KfW: Kreditneugeschäft mit Unternehmen zeigt überraschende Dynamik – Kreditmarkt gewinnt bis zum Sommer weiter an Schwung

 

 

Frankfurt/Main (26.6.17) – Das von KfW Research geschätzte Kreditneugeschäft (der deutschen Banken und Sparkassen) mit Unternehmen und Selbstständigen hat im 1. Quartal 2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum überraschend stark um 3,1 % zugelegt, nachdem es bereits im Schlussquartal 2016 um 2,6 % gewachsen war. Die Chancen stehen gut, dass der Kreditmarkt den Schwung mit in den Sommer nimmt. Ein Mix aus mehreren Faktoren treibt die positive Entwicklung: Zu guter Konjunktur und der Erwartung steigender Kreditkosten gesellt sich bei gleichzeitigem Verblassen politischer Risiken in Europa nun auch eine immer höhere Investitionsneigung der Unternehmen.

 

„Die Wahlergebnisse der zurückliegenden Monate – sei es in den Niederlanden, in Österreich oder in Frankreich – haben die desintegrativen Kräfte in ihre Schranken verwiesen. Das sind positive Zeichen für Europa und auch für Deutschland“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkwirt der KfW Bankengruppe. „Selbst wer das nicht euphorisch sieht, wird zumindest zugeben müssen, dass sich die politischen Risiken spürbar reduziert haben. Für die Unternehmen sinkt die Unsicherheit und damit die Hürde, sich für mehr Investitionen zu entscheiden. Das Kreditneugeschäft wird davon im laufenden und im nächsten Quartal profitieren.“

 

Auch von Seiten der Kreditkosten dürfte weitere Bewegung in den Kreditmarkt kommen: Schon im letzten Herbst waren die Renditen länger laufender Staatsanleihen aufgrund sich ändernder Erwartungen spürbar gestiegen. Zudem zeigt die Inflation hierzulande sowie im gesamten Euroraum seither erste Normalisierungstendenzen. Das hat die EZB inzwischen bewogen, verbal die Voraussetzungen für einen allmählichen Ausstieg aus ihrer unkonventionellen Geldpolitik zu schaffen.

Jenseits des Atlantiks hat die US-Notenbank ihre Leitzinsen bereits mehrfach angehoben. „Insgesamt stehen die Zeichen auf Zinswende. Die Kreditkosten werden sich perspektivisch verteuern. Das setzt investitionswillige Unternehmen unter – einen für den Kreditmarkt durchaus erfreulichen – Handlungsdruck“, sagt Zeuner.

 

Gleichzeitig hat sich auf der Kreditgeberseite einiges zum Guten verändert. Den Banken hilft erstens die seit der zweiten Jahreshälfte 2016 steilere Zinsstrukturkurve und zweitens der sich fortsetzende Konjunkturaufschwung. Drittens sind die Anleger für die Branche wieder merklich optimistischer geworden, was die starke Performance von Bankaktien seit ihrem zwischenzeitlichen Tiefpunkt kurz nach dem Brexit-Votum widerspiegelt. Alles in allem sollten sich die Kreditvergabemöglichkeiten der Institute damit in letzter Zeit noch einmal verbessert haben. Davon dürften auch die meisten Unternehmensgruppen profitieren.