Erste  Asset Management: Wieviel Spaß steckt für Investoren im Glücksspiel?

 

Wien (18.9.17) – Das Glücksspiel ist das mit Abstand am stärksten armutsgefährdende Geschäftsmodel im globalen Investmentuniversum. So lautet das Fazit des aktuellen Investment Boards der Erste Asset Management (Erste AM) und ihren Research-Partnern. „Glücksspiel ist für Spieler nicht nur existenzgefährdend. Durch das hohe Suchtpotenzial besteht auch die Gefahr beträchtlicher negativer Auswirkungen auf die Gesundheit, die laut unseren Research-Partnern lediglich vom Tabakkonsum übertroffen werden können“, sagt Dominik Benedikt, Senior ESG-Analyst bei der Erste AM. Damit gehöre das Glückspiel zu jenen Sektoren, die am weitesten von der Erfüllung der Nachhaltigkeits-Ziele der Vereinten Nationen entfernt seien. „Für uns als nachhaltige Investoren ist dieser Sektor allein aus diesem Grund nicht investierbar“, so Benedikt.

 

Unzureichender Schutz und kriminelle Geschäftspraktiken

Der Schutz der Spieler sollte aus Sicht der Erste AM und ihren Partner bei den Glücksspielbetreibern im Vordergrund stehen. Das wird in der Theorie von den Betreibern zwar als wichtig bezeichnet, in vielen Praxis-Fällen aber lediglich auf die gleiche Stufe gestellt wie die Weiterbildung der Mitarbeiter. „International gibt es nur eine Handvoll Betreiber, deren Anstrengungen zum Schutz der Spieler aktiv vom Unternehmen selbst kommen – und zumeist erfüllen diese bestenfalls die Vorgaben der staatlichen Regulatoren“, bemerkt Benedikt.

 

Studien belegten zudem, dass in US-Staaten, in denen das Glücksspiel legal sei, drei Mal mehr illegale Spielcasinos zu finden seien als im Rest des Landes. „Legales Glücksspiel vereinfacht den Einstieg in illegale Formen des Spiels“, erklärt Benedikt. „Und auch wenn die meisten Casinos sich von ihrem Gangster-Image gelöst zu haben scheinen, ist die Anziehungskraft für Gelder fragwürdigen Ursprungs immer noch hoch.“ So musste beispielsweise Las Vegas Sands, einer der größten US-Betreiber, unlängst einem Vergleich wegen Geldwäschevorwürfen zustimmen. Auch Korruption scheint mit dem Thema in Verbindung zu stehen. „In der Glücksspielmetropole Macao sind die Umsätze der Casinos mit Großspielern um knapp die Hälfte gesunken, seitdem die chinesische Regierung stärker gegen Korruption in seiner Verwaltung vorgeht“, fährt Benedikt fort.

 

Vom nachhaltigen Anlageuniversum ausgeschlossen

Die Frage, ob Glücksspiel als Geschäftsmodell gesellschaftlich wertvoll sei, müsse sich jeder Investor selbst beantworten. Mit dem Ausschluss des Glücksspiels aus ihren nachhaltigen Fonds habe die Erste Asset Management dies bereits für sich getan. Vom Ausschluss ausgenommen seien bestimmte Hotels und Betreiber von Kreuzfahrten mit lediglich beiläufigen Glücksspiel-Angeboten. „Hier trägt der Glücksspiel-Bereich nur einen verschwindend geringen Prozentsatz zum Gesamtumsatz bei. Beim Tourismuskonzern TUI beispielsweise liegen die Glücksspiel-Einnahmen bei lediglich 0,001 Prozent der Konzernumsätze im Kreuzfahrtgeschäft“, berichtet der Experte.

 

In der Summe fehle es im globalen Glücksspielsektor an Initiativen, um die potentiellen gesellschaftlichen Folgen des Glücksspiels abzufedern. Die bisherigen Anstrengungen einiger Anbieter entsprächen nicht den Vorstellungen eines nachhaltigen Geschäftsmodells. „Da unsere Bemühungen nach Engagement-Gesprächen von Glücksspielbetreibern nur unzureichend erwidert wurden, wollen wir als ethisch motivierte Investoren nicht an diesem Sektor beteiligt sein“, schließt er.