Bundesbank: Leistungsbilanzüberschuss gestiegen

Frankfurt/Main (11.8.17) – Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Juni 2017 einen Überschuss von 23,6 Mrd €. Das Ergebnis lag um 7,6 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Maßgeblich dafür war der Rückgang des Defizits im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die Dienstleistungen sowie Primär- und Sekundäreinkommen umfassen. Zudem erhöhte sich der Aktivsaldo im Warenhandel leicht.

Konkret nahm der Überschuss im Warenhandel im Vormonatsvergleich um 0,8 Mrd € auf 24,1 Mrd € im Juni zu, denn die Warenimporte verringerten sich stärker als die Warenexporte.

Der Minussaldo bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen sank im Juni um 6,8 Mrd € auf 0,5 Mrd €. Dahinter stand im Wesentlichen ein Umschwung in der Bilanz der Primäreinkommen zurück zu Nettoeinnahmen (in Höhe von 4,6 Mrd €), nach Nettoausgaben (die sich auf 4,6 Mrd € belaufen hatten) im Vormonat. Dazu hat vor allem eine Gegenbewegung bei den Dividendenzahlungen an Gebietsfremde beigetragen, die im Mai erheblich gestiegen waren. Dies überwog auch, dass sich das Defizit bei den Sekundäreinkommen um 2,7 Mrd € auf 3,6 Mrd € vergrößerte, was insbesondere auf geringere Einkünfte zurückging. Der Passivsaldo in der Dienstleistungsbilanz blieb mit 1,5 Mrd €, nach 1,8 Mrd € im Vormonat, praktisch unverändert. Dahinter stand zum einen eine Zunahme der Ausgaben, bei der vor allem der zu dieser Jahreszeit übliche Anstieg der Reiseverkehrszahlungen eine Rolle spielte. Zum anderen legten aber die Einnahmen noch etwas stärker zu, was insbesondere mit höheren Einkünften aus EDV- und sonstigen unternehmensbezogenen Dienstleistungen zusammenhing.

Mittelabflüsse im Wertpapierverkehr
Die internationalen Finanzmärkte standen im Juni hauptsächlich im Zeichen einer gefestigten Weltkonjunktur und der Markterwartungen bezüglich der geldpolitischen Ausrichtung im Euroraum und den USA. Vor diesem Hintergrund kam es im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands zu Netto-Kapitalexporten in Höhe von 21,4 Mrd €. Rund zwei Drittel dieser Abflüsse waren auf Verkäufe und Tilgungen inländischer Wertpapiere in der Hand gebietsfremder Anleger zurückzuführen (14,4 Mrd €). Der Großteil entfiel hierbei auf Geldmarktpapiere (6,3 Mrd €) und Aktien (6,0 Mrd €). Daneben trennten sich gebietsfremde Anleger auch von Anleihen (1,4 Mrd €) und Investmentzertifikaten (0,7 Mrd €). Inländische Investoren erwarben hingegen ausländische Wertpapiere (7,0 Mrd €). Hierbei spielten – überwiegend auf Fremdwährungen lautende Anleihen (4,4 Mrd €) eine wesentliche Rolle. Zudem kauften hiesige Anleger Aktien (2,2 Mrd €) und – in geringem Umfang – Geldmarktpapiere (0,2 Mrd €) sowie Investmentzertifikate (0,1 Mrd €).

Im Bereich der Direktinvestitionen hielten sich im Juni die deutschen Anlagen im Ausland und die ausländischen Anlagen in Deutschland mit jeweils 12,6 Mrd € die Waage. Bei den Direktinvestitionen hiesiger Firmen jenseits der Landesgrenzen überwog die Kreditvergabe an verbundene Unternehmen (8,4 Mrd €), woran Finanzkredite einen größeren Anteil hatten als Handelskredite. Das Beteiligungskapital an Tochtergesellschaften stockten inländische Firmen um 4,2 Mrd € auf; mehr als die Hälfte davon entfiel auf reinvestierte Gewinne. Die Kapitalzuführung ausländischer Direktinvestoren an verbundene Unternehmen im Inland erfolgte fast ausschließlich über Kredite (12,2 Mrd €), ebenfalls überwiegend in Form von Finanzkrediten. Das ausländische Beteiligungskapital an deutschen Unternehmen stieg transaktionsbedingt lediglich um 0,5 Mrd €.

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, waren im Juni Netto-Kapitalexporte (13,9 Mrd €) zu verzeichnen. Dabei stiegen vor allem die Forderungen gegenüber dem Ausland (12,3 Mrd €), während sich die Verbindlichkeiten etwas verringerten (1,5 Mrd €). Mittelabflüsse ergaben sich vorwiegend im Bankensystem (12,2 Mrd €). Die Transaktionen der Monetären Finanzinstitute führten zu Netto-Kapitalexporten in Höhe von 33,2 Mrd €, die Kapitalabflüsse von Unternehmen und Privatpersonen schlugen mit 3,4 Mrd € zu Buche. Hingegen hatten der Staat (1,7 Mrd €) und die Bundesbank (21,0 Mrd €) Netto-Kapitalimporte zu verzeichnen. Zwar erhöhten sich die TARGET2-Forderungen leicht um 3,5 Mrd €, doch wurde dies durch die gestiegenen Verbindlichkeiten der Bundesbank (24,6 Mrd €) getrieben durch Einlagen ausländischer Zentralbanken – mehr als kompensiert.
Die Währungsreserven der Bundesbank erhöhten sich im Juni – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,4 Mrd €.