Deutsche Bank:

Ausblick Deutschland –

Überhitzungsrisiken drohen

Frankfurt/Main (7.7.17) – 2017 BIP-Prognose +1,6%, Überhitzungsrisiken steigen in 2018. Die deutsche Wirtschaft dürfte auch im zweiten Quartal ihr kräftiges Wachstumstempo beibehalten haben. Insbesondere der Konsum entwickelt sich dank zuletzt wieder sinkender Ölpreise und weiter kräftig steigender Beschäftigung günstiger als erwartet. Wir haben unsere BIP-Prognose für das Gesamtjahr auf 1,6% (1,3%) angehoben, was einer kalenderbereinigten Rate von 2% entspricht. Auch in 2018 dürfte das deutsche BIP mit 1,7% bereits das fünfte Jahr in Folge über der Potenzialrate von 1 ¼% wachsen. Die Outputlücke dürfte dann auf über 2pp steigen. Der enge Arbeitsmarkt könnte bei den Anfang 2018 anstehenden Tarifverhandlungen (Metall, Öffentlicher Sektor und Bau) zu steigenden Lohnabschlüssen von teilweise deutlich über 3% führen. Vor dem Hintergrund zusätzlicher fiskalischer Impulse nach der Bundestagswahl und einer weiterhin extrem lockeren Geldpolitik steigt das Überhitzungsrisiko zumindest in Teilbereichen der deutschen Volkswirtschaft zusehends an. Jedoch dürfte die Inflationsrate bis weit in das Jahr 2018 noch unter 2% liegen, nicht zuletzt weil wir keine Abwertung des EUR gegenüber dem USD mehr erwarten.

Kräftige Hauspreisanstiege in 2017 und 2018. Stärkere Vermögenseffekte? Demnächst könnte der Immobilienboom zusammen mit hohen Erbschaften selbst im konservativen Deutschland zu Vermögenseffekten führen, die das Kauf- und Konsumverhalten der Haushalte beeinflussen. Angesichts der aktuell beginnenden Debatte um die Überhitzung der deutschen Konjunktur könnte die Bedeutung der Immobilienpreise für die Konjunkturforscher zunehmen. Wir haben unsere eigenen Immobilienprognosen in den letzten Jahren stetig erweitert und prognostizieren heute Haus- und Wohnungspreise, Mieten sowie Hypothekenzinsen. Zwar haben unsere Preisprognosen regelmäßig die Tendenz getroffen, aber wir haben die Dynamik systematisch unterschätzt. Auch für 2017 und 2018 könnten unsere Prognosen der Wohnungspreise (jeweils rund 7% pro Jahr) zu konservativ sein.

EZB: Allmählicher taubenhafter Ausstieg. In den vergangenen Monaten straffte die EZB die Geldpolitik: Zuerst verringerte sie das Volumen der Anleihekäufe auf EUR 60 Mrd. pro Monat und im Juni strich sie in der Forward Guidance die Worte „or lower“. Beide Male begründete sie ihre Entscheidung mit deutlich gesunkenen Deflationsrisiken. Trotzdem betonte die EZB bei ihrer Pressekonferenz Anfang Juni die Fortsetzung der lockeren Geldpolitik. Ende Juni allerdings hat Draghi auf der EZB-Jahreskonferenz in Sintra zum ersten Mal den Ausstieg aus der sehr lockeren Geldpolitik angedeutet. Daher haben wir unser Basisszenario für den Ausstieg aus den Anleihekäufen angepasst. Für September erwarten wir, dass eine weitere Verlängerung der Anleihekäufe um sechs Monate für H1 2018 angekündigt wird und das Volumen auf EUR 40 Mrd. fällt. In H2 2018 dürfte das Tempo der Anleihekäufe erneut zurückgehen. Zudem dürfte eine einmalige Anhebung des Einlagensatzes Mitte 2018 erfolgen. Die Anhebung des Hauptrefinanzierungssatzes erwarten wir aber erst für Mitte 2019.