Ethenea: Euro- versus US-Aktien – welcher Markt hat mehr Potenzial? EU-Wirtschaftswachstum entspricht wieder dem der Vereinigten Staaten

Munsbach / Luxemburg  (20.4.18) – Während der vergangenen zehn Jahre war die wirtschaftliche Entwicklung in den Vereinigten Staaten besser als die Europas, obwohl die Finanzkrise von 2008 und 2009 ihren Ursprung in den USA hatte. „Die Wachstumslücke hat sich 2011, 2012 weiter ausgeweitet, als Europa mit der Eurokrise konfrontiert war“, sagt Harald Berres, Portfoliomanager bei Ethenea. „Insbesondere in den europäischen Peripherieländern hatten sich die Wachstumsraten erneut verlangsamt, gefolgt von einer leichten Rezession.“ Der zweite Rückgang der Konjunktur innerhalb von nur fünf Jahren und die darauffolgenden niedrigen Wachstumsraten hätten die europäischen Aktienindizes im Vergleich zu ihren US-amerikanischen Pendants belastetet.

„Angeführt von den großen Technologieunternehmen hat der US-Markt gegenüber dem europäischen Markt klar outperformt“, so Berres. „Der US-Konjunkturzyklus ist reifer als der in Europa, und die Bewertungen sind dementsprechend höher.“ Das Wirtschaftswachstum hätte sich allerdings kürzlich einander angeglichen und Europa sei wieder auf einem Wachstumspfad, der dem der USA entspreche.

Bei Investitionen in Wachstumsunternehmen vorsichtiger sein

Im Jahr 2017 war eine weitere Outperformance der USA zu beobachten – diesmal aufgrund eines im Vergleich zum Euro schwachen US-Dollars. Im Februar und März dieses Jahres hätten die globalen Aktienmärkte jedoch einen deutlichen Ausverkauf erlebt. „Oft deuten solche Ausverkäufe auf eine Veränderung der Anlegerstimmung hin“, erklärt Berres. „Viele der in den USA ansässigen Tech-Giganten haben eine Dominanz erreicht, die mit einem freien Wettbewerb nicht vereinbar ist, und die Aufsichtsbehörden behalten das im Blick. Der jüngste Facebook-Datenskandal ist ein Beispiel für diese Art von Verstößen.“

In den Neunzigerjahren hätten Unternehmen wie Microsoft, Intel und Cisco mit Marktanteilen von bis zu 80 Prozent ihre Geschäftsfelder dominiert. Die Folgejahre hätten sich für diese früheren Superstars aber schwieriger gestaltet. Aufgrund von Regulierungsproblemen verloren sie Marktanteile und ihre Aktienkurse gingen zurück. „Microsoft brauchte mehr als 15 Jahre, um ein neues Allzeithoch zu erreichen“, so der Experte. „Selbst heute sind die Anteilsscheine von Intel und Cisco meilenweit von den Allzeithochs entfernt, die sie vor fast 20 Jahren erreicht haben.“

In Bezug auf Marktanteile sei die Situation heute vergleichbar mit Facebook, Amazon und Google, obwohl die Bewertungen dieser Aktien niedriger seien als die von Microsoft, Cisco und Intel in den Neunzigern. „Das Fazit aus diesen Beobachtungen: Outperformance kann nicht ewig andauern“, sagt Berres. „Weil Anleger langsam, aber stetig einen stärker wertorientierten Ansatz verfolgen, sind wir der Meinung, dass es an der Zeit ist, bei Investitionen in Wachstumsunternehmen vorsichtiger zu sein. Wir wären nicht überrascht, wenn die europäischen Märkte in den nächsten Monaten besser abschneiden als die US-Märkte.“