VDA: Deutsche Autohersteller steigern Marktanteil in den USA

 

Detroit/Berlin (16.1.18) -Pressekonferenz auf der Detroit Motor Show. Vortrag des VDA-Präsidenten Wissmann: Die Verkäufe erhöhten sich um gut 1 Prozent auf 1,35 Mio. Neufahrzeuge. Der US-Gesamtmarkt hingegen musste einen Rückgang um knapp 2 Prozent auf gut 17,1 Mio. Light Vehicles hinnehmen. Dies ist aber immer noch ein sehr hohes Niveau. Entsprechend haben die deutschen Hersteller ihren Marktanteil bei Light Vehicles auf 7,9 Prozent gesteigert (2016: 7,6 Prozent). Wir liegen damit nach den Big Three und den japanischen Wettbewerbern auf Platz 3, vor den Koreanern.

Bemerkenswert ist, dass die deutschen Hersteller sowohl im Pkw- als auch im Light-Truck-Segment Marktanteile gewinnen konnten. Bei Pkw stieg unser Marktanteil von 11,8 Prozent auf 12,7 Prozent, bei Light Trucks von 4,9 Prozent auf 5,2 Prozent. Das Light-Truck-Segment macht nahezu zwei Drittel (65 Prozent) des gesamten US-Light-Vehicle-Marktes aus. Es hat 2017 um 4 Prozent zulegt. Fast dreimal so hoch (+11 Prozent) ist die Wachstumsrate, mit der die deutschen Hersteller ihren Light-Truck-Absatz steigern konnten. Noch im Jahr 2012 war jedes vierte Auto, das wir in den USA verkauften, ein Light Truck, der Schwerpunkt lag bei Pkw. Heute sind es deutlich über 40 Prozent.

 

Innerhalb des Light-Truck-Bereichs ist das CUV-Segment (Cross Utility Vehicles) das größte, sein Anteil am Light-Vehicle-Markt beträgt 35 Prozent. Es wächst seit Jahren überdurchschnittlich. Mit einem Marktanteil von über 40 Prozent sind die deutschen Hersteller führend im Luxury-CUV-Segment, das kleine, mittlere und große Premium-CUV umfasst. Das unterstreicht die herausragende Rolle, die wir seit langem im Premiumbereich haben. Auch bei Luxury Cars haben wir einen Marktanteil von über 40 Prozent.

 

Bei Elektroautos in den USA ist unser Marktanteil mit 16 Prozent doppelt so hoch wie unser Anteil am gesamten Light-Vehicle-Markt. Wenn wir die Zahl der in den USA angebotenen Elektromodelle betrachten (PHEV und BEV), haben die Modelle deutscher Hersteller einen Anteil von gut einem Drittel (35 Prozent), meist handelt es sich dabei um Plug-in-Hybride. In den nächsten Jahren wird das Angebot deutlich ausgebaut. Wir sind also gut gerüstet für den Hochlauf.

 

Zweitens: Wir bauen unsere Zusammenarbeit mit den USA und unsere Produktion im Nafta-Raum stetig aus.

 

Im Jahr 2017 haben die deutschen Hersteller im Nafta-Raum erstmals mehr als 1,4 Mio. Light Vehicles gefertigt (+11 Prozent). Der Großteil (56 Prozent) davon wurde in US-Werken produziert. Weit weniger (44 Prozent) liefen in Mexiko von den Bändern, auch wenn aufgrund neuer Modelle die dortige Fertigung innerhalb eines Jahres auf 620.000 Einheiten stieg (+46 Prozent). Die US-Produktion der deutschen Hersteller war 2017 mit 803.000 Light Vehicles zwar leicht rückläufig (-6 Prozent), aber auch hier schnitten wir besser ab als die US-Produktion insgesamt: Die gesamte Light-Vehicle-Produktion ging um 8 Prozent auf knapp 11 Mio. Einheiten zurück. Diese Momentaufnahme darf nicht ausblenden, dass die deutschen Hersteller ihre US-Produktion seit dem Jahr 2010 in etwa verdreifacht haben, während die gesamte US-Light-Vehicle-Produktion lediglich um 45 Prozent zunahm.

 

Die USA sind also für die deutschen Hersteller nicht nur ein strategisch wichtiger Markt, sondern zunehmend auch ein bedeutender Produktionsstandort.

 

Drittens: Die deutschen Hersteller und Zulieferer werden immer wichtiger für den Industriestandort USA.

 

Ihre US-amerikanischen Standorte gewinnen für die deutschen Hersteller und Zulieferer immer stärker an Bedeutung. Ebenso gilt, dass die deutschen Hersteller und Zulieferer für den Automobilstandort USA immer wichtiger werden.

