Ernst & Young:

DAX-Konzerne auf Rekordkurs

Stuttgart (14.8.17) – Die 30 Konzerne im DAX verdienen derzeit so viel wie noch nie: Der operative Gewinn der Unternehmen ist im zweiten Quartal um fast ein Drittel auf gut 39 Milliarden Euro gestiegen. Und auch die Umsätze erreichten ein neues Rekordniveau – sie stiegen um sechs Prozent auf 344 Milliarden Euro.

 

Drei von vier Unternehmen verzeichneten steigende Gewinne – die höchsten Gewinne fuhren im ersten Quartal zwei Autohersteller ein: Volkswagen erwirtschaftete ein EBIT von 4,5 Milliarden Euro, bei Daimler waren es 3,7 Milliarden Euro. Das stärkste Gewinnwachstum erzielten Eon und RWE (plus 343 bzw. 238 Prozent) – im Wesentlichen dank der Rückerstattung der in Vorjahren gezahlten Kernbrennstoffsteuer.

 

Beim Umsatzwachstum hatte im ersten Quartal HeidelbergCement die Nase vorn: Vor allem aufgrund der Übernahme von Italcementi wuchs der Baustoffkonzern um 29 Prozent. Adidas legte um 20 Prozent zu, Fresenius um 18 Prozent. Bis auf Munich Re und RWE konnten alle Unternehmen ihren Umsatz steigern.

 

Die Zahl der Mitarbeiter der DAX-Konzerne stieg im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,7 Prozent – im Verlauf des vergangenen Jahres haben die DAX-Konzerne damit 135.000 neue Stellen geschaffen.

 

Das sind Ergebnisse einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY auf der Basis der Geschäfts- bzw. Quartalsberichte der im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen.

 

„Die DAX-Konzerne konnten den Schwung aus dem ersten Quartal erfolgreich in das zweite Quartal mitnehmen – und beim Gewinnwachstum sogar noch eine Schippe drauflegen“, fasst Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsführung bei EY, zusammen. „Immerhin 17 Unternehmen schafften ein Umsatzplus von fünf Prozent und mehr. Angesichts der unsicheren politischen Großwetterlage und durchaus bestehender wirtschaftlicher Risiken ist diese fast durchweg gute Entwicklung der deutschen Top-Konzerne bemerkenswert. Und auch die zweite Jahreshälfte scheint vielversprechend angelaufen zu sein: Neun Unternehmen haben mit der Vorlage der Halbjahresberichte ihre Umsatz- oder Gewinnprognose für das Gesamtjahr nach oben korrigiert, nur zwei Unternehmen haben eine Gewinn- oder Umsatzwarnung abgegeben – 2017 dürfte also ein Rekordjahr werden.“

 

Asien-Umsätze steigen weiter am stärksten

Besonders gut entwickelten sich wie schon im ersten Quartal das Asien- und US-Geschäft, das jeweils um zehn Prozent wuchs – wobei sich allerdings in beiden Regionen Währungseffekte positiv auswirkten.

 

Auch auf dem Heimatkontinent laufen die Geschäfte derzeit gut: Die in Europa erwirtschafteten Umsätze stiegen um fünf Prozent, der Anteil Europas am Gesamtumsatz ging damit leicht zurück – von 51 auf
50 Prozent. „Europa bleibt der mit Abstand wichtigste Markt für die deutschen Unternehmen – umso wichtiger ist die wirtschaftliche Erholung auf dem europäischen Kontinent, die weiter an Schwung gewinnt. Zwar bleibt die Schuldenkrise eine latente Bedrohung für die europäische Wirtschaft. Auf der anderen Seite aber sinkt die Arbeitslosigkeit auch in den ehemaligen Krisenländern kräftig und das Konsumentenvertrauen steigt ebenso wie die Investitionsbereitschaft.“

 

Starker Euro und Lage in Großbritannien bereiten Sorgen

Kurzfristige Risiken für die deutschen Top-Konzerne sieht Meyer derzeit vor allem in neuen Währungsschwankungen – zuletzt hat der Euro kräftig an Wert gewonnen –, steigenden Rohstoffpreisen und  der konjunkturellen Entwicklung in Großbritannien: „Im ersten Halbjahr hat ein relativ schwacher Euro noch zu leicht positiven Währungseffekten in den Bilanzen geführt und Exporte ins außereuropäische Ausland beflügelt. Inzwischen hat sich der Trend umgekehrt. Der Euro gewinnt an Kraft und führt bei der Umrechnung von im Ausland erwirtschafteten Umsätzen in die europäische Gemeinschaftswährung zu Einbußen.“

 

Sorgen bereitet Meyer auch die Situation in Großbritannien: „Der nach dem Brexit-Votum erwartete Konjunktureinbruch ist zwar zunächst ausgeblieben. Aber inzwischen sehen wir an vielen Stellen Zeichen für einen kräftigen Dämpfer auf dem britischen Markt – zuletzt sind beispielsweise im Juli die Pkw-Neuzulassungen um gut neun Prozent zurückgegangen, die Ausfuhren deutscher Autos und Autoteile nach Großbritannien sind in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um zehn Prozent gesunken. Für deutsche Unternehmen steht in Großbritannien viel auf dem Spiel, denn sie sind zum Teil massiv vor Ort engagiert.“

 

DAX-Konzerne expandieren weiter: Investitionen und Beschäftigung steigen

Obwohl sich etliche DAX-Konzerne Flexibilisierungs- und Kostensenkungsmaßnahmen verordnet haben, um die Marge zu erhöhen und die eigene Agilität zu steigern, investieren die Unternehmen weiter kräftig – in neue Mitarbeiter und in Forschung und Entwicklung. Die Zahl der Beschäftigten stieg zum Ende des ersten Halbjahres um 3,7 Prozent auf gut 3,8 Millionen. Der starke Zuwachs ist allerdings auch auf Zukäufe zurückzuführen – etwa im Fall von HeidelbergCement oder Vonovia. Immerhin sechs Unternehmen meldeten eine rückläufige Mitarbeiterzahl. Dennoch betont Meyer: „Die DAX Konzerne bleiben Beschäftigungsmotoren – sowohl im In- als auch im Ausland. Ob sich dieser Positivtrend allerdings dauerhaft aufrechterhalten lässt, bleibt abzuwarten. Denn die Digitalisierung führt zwar zunächst zu teilweise erheblichen Investitionen – und gerade im IT-Bereich auch zu Personalaufstockungen. Aber mittelfristig wird die zunehmende Vernetzung und Automatisierung nicht nur in der Produktion zu einem geringeren Bedarf an Mitarbeitern führen.“

Und auch bei den Zukunftsinvestitionen ging es im zweiten Quartal weiter aufwärts: Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stiegen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um sieben Prozent auf 11,7 Milliarden Euro.