend abgesichert
Die dritte und letzte Schicht der Altersvorsorge bilden die privat angesparten Geld- und Immobilienvermögen. Sie sind ein weiterer wichtiger Baustein der Altersvorsorge und ersetzen im Durchschnitt ein Viertel (26,1 Prozent) des Einkommens bei Renteneintritt. Verfügen Menschen über Ansprüche aus allen drei Schichten, können sie auf durchschnittlich 82,6 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens kommen. Das ist deutlich mehr als die zur Lebensstandardsicherung erforderlichen 60 Prozent.

Vor allem für junge Menschen und Personen mit einem hohen Einkommen ist dies von Bedeutung. Bei ihnen reicht eine Vorsorge in der ersten und zweiten Schicht nicht ganz aus, um die Versorgungslücke zu schließen. Für sie ist es daher ratsam, zusätzlich etwas zurückzulegen. Die 20- bis 35-Jährigen, welche im Rahmen aller drei Schichten vorsorgen, erzielen im Durchschnitt eine Ersatzquote von rund 69 Prozent und haben monatlich rund 106 Euro mehr als das definierte Minimum. Menschen mit einem Einkommen von mehr als 2.000 Euro pro Monat können insgesamt 67,7 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens ersetzen.

„Die gesetzliche Rente bleibt über das Jahr 2030 die tragende Säule der Altersvorsorge. Aber erst die private Vorsorge sichert den Lebensstandard“, fasst Raffelhüschen die Studienergebnisse zusammen. Reinke ergänzt: „Wir müssen es gemeinsam mit allen Beteiligten schaffen, dass die Menschen die vorhandenen Möglichkeiten des Rentensystems vollständig nutzten. Wer dies tut, muss keine Angst vor der Rente haben.“