 

So werden 40 Prozent der Fahrzeuge, die deutsche Hersteller in den USA fertigen, auch in den USA abgesetzt. Weitere 6 Prozent fanden Käufer in den beiden anderen Ländern des Freihandelsraumes. Das heißt zugleich: Gut jedes zweite Auto, das unsere Hersteller in den USA produzieren, geht als Export nach Europa, Asien und den Rest der Welt. Das sind rund 430.000 Fahrzeuge. Damit ist unser Anteil am gesamten US-Export (Light Vehicles) mit rund einem Viertel dreimal so hoch wie unser US-Marktanteil.

 

Und wenn wir die Produktionsstätten der deutschen Pkw-Hersteller im gesamten Nafta-Raum betrachten, so werden 44 Prozent der Neuwagen in Länder außerhalb Nafta exportiert.

 

Wie sieht der Handel in umgekehrter Richtung aus? Nach wie vor nehmen die USA Platz 2 der Top-5-Export-Destinationen aus deutscher Fertigung ein: 2017 wurden etwa 500.000 Light Vehicles aus Deutschland in die Vereinigten Staaten ausgeführt. Wertmäßig sind die USA sogar der bedeutendste Abnehmer von Pkw, Light Trucks und Zulieferprodukten aus Deutschland. Allerdings: Während wir unsere Produktion in den USA seit etlichen Jahren strategisch ausbauen, sinkt der Export aus Deutschland. Im Vierjahresvergleich (2013-2017) beträgt der Rückgang knapp ein Viertel oder rund 160.000 Light Vehicles. Damit gilt auch für die USA: Die deutschen Hersteller verstärken ihre Präsenz in den großen Märkten, der Trend geht zur Fertigung vor Ort.

 

Direktinvestitionen und internationaler Handel ohne Beschränkungen sind zwei Seiten einer Medaille, sie gehören zusammen. Und die USA profitieren von beiden Seiten dieser Medaille. Es gibt zudem weitere Potenziale für den transatlantischen Handel und für Investitionen, wenn die Verhandlungen über ein transatlantisches Handelsabkommen bald wieder aufgenommen werden. Dafür setzen wir Europäer uns ein.

 

Deutsche Zulieferer haben die Zahl ihrer US-Standorte seit Ende der 1990er Jahre verdreifacht

 

Die deutschen Hersteller beschäftigten in den USA gut 36.000 Mitarbeiter. Hinzu kommen rund 80.000 Mitarbeiter bei deutschen Zulieferern. Dieser hohe Beschäftigungsstand ist darin begründet, dass die Zulieferer nicht nur die deutschen OEM als Kunden haben, sondern auch andere Hersteller, die in den USA oder im Nafta-Raum produzieren. Seit Ende der 1990er Jahre haben die deutschen Zulieferer die Zahl ihrer Standorte im Nafta-Raum auf gut 430 verdreifacht, allein in den USA stieg die Zahl der Standorte von knapp 90 auf rund 270. Ein klares Bekenntnis zum Standort Vereinigte Staaten und zu unserem Engagement in den USA!

 

Die Arbeitsteilung innerhalb Nafta ist auch aus wirtschaftlicher Sicht für die USA notwendig. So werden etwa Stoßdämpfer oder Drehmomentwandler in Mexiko gefertigt und just-in-time ans Band in den US-Automobilwerken geliefert. Insgesamt gilt: Die großen Zulieferer haben längst weltweite Lieferketten installiert, von denen gerade auch die USA profitieren. Jede Maßnahme, die den Warenaustausch beschränkt oder erschwert, würde diese Lieferketten für die USA empfindlich treffen.

 

Viertens: US-Markt bleibt 2018 stabil

 

Was erwarten wir für das Jahr 2018? Die Konjunkturaussichten sind gut. Wir sehen eine anhaltend gute Stimmung unter den Verbrauchern, bedingt auch durch steigende verfügbare Einkommen. Die Beschäftigung ist hoch, die Arbeitslosenquote mit 4,1 Prozent so niedrig wie vor 17 Jahren.

Auch die Investitionsbedingungen sind gut, die Finanzierungskonditionen sind günstig. Damit sind die Voraussetzungen für ein weiteres ordentliches Autojahr in den USA gegeben.

Nachdem der US-Automarkt bis zum Jahr 2016 sieben Jahre kräftig gewachsen ist, sollte man für 2018 – wie bereits im Jahr 2017 – von einer leichten Abschwächung ausgehen. Wir rechnen 2018 mit einem Volumen von knapp 17 Mio. Light Vehicles.

Da die deutschen Hersteller ihre Modelloffensive fortsetzen, erwarte ich, dass wir unseren Marktanteil auch im Jahr 2018 weiter steigern können.