Frankfurt/Main (im August 2015)/PK – Die beiden westlichen Frankfurter Vororte Griesheim und Nied eint vieles. Beide liegen an Main und Nidda. Nied mehr an der Nidda, Griesheim mehr am Main. Beide Stadtteile schmiegen sich an den Niedwald. Nied mehr als Griesheim. Und beide Stadtteile stehen im Ruf, von Problemvierteln geprägt zu sein. Dutzende wilder Müllhalden, heruntergekommene Straßenzüge, vernachlässigte Grünanlagen und laute Gewerbequartiere stützen dieses Urteil. Kontrast zu ihnen liefern kleine Quartiere, in denen es Freude macht, zu wohnen. In Griesheim zählt dazu das Viertel um’s Mainufer. In Nied ragen das Carree um die Straßen, „Auf dem Berg“, „Auf dem Gleichen“und das kurz vor der Mündung der Nidda in den Main heraus.
Am Griesheimer Mainufer liegen Ende August noch Dutzende kleiner bis mittelgroßer Motoryachten. Sie würzen das Viertel mit einer Prise Hautvolee. In Sichtweite dazu reihen sich die meist freistehenden Einfamilienhäuser mit ordentlich großen Grundstücken auf. Zwischen ihnen und dem Mainufer schieben sich nur eine schmale Anliegerstraße und ein Uferweg, der je nach Tages- und Jahreszeit von Joggern, Kinderwagenschiebern, Flaneuren oder Radfahrern benutzt wird. Klingt idyllisch und ist es auch. Denn alle Anrainer-Häuser am Griesheimer Ufer genießen Main-Blick.
In diesen Genuß kommen drüben, im benachbarten Nied nur ein paar Häuser in der Nähe der Nidda-Mündung. Dafür können alle Nieder Bürger mit ihrem Nied-Wald, einem eindrucksvollen Auenwald mit seltenen Baumarten, punkten. Den Nied-Wald halte ich für den romantischsten nordmainischen Wald Frankfurts. Bestenfalls kann der Enkheimer Wald, an der östlichen Stadtgrenze, mit ihm mithalten.
Nied-Wald, Main, Nidda, Yachthafen: Natürlich sind sie die Highlights zweier Frankfurter Stadtteile, die an vielen Stellen häßliche städtebauliche Narben tragen. Böswillige unken: „Sage mir, wo der Müll liegt und ich sage Dir, wo Griesheim ist.“
Dieses Zerrbild versperrt freilich den Blick auf die Schönheiten beider Frankfurter Vororte. Und darauf, dass Nied und Griesheim über ihre S-Bahn-Stationen recht gut an die Frankfurter City angebunden sind, über genügend Einkaufsmöglichkeiten und eine intakte Kneipenkultur verfügen.
Was Griesheim der Yachthafen am Main ist, ist Nied das Spielfeld des Georgshofes. Auf diesem Reiterhof im Nordwesten Nieds werden mehrmals im Jahr Polo-Turniere ausgetragen, wird also jener exklusive und damit teure Sport gepflegt, den meist gut Betuchte betreiben. Daher verirren sich gelegentlich Rolls-Royce-Fahrer zum Georgshof nach Nied.
Egal ob Griesheimer Ufer oder Nied-Wald-Nähe: die wenigen Villen, die in Griesheim und Nied stehen, dürften wegen des nicht gerade erstklassigen Images beider Vororte zu Diskontpreisen zu haben sein. Auch deswegen halte sie für einen Geheimtipp.
Lage, Lage, Lage: Das Frankfurter Westend, das Holzhausenviertel, das Nordend, Dichter- und Maler-Viertel – Diese Wohnquartiere in Frankfurt sind heiß begehrt. Dabei hat Frankfurt gleichwertige, feine Wohnlagen an viel mehr Stellen der Stadt zu bieten. An Stellen, die allerdings kaum jemand kennt, geschweige denn wahrnimmt. Wir schon. In unserer Reihe “Frankfurter Lagen” stellen wir Wohnviertel in Frankfurt vor, die möglicherweise zu Unrecht ein Graue-Maus-Dasein fristen.
Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, Tipps und Hinweise haben, erreichen Sie uns am einfachsten unter kochanski@geldanlagen-nachrichten.de oder unter info@peterkochanski.immobilien . Wir bedanken uns schon jetzt für Ihre Anregungen.
Von Peter Kochanski