Ifo-Präsident Sinn für sofortigen Stopp der Notkredite an griechische Banken

München (29.5.15) – Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn hat sich für den sofortigen Stopp der Notkredite der griechischen Zentralbank an die Geschäftsbanken des Landes ausgesprochen. „Die Europäische Zentralbank kann und sollte dies verbieten und nicht den Kreditrahmen immer weiter erhöhen“, sagte er in München. „Denn diese ELA genannten Notkredite ermöglichen die Kapitalflucht ins Ausland und die Barabhebungen der Griechen im Inland, für die wiederum die anderen Euro-Ländern haften“, fügte er hinzu. 

Ende April hätten die Griechen über Bargeld-Bestände von 43 Milliarden Euro verfügt, und der Bestand der netto ins Ausland überwiesenen Geldbeträge habe bei 100 Milliarden Euro gelegen. Beide Beträge wüchsen Woche für Woche zusammen um etwa eine bis zwei Milliarden Euro, was 0,5 bis 1,0 Prozent der Jahreswirtschaftsleistung entspreche. „So gesehen verbessert sich die griechische Verhandlungsposition, je länger es die Regierung es schafft, eine Einigung hinauszuziehen“, sagte Sinn. Bei einem Stopp der ELA wäre die griechische Regierung zu Kapitalverkehrskontrollen gezwungen, fügte er hinzu.

Sinn wandte sich gleichzeitig gegen die Einführung einer Zweitwährung in Griechenland. „Bloß eine Zweitwährung in Form modifizierter Schuldscheine einzuführen, würde zwar das Liquiditätsproblem des griechischen Staates lösen, jedoch weder einen Beitrag zur Lösung des Wettbewerbsproblems des Landes leisten noch die Gefahr einer Konkurswelle bannen.“ Dies sei nur möglich, wenn Griechenland eine neue Währung einführe, mit ihr abwerte und somit aus dem Euro austrete. „Gesetzliches Zahlungsmittel muss die neue Währung sein, damit auch die Arbeits-, Miet- und Kreditverträge mit ihr abgewertet werden können. Nur so lässt sich die Wettbewerbsfähigkeit nach außen wieder herstellen, schrieb Sinn in einer Griechenland-Sonderausgabe der ifo-Zeitschrift Schnelldienst.